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Seminarbericht: Afrika – Failed States

"Afrika – Failed States" (zu Deutsch: Afrika - gescheiterte Staaten) war jüngst Thema des zweiten sicherheitspolitischen Seminars nach der Corona-Pause der Landesgruppe Niedersachsen des Reservistenverbandes in der Politischen Bildungsstätte Helmstedt (PBH). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich umfassend mit der politischen und ökonomischen Verfasstheit der afrikanischen Staaten und der sicherheitspolitischen Lage auf dem Kontinent.

Die Bundeswehr bildet im Rahmen der European Union Training Mission malische Soldaten aus

(Symbolfoto: Bundeswehr / Falk Bärwald via flickr)

  • Von Hans Jürgen Vogt, Uwe Leistmann, Manfred Schreiber / red
  • 31.08.2020
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Afrika

Dr. Ralf Bambach war der Referent für die ersten beiden Tage. Souverän, mit profundem Fachwissen, mit Offenheit und auch Humor wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars in die Themen Migration (dazu gehörte auch ein Exkurs zum deutschen Asylrecht und der europäischen Gesetzgebung), afrikanische Konflikte und Terror eingeführt. Willkürlich durch Kolonialmächte gezogene Grenzen seien die Ursache für viele Konflikte auf dem Kontinent. Viele Machthaber behinderten das Erwachsen demokratischer Strukturen.

Eine Exkursion führte die Teilnehmer nach Hannover. Hier trafen sie sich mit Vertretern des Afrikanischen Dachverbandes Nord e.V. Hannover (ADV Nord). Der Verband hat sich als Ziel gesetzt, für ein demokratisches Miteinander einzutreten, gegen Rassismus und Intoleranz zu kämpfen und afrikanischen Bürgern eine hilfreiche und beratende Stütze zu sein. 16 Vereine und viele engagierte Einzelpersonen bündeln beim ADV Nord ihre Kräfte, um gemeinsam zum Wohle Afrikas und afrikanischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu handeln. „Wir stehen unter anderem in Not geratenen Immigranten aus Afrika zur Seite und helfen unseren Mitgliedern bei der Umsetzung von eigenen Projekten“, so ADV Vorstandsmitglied Naadiatou Bawah.

ADV Vorstandsmitglieder v.l. Naadiatou Bawah, Bakari Tangara, John Raymond, Christiane Restle (PBH-Helmstedt), Kavaye Ozong (Foto: Hans-Jürgen Vogt, Manfred Naujock)

Zum Thema afrikanische Konflikte und Entwicklungspolitik war Dr. John Emeka Akude aus Köln als Referent angereist. Dr. Akude hat in Nigeria ein Politikwissenschaftsstudium abgeschlossen und ab 1994 in Köln zum Doktor promoviert. Er lehrte an den Universitäten Köln und Aachen. Er konnte aus eigenen Erfahrungen berichten und den Teilnehmern die schwierigen Verhältnisse in Afrika schildern. Es gibt unterschiedliche Angaben, aber es werden circa 1400 verschiedene Sprachen auf dem Kontinent gesprochen. Die Verständigungsprobleme und die Grenzziehungen ohne Rücksicht auf ethnische Zugehörigkeiten sind heute noch Grundlage für Konflikte. Obwohl Afrika reich an Bodenschätzen ist, entsteht keine Wirtschaftskraft. Die Gebiete mit Bodenschätzen sind oftmals an ausländische Investoren verpachtet und bringen den Staaten verhältnismäßig geringe Einkommen. Hohe Darlehensrückzahlungen an die früheren Kolonialmächte belasten die Staatshaushalte enorm. Tragfähige Strukturen scheitern an Korruption. Macht kann fast nur mit Gewalt und Korruption erhalten bleiben. Deshalb scheitert oftmals auch die deutsche Entwicklungspolitik.

Die Bundeswehr in Afrika

Am Freitagvormittag galt es das Thema „Einsatzort Afrika – Was macht die Bundeswehr in Afrika?“ im Rahmen eines Erfahrungsberichtes zu diskutieren. Hierzu trug Hauptmann Felix Schulte (Name geändert) vor, der Senior Analyst für den afrikanischen Kontinent ist und in verschiedenen Dienststellen der Bundeswehr eingesetzt war. Schulte selbst hat nahezu 600 Einsatztage in Afrika gesammelt. Berichten konnte er von den Einsatzorten Senegal, Mali, Niger und Djobouti. Er hielt hierzu einen lebhaften, sehr informativen und fachlich fundierten Vortrag. Zunächst gab er ein ausführliches Lagebild zur militärischen sowie zur allgemeinen Sicherheitslage im Krisenherd Mali / Sahelzone. Er beschrieb den Auftrag der Bundeswehr in Mali und dem Niger.

Ein Exkurs über eine Evakuierungsoperation von deutschen und europäischen Staatsbürgern aus dem Südsudan in der Vergangenheit verdeutlichte den Zuhörern den facettenreichen und gefährlichen Auftrag, den die Bundeswehr auch außerhalb des eigentlichen Einsatzgebietes mit einer kurzen Reaktionszeit und zum Schutz der zu evakuierenden Staatsbürger unterschiedlicher Nationen erfolgreich durchführen konnte.

Im Anschluss daran berichtete er über die verschiedenen Akteure im Einsatzgebiet und schloss ab mit den bestehenden Konfliktfeldern und ihren Auswirkungen sowie den sich daraus ergebenden Gefahrenpotentialen. Es entstand eine ausgesprochen angeregte Diskussion, die dann durch hochinteressante Video-Sequenzen aus dem Einsatzgeschehen ergänzt werden konnte. Ein gelungener Vortrag und Abschluss des gesamten Seminars.

Gruppenfoto in Hannover (Foto: Hans-Jürgen Vogt, Manfred Naujock)

Die Ausschreibungen zu weiteren Seminaren der PBH finden sich unter: https://www.reservistenverband.de/niedersachsen/termine/

 

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