Feierliche Gelöbnisse: Dank an Reservisten und Bürger

Wie wichtig es ist, den Rekruten und Soldaten öffentlich Solidarität zu bekunden, zeigen die Erfahrungen, die der Reservist Eric* am Tag des Stuttgarter Gelöbnisses machen musste: Er freut sich auf das Ereignis auf dem Ehrenhof des Neuen Schlosses in Stuttgart, bei dem die Rekruten – wie auch er selbst vor einigen Jahren – geloben werden, "der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen".
Doch als Eric in Uniform auf die Straße tritt, wird er von Passanten als "Mörder" beschimpft, den man "in einen Käfig sperren" sollte. Jemand spuckt aus, ein anderer verspottet ihn – "Kuck dir den an!" Eine Ignoranz, die ins Mark trifft: Junge Menschen erfüllen ihre Verantwortung als Staatsbürger und bekennen sich zu Werten wie Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Sie riskieren in Auslandseinsätzen Gesundheit und Leben, sorgen für die Sicherheit unseres Landes und benötigen deshalb nicht nur von der Politik, sondern von der gesamten Gesellschaft Rückhalt.
Betroffen von Demütigungen
Ralf Bodamer, Oberstleutnant der Reserve und Landesvorsitzender des Reservistenverbandes in Baden-Württemberg, äußert sich betroffen über solche Demütigungen. Es mache nachdenklich, wenn man sehe, welche Organisationen zu diesen Gegendemonstrationen aufgerufen hätten: Jugendorganisationen von im Bundestag vertretenen Parteien und von Gewerkschaften. "Dann überlegt man sich natürlich, in wie weit man sich von diesen Organisationen noch repräsentiert fühlt", sagt Ralf Bodamer.
Auch er selbst wurde schon einmal bei einem Gelöbnis als Mörder bezeichnet. Doch er bestärkt seine Kameraden: "Die Rekruten und Reservisten, die beleidigt oder angespuckt werden, zeigen viel Mut, in der Öffentlichkeit in ihrer Uniform aufzutreten. Sie sollten sich nicht demoralisieren lassen und dies weiterhin tun."
Reservist wendet sich bei Beschimpfungen ab
Zum Glück verliefen das Berliner und vor allem auch das Stuttgarter Gelöbnis ohne nennenswerte Übergriffe. Unter den Zuschauern waren viele Angehörige der Reserve und auch die Fahnenabordnung bestand aus Reservisten: Thomas Franck, Oberstabsfeldwebel der Reserve, trug mit zwei Begleitoffizieren die Fahne des Landeskommandos Baden-Württemberg. Wie reagiert er auf Demütigungen durch Demonstranten? "Ich trage die Uniform als Reservist schon über 25 Jahre und glaube, es ist nicht die Öffentlichkeit generell, sondern, mit Verlaub, ein paar verrückte Spinner. Es schockiert mich, dass einige Mitbürger so indoktriniert sind. Wenn Leute mich, wie es mir beim letzten Gelöbnis in München passiert ist, als Mörder bezeichnen und bespucken, wende ich mich einfach ab. Eine Diskussion wäre sinnlos", sagt Thomas Franck.
Für ihn war es eine besondere Ehre, die Fahne des Landeskommandos zu tragen. "Historisch betrachtet, durfte diese Aufgabe immer der mutigste Unteroffizier übernehmen. Die Fahnenbegleitoffiziere waren noch nicht im Hauptmannsrang, hatten sich aber schon ihre Sporen verdient", erzählt er.
Eigentlich sieht Thomas Franck die gegenwärtige Situation positiv: "Nicht alle Gegner werden ausfällig. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Mehrzahl der Bürger hinter der Bundeswehr und auch hinter den Gelöbnissen steht." Beweis genug ist die große Teilnehmerzahl bei den diesjährigen Feierlichen Gelöbnissen in Berlin und Stuttgart.
Nachnamen genannt werden
Bild: Gelöbnis am 30. Juli auf dem
Ehrenhof des Neuen Schlosses
in Stuttgart (Foto: Johann Michael Bruhn)