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Fernmelder zogen beim Skispringen in Oberstdorf die Strippen

Die Geschichten aus der Wehrdienstzeit - jewiels auf der letzten Seite der loyal - rufen bei vielen Lesern Erinnerung an die eigene Zeit bei der Bundeswehr wach. Wir bedanken uns für die vielen Zusendungen. Unter ihnen war folgende eine Geschichte von Bernd Beckmann, Gefreiter d.R. und Reserveunteroffizieranwärter. Sie erzählt von einem außergewöhnlichen Einsatz bei einem internationalen Skispringen in Oberstdorf.

Bernd Beckmann und seine Kameraden haben am Sprunghang die Leitung verlegt.

(Foto: privat)

Sprechzelle am Schanzenturm.

(Foto: privat)

Bernd Beckmann leistete im Februar 1961 seinen Wehrdienst als Fernmelder, als folgender überraschender Befehl kam: „Kameraden, wir sind nächste Woche zur Internationalen Skiflugwoche nach Oberstdorf abgestellt und bauen dort die Telefonverbindungen auf.“

Oberstdorf im Allgäu hatte seit 1950 eine Skisprungschanze in Form einer riesigen Holzkonstruktion und führte das Skifliegen seit diesem Zeitpunkt mit internationaler Beteiligung durch. Die Zuschauerzahlen gingen damals schon in die Zehntausende. Es war damals offensichtlich üblich, dass man sich an die Bundeswehr um Unterstützung wandte und die auch ohne große Formalitäten geleistet wurde.

Fernsprechverbindungen von Kampfrichterturm zum Sprungturm

Auftrag war es, die Fernsprechverbindungen von Kampfrichterturm zum Sprungturm, zur Kontrollbühne beim Absprung, zu einem abgesetzten Podest für die Messung der Windgeschwindigkeit und zu den Weitenmessern im Auslauf herzustellen – insgesamt etwa fünfzehn Sprechstellen und einen Anschluss an das öffentliche Telefonnetz. Die Sprechstellen bestanden jeweils aus einem Bundeswehr-Feldfernsprecher mit der üblichen Kurbel für den Anruf. Eine Vermittlung war nicht vorgesehen.

Soweit war es allerdings am ersten Tag noch nicht. Der Fernmelder waren mit dem Verlegen der Leitungen beschäftigt. Die Strecke von Auslauf bis zum Fuß des Sprungturmes bestand aus einem serpentinenförmigen Trampelpfad, wobei sie das Feldkabel allerdings in Falllinie in den Bäumen verlegten. „Der steile Anstieg machte es dem Mann mit Rückentrage und Kabeltrommel nicht leicht, wir zogen und schoben ihn den Hang hinauf. Oben angekommen hieß es noch den Sprungturm zu erklimmen. Dabei waren die Fernsprechkabel fachgerecht zu verlegen und zu fixieren; das war natürlich Routine. Schließlich war aber alles geschafft und die Sprechproben waren zufriedenstellend“, schildert Beckmann.

Der Wind pfiff durch die offene, fensterlose Holzkonstruktion

Es folgten Tage mit Probe- und Trainingsspringen und der Wettbewerb. Die internationale Elite der Skispringer oder besser Skiflieger war vor Ort. Ein begehrter Platz für die Soldaten war der hölzerne, dreistöckige Kontrollturm. Irgendwelchen Komfort gab es nicht. Der Wind pfiff durch die offene, fensterlose Holzkonstruktion. Einziger Luxus war ein Pinkelbecken, bei dem später bei Benutzung eine undichte Stelle auffiel, was die Kampfrichter und Medienvertreter ein Stockwerk tiefer unangenehm zu spüren bekamen. Für Frauen stand nichts Ähnliches zur Verfügung.

Während des Springens hatten die Soldaten Dienst an den Telefonen oder bedienten diese durch Weitergabe der Meldungen selbst. Bernd Beckmann saß in der obersten Etage des Sprungturms. Die internationale Springerschaft quetschte sich in der Enge des Turmes an den deutschen Soldaten im Dienstanzug vorbei. „Dabei fiel manch nettes Wort und Grußformel und auch meine hingereichte Autogrammpostkarte wurde gerne unterzeichnet“, schildert Beckmann.

Telefonnetz der Bundeswehr bewährt sich nach einem Sturz

Er war an einem Telefon der Weitenmessung als sich bei einem Skispringer beim Aufsetzen die Skier lösten. Der Athlet stürzte, überschlug sich mehrmals und blieb am flachen Hang liegen. Die Schanze wurde sofort gesperrt und der Rettungsdienst angefordert. Das Telefonnetz der Bundeswehrsoldaten hatte sich bewährt.

Nicht ganz so reibungslos verlief die Abreise der Zuschauer. Da der zuvor gefrorene Boden aufgetaut war, wühlten sich viele Fahrzeuge durch den Schlamm. Einige blieben stecken, sodass die Fernmelder mit ihren Unimogs sie herausziehen mussten.

Wenn Sie auch eine Geschichte aus Ihrer Wehrdienstzeit erzählen oder etwas zu den Waffen, Geräten und Fahrzeugen aus der Anfangszeit der Bundeswehr berichten wollen, schreiben Sie eine E-Mail an presse@reservistenverband.de

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