Flüchtlingshilfe: Ohne Reserve geht es nicht
Die Flüchtlingshilfe hat sich seit dem vergangenen Sommer zu einer Aufgabe nationaler Tragweite entwickelt. Im September sicherte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Unterstützung durch die Bundeswehr zu. Bis zu 7.000 Soldaten sind seither bundesweit in der Flüchtlingshilfe im Einsatz. Die Unterstützungsleistungen sind vielfältig: von Abstellungen ins Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, in Registrierungsstellen der Länder, in den Sanitätsdienst oder diversen anderen Projekten. Koordiniert und gesteuert werden die Hilfsleistungen im Kommando Territoriale Aufgaben. Das Kommando ist der militärische Partner in der zivil-militärischen Zusammenarbeit und Schnittstelle für die Amtshilfeanträge, in dessen rechtlichem Rahmen Flüchtlingshilfe geleistet wird.
"Alles, was an Amtshilfe im Inland zu leisten ist, beispielsweise in Fällen von Katastrophen oder Notlagen, läuft bei uns zusammen. Im Moment sind wir durch die Flüchtlingshilfe und mit zunehmenden Auslandseinsätzen bis ans Äußerte gefordert. Wir brauchen die Reserve, um die Durchhaltefähigkeit der Truppe sicherzustellen", sagte der stellvertretende Kommandeur und Verantwortliche für Reservistenangelegenheiten Brigadegeneral Gerd Kropf während der Informationsveranstaltung zur Unterstützung der Bundeswehr im Rahmen der Flüchtlingshilfe. Im Dezember hatte er eigens 770 Reservisten angeschrieben und eingeladen. 60 waren nun der Einladung gefolgt. 60, die zumindest schon einmal in Aussicht gestellt hatten, Zeit und Interesse an dieser Aufgabe zu haben.
Konkreter Bedarf
Dem Kommando Territoriale Aufgaben sind die Landeskommandos in den 15 Bundesländern unterstellt. Sie sind Ansprechpartner für die Innenministerien der Länder. In Berlin übernimmt diese Aufgabe die Abteilung Standortaufgaben. Das heißt, sie informieren über die zur Verfügung stehenden Kräfte und Fähigkeiten, nehmen Anträge auf Hilfeleistungen entgegen und leiten entsprechende Maßnahmen in die Wege.
Anwesend bei der Veranstaltung waren auch Vertreter der Landeskommandos Saarland, Bremen, Hamburg sowie aus der Abteilung Standortaufgaben Berlin und der Operationszentrale im Kommando Territoriale Aufgaben. Dort sucht man ganz konkret nach Unterstützung durch unbeorderte Reservisten, insbesondere für Führungs-, Leitungs-, Steuerungs- und Kommunikationsaufgaben. Die Rahmenbedingungen wurden klar gesteckt: von mindestens sechs Wochen bis zu sechs Monaten sollten Interessierte verfügbar sein. "Dafür brauchen Sie keine zusätzlichen Lehrgänge, die Ausbildung und Einweisung erfolgt am Arbeitsplatz", erklärte Brigadegeneral Kropf. "Das ist keine Magie. Das ist normale Stabsarbeit die mal mehr und mal weniger hektisch ist. Sie sind das Verbindungselement zu den zivilen Behörden."
Alle Fragen klären
Direkt vor Ort konnten sich Interessierte mit ihren Landeskommandos in Verbindung setzen und näher informieren. Vertreter des Bundesamtes für Personalwesen der Bundeswehr klärten über Besoldung, Prämien und Zuschläge auf – durchaus auch mit konkreten Zahlen – und ein Experte für wehrrechtliche Fragen wies auf die juristischen Rahmenbedingungen bei Beorderung und Heranziehung hin. Auch das Karrierecenter der Bundeswehr Berlin klärte über wichtige Eckdaten auf.
Hauptfeldwebel d.R. Björn Stanelle aus Hamburg zeigte sich begeistert: "Meine Erwartungen wurden absolut erfüllt. Ich werde gleich am Montag in mein zuständiges Karrierecenter gehen und mich beordern lassen." Der Sozialpädagoge hat bis 2007 als Soldat auf Zeit in der Bundeswehr gedient. Auch die Stabsfeldwebel d.R. Hartmut Selinger aus Potsdam und Erwin Schulz aus Werder, beides ehemalige Berufssoldaten, waren von der Veranstaltung angetan. "Alle Fragen wurden geklärt, die Veranstaltung war sehr gut", sagte Selinger. Sein Kamerad Schulz, mittlerweile Pensionär, ergänzte schmunzelnd: "Wir werden den nächsten Schritt gehen. Wir haben ja Zeit."
Dazu: Kurzinterview mit Brigadegeneral Gerd Kropf
Bild oben:
Brigadegeneral Gerd Kropf begrüßt Teilnehmer bei der
Info-Veranstaltung in der Berliner Julius-Leber-Kaserne.
(Foto: Arno Kehrberg)