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Die Reserve

Für diese Wallfahrt muss man nicht religiös sein

Vom 10. bis zum 16. Mai 2023 sind Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr bei der 63. Internationalen Soldatenwallfahrt im südfranzösischen Lourdes. Sie treffen sich mit tausenden Kameradinnen und Kameraden aus bis zu 40 Nationen, um gemeinsam für den Frieden auf der Welt zu beten, miteinander zu reden oder die Atmosphäre des Ortes aufzunehmen.

Die internationalen Begnungen und die zahlreichen Gottesdienste stehen im Mittelpunkt bei der Soldatenwallfahrt nach Lourdes.

Foto: Dieter Hillebrand

Schon die gemeinsame Anreise im Sonderzug ist das erste Erlebnis der Wallfahrt und das Leben im Zeltlager folgt nahtlos. Anmeldungen nehmen alle Katholischen Militärpfarrämter entgegen. Die Wallfahrt ist eine seit 1958 in der Bundeswehr bestehende Tradition. Sie steht allen aktiven Soldatinnen und offen, unabhängig von Konfession, Religion oder Glauben. Unter bestimmten Bedingungen können auch Reservistinnen und Reservisten mitmachen.

Reservistinnen und Reservisten, die der Dienstleistungsüberwachung gem. § 77 Soldatengesetz (SG) unterliegen und die in einem Zeitraum von zwölf Monaten vor bzw. nach der Soldatenwallfahrt 2023 einen Reservistendienst (entweder „Wehrübung“ oder Einsatz) von mindestens zwei Wochen geleistet haben oder leisten werden, können unter Beachtung der verfügbaren Plätze teilnehmen. Folgende Regelungen gilt es zu beachten: In der Zeit, in der Reservistinnen und Reservisten Reservedienst leisten (RDL), sind sie auf die Reservistendienstleistung begrenzt im Status einer Soldatin bzw. eines Soldaten. Die Ableistung von Reservistendienst ausschließlich oder überwiegend zum Zwecke der Wallfahrt nach Lourdes ist nicht zulässig.

Angebot der Militärseelsorge

Für jede Pilgerin und für jeden Pilger gilt zunächst als Eigenleistung ein Grundpreis in Höhe von 240 Euro im Zeltlager und 710 Euro im Hotel. Eine nachgewiesene Ermäßigung auf den Grundpreis wird gewährt, wenn ein oder mehrere Kriterien erfüllt sind. Treffen mehrere Kriterien zu, addieren sich die Ermäßigungen. Als Mindeststandard gilt zum Schutz vor einer Infektion mit Covid-19: Nur vollständig geimpften oder genesenen Personen ist die Teilnahme an der Wallfahrt vorbehalten (gegebenenfalls weitere Vorgaben anhand eines laufend aktualisierten Hygienekonzepts). Seit 1958 fand die Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes fast jedes Jahr statt. Im Mittelpunkt stehen seitdem das gemeinsame Gebet für den Frieden und die internationale Begegnung. Die Wallfahrt entstand aus einer Initiative französischer und deutscher Militärseelsorger nach dem Zweiten Weltkrieg, um einen Beitrag zu Verständigung und Versöhnung in Europa zu leisten.

Weitere Infos gibt es unter www.katholische-militaerseelsorge.de

Seit vielen Jahren mit dabei

Dieter Hillebrand gehört zu denjenigen, die seit vielen Jahren an der internationalen Begegnung teilnehmen. Als er zum ersten Mal nach Lourdes fuhr, diente er noch als aktiver Soldat im Gebirgsbeobachtungsbataillon 83 in Landsberg am Lech. Damals sah der Leutnant d.R. ein Plakat beim Standortpfarrer, das auf die Soldatenwallfahrt hinwies. Er sei neugierig geworden und habe sich mit dem Standortpfarrer unterhalten, schildert der Reservist aus Kaufbeuren. Damals war eine Teilnahme nicht so einfach. Soldaten waren nicht in allen Einheiten abkömmlich. Dieter Hillebrand bekam für die Soldatenwallfahrt Sonderurlaub und nahm seitdem jedes Mal teil.

„Die Soldatenwallfahrt ist die beste Erholung, die ich im Jahr habe“, sagt Hillebrand. Das soll diesmal vom 10. bis 16. Mai wieder so sein. Wie in den vergangenen Jahren fahren die Soldatinnen und Soldaten mit einem Sonderzug nach Lourdes. Vor Ort gibt es die Möglichkeit, im Zeltlager oder in einem Hotel zu übernachten. Auf dem Zeltplatz hat jede teilnehmende Nation ihren eigenen Zeltbereich. Egal ob aus Frankreich, Polen, Kroatien und aus weiteren Nationen, für Dieter Hillebrand ist die Begegnung mit Kameradinnen und Kameraden aus unterschiedlichen Streitkräften das Besondere an der Soldatenwallfahrt.

Aus seiner Sicht müsse man für die Pilgerfahrt nicht unbedingt religiös sein. „Man lernt andere Menschen und Eindrücke kennen, kann sich gegenseitig austauschen und auch gemeinsam Spaß haben“, beschreibt Hillebrand die internationale Atmosphäre in Lourdes. Natürlich stehen die seelsorgerischen Angebote im Vordergrund. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können vor Ort zwischen verschiedenen Veranstaltungen wählen, die von Seelsorgern angeboten werden. Diese werden auf dem Zeltplatz aktuell auf einem Flipchart angezeigt. Gab es früher ein gedrucktes Programmheft und ein Soldatengesangsbuch, können die Teilnehmer nun diese Informationen auch aus einer App beziehen. Es gibt Gottesdienste und Seelsorge-Angebote in der jeweiligen Landessprache und mehrsprachige Gottesdienste. Höhepunkte für Dieter Hillebrand waren in der Vergangenheit die Wanderung auf den Pic du Jer mit Berggottesdienst, die Fußwallfahrt und das Abschlusskonzert der deutschen Militärmusikerinnen und -musiker. Bei der 63. Soldatenwallfahrt wird das Marinemusikkorps Wilhelmshaven auftreten.

Innere Einstellung und vorbildliches Verhalten

Der Ort Lourdes ist berühmt für seine Marienfigur in der Grotte von Massabielle, an der der heiligen Bernadette von Soubirous die Gottesmutter erschienen ist. „Es ist sinnvoll, abends oder bei Dunkelheit dorthin zu gehen. Dann sind weniger Leute vor Ort und man kann sich richtig Zeit nehmen, um in sich zu gehen“, weiß Dieter Hillebrand. Auf seinen vergangenen Wallfahrten nahm er sich ebenfalls viel Zeit für den so genannten Heiligen Bezirk mit der Rosenkranz-Basilika und der Maria-Empfängnis-Basilika. Die Veranstaltungen vor Ort sind freiwillig. Man muss nicht daran teilnehmen, kann jederzeit in die Stadt gehen. „Geschickt wäre es, sich dann abzumelden, damit man weiß, wo derjenige ist“, sagt Dieter Hillebrand. Die aktuellen Weisungen stehen in der PMI-App und den Anweisungen des Gesamtleitenden und der militärischen Gesamtleitenden ist Folge zu leisten.

Hillebrand spricht aus seiner Erfahrung als Zelt- oder Wagenältester. Die Ältesten sind wie die Leitenden so etwas wie Vorgesetzte für die Soldatinnen und Soldaten, die an der Pilgerfahrt nach Lourdes teilnehmen. Das sind erfahrene Wallfahrer, die den jeweiligen Leitenden vor Ort zuarbeiten und sie zu unterstützen. Dabei geht es zum Beispiel um Verpflegung oder Versorgung. Aus Hillebrands Sicht ist es selbstverständlich, dass sich die Teilnehmer während der Wallfahrt benehmen. Zum vernünftigen Verhalten gehört seiner Meinung nach, dass man nicht über die Stränge schlägt. Da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Wallfahrt Uniform tragen, sollte ein in Haltung und Auftreten vorbildliches Verhalten selbstverständlich sein. Dieter Hillebrand möchte hier mit gutem Beispiel vorangehen. „Dazu gehört eine entsprechende Einstellung. Die habe ich“, sagt der Leutnant der Reserve.

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