Gegenseitiges Kennenlernen statt „blinder“ Beorderung
Wie sieht der Reservistendienst in einem nicht-aktiven Infanterieverband aus? Einen Eindruck davon haben sich 20 Reservisten beim Jägerbataillon 921 (JgBtl 921) verschafft. Die Beorderungswilligen kamen zur Kandidatensichtung nach Schwarzenborn - die war aber weniger ein „Casting“ als ein gegenseitiges Kennenlernen.
Nach einer kurzen Vorstellung des Bataillons im Unterrichtsraum informierten die „921er“ über ihr Ausbildungskonzept zum Erwerb der ATN/TIVID Jägersoldat und über die unterschiedlichen Möglichkeiten für ein Engagement im Bataillon. Um den Interessenten ein möglichst authentisches Bild von den Anforderungen zu vermitteln, die der Dienst in einem Infanterieverband mit sich bringt, ging es danach auf den Standortübungsplatz. Intensive Ausbildung auf der Hindernisbahn gehörte ebenso zum praktischen Dienst, wie militärische Bewegungslehre, Schießen am Simulator, ein Marsch und das abschließende Zusammenfassen aller Elemente in einem Militärparcours. So konnte sich das Ausbildungs- und Leitungspersonal ein gutes Bild von der Leistungsfähigkeit der einzelnen Interessenten und den Abholpunkten für die zukünftige Ausbildung machen. „Ich bin froh mich entschieden zu haben, die Hindernisbahn mit ins Programm zu nehmen. Man konnte förmlich beobachten, wie die Teilnehmer in kürzester Zeit zusammengefunden haben und sich eine großartige Kameradschaft geformt hat“, sagte Leutnant d.R. Sebastian Kellner, Personaloffizier und Leitender der Veranstaltung.
Während die Kandidatensichtung in vollem Gange war, erhielten auch Teile der 2./921 eine Schießausbildung am G36 gemäß dem neuen Ausbildungskonzept der Bundeswehr. Während die Teilnehmer der Kandidatensichtung und die schießende Abteilung den Tagesdienst also getrennt verbrachten, gab es beim Kameradschaftsabend nach Dienstschluss die Gelegenheit zum Kennenlernen. In geselliger Runde hatten die beorderungswilligen Kameraden Zeit für einen ungezwungenen Austausch mit den „alten Hasen“ und konnten damit ihre Eindrücke abrunden.
Erfolg für Teilnehmer und Bataillon
Das Feedback der Teilnehmer fiel am Ende der Veranstaltung einstimmig positiv aus. Das Ausbildungs- und Leitungspersonal wurde nicht nur für die reibungslose Organisation und transparente Kommunikation im Vorfeld gelobt. Auch die Kompetenz in der Ausbildung und die persönliche Haltung der Dienstgrade konnte die Interessenten überzeugen. Entsprechend groß war der Andrang bei den individuellen Personalgesprächen. Nahezu alle Teilnehmer wollten in Schwarzenborn bleiben und den allermeisten konnte eine Beorderungsperspektive aufgezeigt werden.
Auch den Kameraden, bei denen persönliche Schwerpunkte oder der Verwendungsaufbau einer militärischen Zukunft beim JgBtl 921 im Weg stehen, konnten Anlaufpunkte in anderen Reserveverbänden aufgezeigt werden, so dass niemand mit leeren Händen nachhause gehen musste. Die Kompanien des Verbandes freuen sich nun auf die im Zulauf befindlichen neuen Kameraden und der Personaloffizier hat schon den nächsten Durchlauf im Blick. „In der zweiten Jahreshälfte werden wir diese Veranstaltung wiederholen. Ich habe schon wieder fast 50 Kandidaten erfasst und freue mich darauf, auch im nächsten Halbjahr wieder viele neue Gesichter bei uns begrüßen zu dürfen“, sagte Kellner.
Über das JgBtl 921
Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr und der Umsetzung der Realisierungsplanung „HEER2022“ wurde das Jägerbataillon 921 (na) am 25. Juni 2015 am Standort Schwarzenborn aufgestellt. Dieses Datum jährt sich im Sommer zum 7. Mal. Seit Indienststellung des Ergänzungstruppenteils ist der Beorderungsstand auf den 650 Dienstposten des Bataillons beträchtlich angewachsen. Dafür braucht es natürlich motivierte Reservisten, die nicht nur beorderungswillig sind, sondern auch dazu bereit, sich in und außer Dienst für ihren Verband einzusetzen.
Weg von der „blinden Beorderung“
In der ersten Zeit nach der Aufstellung war es gelebte Praxis, Interessenten bei entsprechender Eignung nach Aktenlage ohne näheres Kennenlernen zu beordern. Zu fordernd waren die anderen Aufgaben, die mit der Aufstellung des jungen Verbandes einher gingen und zu groß der Personalbedarf, um eine individuelle Auswahl vorzuschalten. Schon bald zeigte sich jedoch, dass man so weder den Ansprüchen eines Jägerbataillons noch den Interessen der einzelnen Reservisten gerecht werden konnte. Daher ging man dazu über, beorderungswillige Reservisten im Rahmen einer „Schnupperübung“ zu einem Bataillonsvorhaben einzuladen und im Anschluss in einem Personalgespräch persönliche Erwartungen und eine mögliche Beorderungsperspektive zu erörtern.
Dank der engagierten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit stieg zuletzt die Bekanntheit des Verbandes und auch der Zulauf beorderungswilliger Reservisten, die bei den Jägern in Schwarzenborn eine neue militärische Perspektive suchten, nahm immer weiter zu. Um dem Informationsbedarf der potenziellen neuen Kameraden gerecht werden zu können und gleichzeitig die reibungslose Durchführung der eigentlichen Übungsvorhaben nicht zu gefährden, haben die Jäger nun also eine zentrale Veranstaltung zur Kandidatensichtung, je nach Bedarf in halbjährlichen Turnus, ins Leben gerufen.
Mitmachen
Sie haben Interesse das JgBtl 921 selbst kennenzulernen oder möchten beordert werden? Mit der Adresse interesse@jgbtl921.de hat das Bataillon eine zentrale Beratungsstelle für alle interessierten Reservistinnen und Reservisten geschaffen.