Gemeinsam und verbunden
Die erste Etappe des Marsches zum Gedenken ist geschafft. 33 Kilometer haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am ersten Abend in den Beinen. Von Ermüdung ist jedoch keine Spur.
„Die Motivation unter den Teilnehmern ist spürbar groß. In den Ortschaften, durch die wir marschiert sind, haben wir von der Bevölkerung großen Zuspruch erfahren. Auch die Unterstützung durch die Kameraden der Polizei, die unsere Marschgruppe absichern, war wieder großartig. Das spornt die Marschierer zusätzlich an. Wir freuen uns sehr auf die kommenden Etappen,“ erzählt Hauptfeldwebel Stephan Matz, Vorsitzender der Reservistenarbeitsgemeinschaft Military Brotherhood (MBG), den Erfindern des Marsches zum Gedenken.
Bereits zum zweiten Mal marschieren sie zum Gedenken an die infolge der Ausübung des Dienstes verstorbenen Kameradinnen und Kameraden. Neu ist, dass aktive Soldatinnen und Soldaten sowie Reservistinnen und Reservisten neben den 111 im Einsatz gefallenen Soldaten auch ganz offiziell in Erinnerung aller 3.292 Bundeswehrangehöriger marschieren, die infolge der Ausübung ihres Dienstes ihr Leben gelassen haben. Schilder mit Namen der Verstorbenen tragen sie während des Marsches auf der Brust. Unterstützt durch den Reservistenverband und das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr marschieren insgesamt 150 Kameradinnen und Kameraden vom Truppenübungsplatz Lehnin bis zum Ehrenmal der Bundeswehr im Verteidigungsministerium. Die Marschstrecke beträgt ungefähr 110 Kilometer. Dabei findet der Marsch ganz bewusst in der Öffentlichkeit statt. „Soldatinnen und Soldaten leisten einen wichtigen Dienst für die Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger“ erklärt Vizepräsident für Betreuung und Fürsorge im Reservistenverband Hauptmann d.R. Fabian Forster, der den Marsch leitet. „Dafür verdienen sie die Anerkennung der Gesellschaft. Dazu gehört auch, dass wir denjenigen ein ehrendes Andenken bewahren, die infolge der Ausübung dieses Dienstes ums Leben gekommen sind.“
Starke Kameradschaft
Die erste Etappe des Marsches ist nun geschafft. Doch was motiviert Soldatinnen und Soldaten sowie Reservistinnen und Reservisten am Marsch teilzunehmen? „Ich marschiere beim Marsch zum Gedenken für einen Kameraden, den ich von einem gemeinsamen Lehrgang kenne. Er gehörte wie ich der Feldjägertruppe an und kam 2011 im Afghanistan-Einsatz ums Leben“, beschreibt Hauptfeldwebel Ina Frede. Sie sei sehr stolz, sein Namensband auf dem Marsch zu tragen und so sein Andenken lebendig halten zu können. „Mein Marschzug ist eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus Soldaten, Soldatinnen und Reservisten aller Dienstgrade und Truppengattungen – von einer Obergefreiten im neunten Dienstmonat bis zu altgedienten Soldaten. Im Zug sind alle hoch motiviert, die Kameradschaft ist super“, sagt sie. Frede ist seit 17 Jahren bei der Bundeswehr, war 2006 selbst in Bosnien im Auslandseinsatz und dient aktuell beim Kommando für Territoriale Aufgaben der Bundeswehr.
Auch der ranghöchste Marschteilnehmer, Brigadegeneral Richard Frevel, Abteilungsleiter beim Kommando Luftwaffe beschreibt seine ganz persönliche Motivation. „Als ich vom Marsch zum Gedenken erfuhr, war zwei Tage zuvor ein Eurofighter-Pilot bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Zusammen mit vier weiteren Kameraden aus meiner Abteilung habe ich mich sofort entschlossen, mich für den Marsch anzumelden. Ich finde es wichtig, dass auch Offiziere der höchsten Führungsebene durch ihre aktive Teilnahme ein Zeichen setzen. In der Marschgruppe bin ich aber ein normaler Marschteilnehmer wie jeder andere. Ich fühle mich sehr wohl, alles ist sehr gut organisiert und klappt wie am Schnürchen.“ Brigadegeneral Frevel ist in seinem 40. Dienstjahr und war im Sudan im Einsatz.
Auch Reservisten unter den Marschierern
Neben aktiven Soldatinnen und Soldaten sind unter den Marschierern auch Reservisten vertreten. „Beim Marsch zum Gedenken bin ich bereits das zweite Mal dabei. Meine Beweggründe haben mit zwei persönlichen Erfahrungen während meiner aktiven Dienstzeit zu tun, über die ich aber nicht so gerne spreche. Als ich letztes Jahr vom Marsch zum Gedenken erfahren habe, war ich sofort begeistert“, erzählt Hauptgefreiter d.R. Markus Eberschneider, aktiver Reservist beim Wachbataillon, und erklärt: „Die Kameradschaft, die ich letztes Jahr auf dem Marsch erlebt habe, war atemberaubend. Kameraden, die sich gerade mal wenige Tage kannten, waren bereit, füreinander da zu sein, dem anderen ein offenes Ohr für seine Sorgen und Nöte zu schenken. So etwas erlebt man nicht alle Tage. Letztes Jahr habe ich auch viele Kameraden kennengelernt, die über den Marsch den Weg in die aktive Reservistenarbeit gefunden haben und sich im Wachbataillon beordern ließen. Als es hieß, dass es dieses Jahr einen zweiten Marsch geben würde, war für mich klar, dass ich wieder dabei sein würde. Auf der ersten Etappe haben wir durchweg positive Reaktionen erlebt – Kinder, die am Straßenrand standen und geklatscht haben oder Autofahrer, die uns zugewunken haben. Jeder, der am Marsch teilnimmt, fühlt sich sofort als Teil der Sache – egal ob Reservist oder aktiver Soldat“, beschreibt Eberschneider seine Eindrücke und persönlichen Beweggründe.
MBG-Vorsitzender Stephan Matz, der insgesamt in fünf Einsätzen im Kosovo und in Afghanistan war, zeigt sich auch dieses Jahr begeistert von den Eindrücken während des Marsches. „Nachdem der erste Marsch zum Gedenken letztes Jahr ein voller Erfolg wurde, war für uns klar, dass er in Zukunft jedes Jahr stattfinden muss! Deshalb sind wir sehr froh über den großen Zuspruch, den der Marsch auch dieses Jahr erfährt.“
Den Abschluss des Marsches markiert in diesem Jahr eine feierliche Gedenkveranstaltung auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks vor dem Ehrenmal der Bundeswehr, an der auch der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Peter Tauber sowie Verbandspräsident Oberst d.R. Oswin Veith, MdB, teilnehmen werden.