Gemeinsam Zukunft der Reserve gestalten
Es begann mit einer Vision. Deutschland im Jahr 2026. „Wir leben in einer Zeit hoch komplexer Bedrohungen und rascher Lageveränderungen“, sagte Verbandspräsident Oberst der Reserve Oswin Veith, MdB und unterstrich weiter: „Das erfordert, dass wir unser Denken anpassen und vielleicht auch mal einen Schritt weg vom Geländer wagen müssen.“ Das tat er dann auch: Der Vielzahl an vielschichtigen Krisen und Konflikten, an multidimensionalen Bedrohungen werde Deutschland begegnen müssen. Die Schutzbedürftigkeit der Menschen habe dabei oberste Priorität. „Ich träume davon, dass 2026 in jedem Bundesland ein Landesregiment mit einem charismatischen Kommandeur, einer Truppenfahne und einem Verband zwischen 800 und 2000 Reservisten zur Unterstützung von Polizei und Bundeswehr in Notlagen vorhanden ist“, sagte der Bundestagsabgeordnete.
"Reservisten leisten einen fabelhaften Dienst"
Diese Vision von einer Strategie zum Schutz der Bevölkerung, die das veränderte Sicherheitsumfeld berücksichtigt, erfordere zunächst „eine feste, gemeinsame Stimme in diesem tosenden Grundrauschen an komplexen Bedrohungen“. In ihrer Begrüßungsrede hatte die Ministerin zuvor bereits die Bedrohungslage umrissen und betont: „Ob in den Auslandseinsätzen in Mali, Afghanistan, den Operationen der Marine im Mittelmeer oder bei der Flüchtlingshilfe im Inland: Überall sind Reservisten, die einen fabelhaften Dienst leisten“, sagte sie. „Diese vielen Aufgaben – Außen und in der Amtshilfe im Inneren – sind eine starke Leistungsbilanz und ohne unsere Reserve wäre das niemals möglich gewesen.“ Die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt nahm sich viel Zeit für ihre Reserve. Gemeinsam mit dem Stellvertreter des Generalinspekteurs, Generalleutnant Markus Kneip, und Verbandspräsident Veith stellte sie sich den Fragen der Teilnehmer.
Emotionen wecken
Vom Traum ging es zur Faktenlage: Die Reserve als wichtiger Partner der Bundeswehr kann gerade auch in der Amtshilfe eine wichtige Säule werden, die weiter gestärkt werden müsse. Veith sagte: „Das bedeutet aber auch: Wir als Reservistenverband müssen den Reservistinnen und Reservisten in Deutschland eine militärische Heimat bieten, eine Plattform, die sie in ihren Werten und Orientierungen verbindet.“ Die zukünftige Einsatzfähigkeit der Reserve in Deutschland ist geknüpft an die Emotionen, mit denen man Reservisten – insbesondere die Allgemeine Reserve und auch Ungediente – überzeugen kann, sich zu engagieren. „Diese Emotionen, diese Begeisterung müssen wir wecken.“
Die Reserve immer mitdenken
Die Ministerin stellte fest, dass bei all den Veränderungen, Anpassungen und Trendwenden in der Bundeswehr immer auch die Reserve „mitgedacht“ werden muss. Eine neue Konzeption der Bundeswehr erfordere in Folge auch eine neue Konzeption der Reserve, in der man die Gegebenheiten, die sich verändert haben, berücksichtigt. Die Reserve mit einzuplanen betreffe auch den Aspekt der Trendwende Personal. „Wir haben die Stellen für Reservisten aufgrund der hohen Nachfrage bereits für 2017 um 500 auf 3000 erhöht. Das war eigentlich erst für 2018 geplant. Wir brauchen Flexibilität“, sagte sie.
Reservistendienst weiter flexibilisieren
Flexibilität war ein Schlüsselbegriff der Veranstaltung: Auch Generalleutnant Kneip betonte immer wieder die Notwendigkeit beispielsweise bei Gesundheitsfragen, Teilzeitmodellen und dem Aufbau einer Cyberreserve flexibel zu sein. „Wir müssen darauf antworten, was sie brauchen“, sagte auch die Ministerin und forderte die Teilnehmer dazu auf, gemeinsam die Zukunft der Reserve zu gestalten. Sie ließ sich sogar spontan zu einem Vorschlag hinreißen: Die Ausführung eines Workshops unter Federführung des Verteidigungsministeriums, in dem man sich über die wichtigen Themen der Zukunft der Reserve austauschen und konkrete Vorschläge entwickeln könnte.
Zwei Tage Gedankenaustausch
Die Jahrestagung der Reserve der Bundeswehr zog sich über zwei Tage hin. Neben Bundesministerin von der Leyen, Verbandspräsident Veith und dem Stellvertreter des Generalinspekteurs Generalleutnant Kneip sprachen am ersten Tag Generalmajor a.D. Rainer Fiegle, der Vorsitzende des Beirats Reservistenarbeit beim VdRBw, sowie die hochkarätigen externen Vortragenden Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium der Finanzen, sowie Dr. Frank-Jürgen Weise, Leiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sowie Vorstandsvorsitzender der Agentur für Arbeit. Weise wurde nach Abschluss seiner Rede aufgrund seines diesjährigen 65. Geburtstages gemeinsam von Generalleutnant Kneip und Verbandspräsident Veith aus dem Reserveverhältnis entlassen. Die beiden Gastredner sprachen über den Verteidigungshaushalt und die Integration des Reservistendienstes in das Berufsleben.
Fachvorträge aus der Praxis
Der zweite Tag zeichnete sich dadurch aus, dass von Generalleutnant Kneip und Verbandspräsident Veith viel Raum für kritische Fragen gelassen wurde. Fragen nach der Ansprache unbeorderter Reservisten und Ungedienter wurden ebenso erörtert, wie die Sorgen und Anmerkungen aus dem Alltag des Reservistendaseins. Die Referierenden aus dem Bundesministerium der Verteidigung Oberst i.G. Peter Haupt, Leiter des Reservisten- und Veteranenreferats, Oberst Benedict von Andrian-Werburg, Leiter des Kompetenzzentrums für Reservistenangelegenheiten, und Oberst i.G. Horst Wiesinger vom Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr sprachen unter anderem über die Novellierung des Unterhaltssicherungsgesetzes oder die Ausplanung der Beorderungsdienstposten. Aus den Verbänden sprachen Vizepräsident für Mitgliedergewinnung und –service im Reservistenverband Dr. Stefan M. Knoll und Jan Fuhrmann vom Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen. Knoll, selbst Vorstandsvorsitzender des eigens aufgebauten Versicherungsunternehmens und beorderter Reservist, ging pointiert auf das Spannungsfeld zwischen dem Dienst in der Reserve und dem Unternehmertum ein.
An der Tagung nahmen mehr als 250 Gäste teil. Die Jahrestagung gilt als wichtige Austauschplattform, die gemeinsam vom Verteidigungsministerium und dem Reservistenverband veranstaltet wird. Um die Wichtigkeit zu unterstreichen, wurde sie dieses Jahr das erste Mal in Berlin veranstaltet.
Bild oben:
Verteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen
eröffnete die Tagung gemeinsam mit Oberst d.R. Oswin Veith MdB.
Sie nahm sich viel Zeit für den Austausch.
(Foto: Bundeswehr/Wilke)
Bild Mitte:
Verbandspräsident Oberst d.R. Oswin Veith MdB teilte seine Vision
von der Reserve 2026 mit den Teilnehmern.
(Foto: Bundeswehr Ronneberger)
Bild unten:
Rund 250 Teilnehmer waren zur Jahrestagung der Reserve
der Bundeswehr nach Berlin gekommen.
(Foto: Bundeswehr/Wilke)