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Gemeinsames Miteinander ohne Unterschiede

Nanu, da ist ja ein Mann im Bild. Als der Arbeitskreis Frau-dRBw den Präsidenten des Reservistenverbandes, Professor Dr. Patrick Sensburg, in Berlin trifft, wird schnell klar: Diese Frauen wollen nicht unter sich bleiben. Sie wollen Kameradschaft erleben und Verantwortung übernehmen – als ganz normale Mitglieder.

Die Teilnehmerinnen des Arbeitskreises Frau-dRBw wollen nicht unter sich bleiben. Beim Treffen in Berlin freuten sie sich mit Oberfeldwebel Heiko Schulz erstmals über einen männlichen Mitstreiter. Mit Verbandspräsident Oberst d.R. Patrick Sensburg sprachen sie über die Zukunft des Verbandes.

Foto: Nadja Klöpping

frau-drbwfrauen

Verbandspräsident Oberst d.R. Professor Dr. Patrick Sensburg begrüßte die zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Arbeitskreises Frau-dRBw mit folgenden Worten: „Wir haben im Vergleich zur Bundeswehr einen erheblich geringeren Anteil an Frauen im Verband. Das mag zum Teil an dem Verzögerungseffekt liegen, dass die Frauen aus der Bundeswehr zunächst einmal ihren Dienst leisten und dann Teil der Reserve werden müssen. Aber dennoch haben wir nicht den Zulauf ausscheidender Soldatinnen und Soldaten, den wir brauchen und erreichen könnten. Wie können wir das ändern?“ Bei dem Treffen in Berlin machte Sensburg damit deutlich, dass es um mehr geht als die reine Ansprache von Frauen. Es geht um Nachwuchsgewinnung. Und so drehte sich der Austausch mit den Teilnehmenden um Vorsitzende Juliane Witt auch nicht um Frauenthemen, sondern um das gesamte Spektrum der Verbandsarbeit: Veranstaltungsangebote, Beförderungsmöglichkeiten, Ehrenamt, die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Reservistendienst, Freistellung, Ausscheidergespräche und Rechtsextremismus. Die Liste, die die Teilnehmenden mitgebracht hatten, war lang, die zweieinhalb Stunden des Austauschs mit dem Präsidenten intensiv und kritisch. Und sie ließen keinen Zweifel daran, dass diese Frauen und ein Mann, die nach Berlin gereist waren, es ernst meinen: Sie wollen etwas verändern.

Das stellte auch Oberstabsgefreiter d.R. Sabine Unze klar. Sie gehört zu den ersten 178 Frauen, die im Jahr 2001 an die Waffe durften. Eine einzige Frau hatte seinerzeit die Bundeswehr verändert: Tanja Kreil bewarb sich 1996 als Soldatin. Ihre Bewerbung wurde abgelehnt. Denn laut Grundgesetz durften Frauen keinen Dienst an der Waffe leisten. Kreil nahm das nicht hin und zog vor Gericht. Der Europäische Gerichtshof gab ihr im Jahr 2000 Recht. Das ist mehr als 20 Jahre her. „Heute sind knapp 13 Prozent aller Soldaten in der Bundeswehr weiblich. Im Reservistenverband sind wir davon mit nur vier Prozent noch weit entfernt”, sagte Unze. Sie ist heute Reservistin und eine von zwei stellvertretenden Vorsitzenden des Arbeitskreises Frau-dRBw.

Sie, ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter wollen etwas verändern: „Viele Frauen kommen nicht, weil sie gar nicht wissen, dass es uns gibt. Wir wollen keine Bevorzugung. Aber wir wollen sichtbarer werden.“ Sensburg machte es plakativ: Das Bild bei der letzten Bundesdelegiertenversammlung habe es gezeigt. Keine einzige Frau war unter den Delegierten. „Ich sage es ganz offen. Das muss sich ändern. Wir müssen uns fragen, wie wir junge Frauen genauso wie Männer mit unseren aktiven Angeboten gewinnen: Märsche, Schießen, Taktik, Allgemeine Soldatische Grundausbildung und vieles mehr. Wir müssen unser Angebot schärfen“, sagte der Verbandspräsident.

Keine Gallionsfiguren, aber auch keine Randgruppe

Das unterstützte auch Stabsgefreiter d.R. Sandra Leisering: „Wir wollen ein Miteinander, keine Unterschiede. Wir wollen keine Gallionsfiguren, aber wir wollen auch keine Randgruppe bleiben“, fordert die stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises. Sie weiß wovon sie spricht. Leisering trat 2004 in die Bundeswehr ein. Als sie 2013 Vorsitzende ihrer Reservistenkameradschaft Wiesbaden wurde, war sie die einzige gediente Frau im Kreise vieler Männer – und ist es bis heute geblieben.

Dass sie sich wohlgefühlt hat und Anerkennung genießt, beweist ihre lange Stehzeit: Erst vor wenigen Wochen gab die 38-Jährige nach acht Jahren das Mandat der Vorsitzenden ab. „Wir haben so viele unterschiedliche Motivationen: Der eine will einfach nur marschieren, der nächste lieber organisieren, wieder ein anderer möchte im Ziel warten und die Kameraden anfeuern. Wir haben Kameraden, die in ihrer Beorderung aufgehen, in den Einsatz wollen. Lasst uns doch all diese Unterschiede zu etwas Gemeinsamem machen“, appellierte Leisering. Ihre Arbeitsgruppe ist deshalb offen für alle. Sensburg rief die Frauen abschließend aber auch zu mehr Mut auf: „Im nächsten Jahr haben wir wieder eine Bundesdelegiertenversammlung. Stellen Sie sich zur Wahl und sorgen Sie mit dafür, dass Frauen und Männer diesen Verband in Zukunft ganz selbstverständlich gemeinsam führen.“

Das Programm des Arbeitskreises wird fortgesetzt. Man arbeitet an einer eigenen Website und vom 2. bis 4. September geht es in die Landesgruppe Hessen, wo die Mitglieder gemeinsam mit Kameraden vor Ort am Vier-Burgen-Marsch über 32 Kilometer teilnehmen.

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