„Gerolsteiner Modell“: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige tun
Der Wachdienst in der Eifelkaserne muss getan werden. Auch an Weihnachten und Silvester. Ein hartes Los für aktive Soldatinnen und Soldaten, die frisch aus dem Auslandseinsatz kommen und mit halbem Fuß schon wieder unterwegs sind. Besinnliche und ruhige Festtagsstimmung sucht man vergeblich – gäbe es nicht die Kreisgruppe Eifel des Reservistenverbandes. Im Rahmen des bundesweit einmaligen "Gerolsteiner Modells" helfen Reservistinnen und Reservisten schon seit dem 23. Dezember 2002, die aktiven Kameraden des ortsansässigen Bataillons zu entlasten.
Eine zukunftsweisende Entscheidung
Alle Reservistenkameradschaften der Kreisgruppe Eifel sind verschiedenen Kompanien des Bataillons zugeordnet. Sie haben sozusagen ihre eigene "Patenkompanie". Der Kontakt zum damaligen Bataillon entstand schon 1973, im selben Jahr, in dem auch die Kreisgruppe gegründet wurde. "Das damalige Bataillon hatte sehr schnell den Wert der Reservisten erkannt," erinnert sich der Kreisvorsitzende Georg Schwendemann. Im Jahr 2005 wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Führungsunterstützungsbataillon 281 (FüUstgBtl 281), vertreten durch Oberstleutnant Römer-Hillebrecht, und der Kreisgruppe Eifel (damals noch Gerolstein) mit einer Partnerschaft besiegelt. Seither zeugt eine Vielzahl gemeinsamer Projekte vom Erfolg des Zusammenhalts.
Einsätze der Bundeswehr-Feldküche mit Aktiven und Reservisten, Kriegsgräbereinsatz für den Volksbund in Fournes-en-Wepper (Frankreich), AGSHP-Schießen auf Einladung des Kommandeurs oder Unterstützung beim Tag der Reservisten in Idar-Oberstein – vielseitig und effektiv, mit Personal oder Gerät, greifen sich die Kreisgruppe und das Bataillon unter die Arme.
Gutes tun – selbstverständlich!
"Es besteht ein einvernehmliches Geben und Nehmen zwischen Reservisten und aktiven Soldaten mit dem FüUstgBtl 281," bestätigt der Kreisvorsitzende Georg Schwendemann. "Für die Kreisgruppe Eifel ist es eine Selbstverständlichkeit. Die Notwendigkeit ist für uns immer gegeben, denn wir identifizieren uns mit ‚unserem‘ Bataillon." Auch Weihnachten 2009 erwies sich der enge Kontakt als besonders wertvoll, als die Reservisten den Wachdienst an der Eifelkaserne übernahmen – zum achten Mal in Folge. Die positive Konsequenz: Für jeden Reservisten der eine Wache übernahm, konnte ein aktiver Soldat zuhause bleiben.
Die Ausgangslage zum Jahreswechsel sei immer die gleiche, erklärt Schwendemann. Am 22. und 23. Dezember werden die Wehrpflichtigen mit Dienstende entlassen. Gleichzeitig erfolgen Versetzungen in die neuen Stammeinheiten. Die Neuzugänge kommen erst zum Jahresanfang eines jeden Jahres. "Dazu kommt, dass Gerolstein seit 1993 bei Auslandseinsätzen Fernmelder als Personal entsendet. Die normale Stärke an Soldaten ist somit eigentlich nie am Standort. Mit diesem Wissen entstand die Idee das Bataillon mit Wachpersonal an Weihnachten und Silvester zu unterstützen."
Herausforderung Wachausbildung
Ausführliche Gespräche und ein Ausbildungsplan des Bataillons konnten anfängliches Staunen und jegliche Zweifel beseitigen. In der Eifelkaserne und der Standortschießanlage in Gerolstein-Gees werden die freiwilligen Helfer durch Ausbilder des Bataillons in Wachschießen, Waffenkunde, Sicherheit, Personen- und Kfz-Kontrolle sowie allgemeinen Vorschriften ausgebildet. Nur wer die komplette Ausbildung durchlaufen hat, kann seinen Wachdienst versehen. Auch 2009/2010 begab sich der regelmäßige "Stamm" an Reservisten und einige Neulinge in die inzwischen rauhe und vertraute Umgebung der Kaserne.
Ein gutes Gefühl
Wer wie selbstverständlich auf einen Großteil familiärer Weihnachtsatmosphäre verzichtet, soll trotzdem nicht leer ausgehen. Daher wird über die Feiertage mit einem verbesserten Mittagessen für das leibliche Wohl gesorgt. Eine Weihnachtstüte ergänzt das festliche Menü. Viel mehr wiegt jedoch die Dankbarkeit. "Am richtigen Ort zur richtigen Zeit das Richtige tun, ist ein gutes Gefühl", bringt es Georg Schwendemann auf den Punkt. "Durch Reservisten der Kreisgruppe Eifel können aktive Soldaten, zumeist die Wehrpflichtigen, Weihnachten und Neujahr ungestört im Kreise ihrer Familien feiern."
Die neuen Projekte, Veranstaltungen und Einsätze sind bereits in Planung. Das Jahr 2010 wird beginnen, wie das vergangene Jahr 2009 endete: mit gegenseitiger Unterstützung im Rahmen des "Gerolsteiner Modells".