Deutschland gehen die Arbeitskräfte aus. Zugleich steigen die Ansprüche ehrenamtlicher Helfer. Besonders die öffentliche Daseins- und Sicherheitsvorsorge wird dadurch von Personalengpässen strapaziert. Der Reservistenverband fordert die Einführung eines allgemeinen Gesellschaftsdienstes, um diesem Trend entgegenzuwirken und konkretisiert seine Forderung nun mit einem Positionspapier. Damit setzt das Präsidium einen Beschluss der Bundesdelegiertenversammlung 2015 um.
Vizepräsident für Sicherheitspolitische Bildung des Reservistenverbandes Christian Faul sieht die demographische Entwicklung mit Sorge. „Die Arbeitskräfte sind umkämpft, die Freiwilligen bleiben nicht weg, möchten sich aber zunehmend nur noch projektbasiert einbringen und den Stundenaufwand kalkulieren können. Wer löscht den Hausbrand, wenn es keine Freiwillige Feuerwehr mehr gibt? Wer stellt das Großgerät bereit, wenn das THW nicht mehr einsatzfähig ist? Immer mehr Gemeinden werden zukünftig vor diesen Fragen stehen. Das treibt meine Kameraden und mich um. Wir wollen es nicht so weit kommen lassen“, sagt Faul.
Zudem hänge auch die Leistungsfähigkeit der Territorialen Reserve im Katastrophenfall von den Frauen und Männern in Uniform ab, die bereit seien, sich in den Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien sowie Verbindungskommandos für ihre Mitmenschen zu engagieren. Daher steht der Reservistenverband in vorderster Linie der Organisationen, die für die Einführung eines allgemeinen Gesellschaftsdienstes eintreten.
Das Positionspapier
„Noch kann einer Unterversorgung in der Sicherheitsvorsorge begegnet werden“, sagt der Präsident des Reservistenverbandes Oswin Veith, Oberst d.R. und Mitglied des Bundestages. „Die Einführung eines allgemeinen Gesellschaftsdienstes ist dafür nicht nur ein geeignetes Mittel, sondern alternativlos.“ Mit dem Positionspapier „Das Wir stärken – das Ich fördern) formuliert der Reservistenverband nun ganz konkret
- die Festigung der gesellschaftlichen Resilienz gegenüber Krisen und Katastrophen,
- die Stärkung gemeinwohlorientierter Dienste
- und die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts
als mittelbare Ziele des allgemeinen Gesellschaftsdienstes.
Der Reservistenverband bekennt sich damit in seinem Positionspapier
- zu den Blaulichtorganisationen als unverzichtbarem Bestandteil der Sicherheitsvorsorge in Deutschland,
- der besonderen Bedeutung des Einsatzes junger Frauen und Männer in der Pflege und den sozialen Diensten, um einen würdigen Umgang mit hilfsbedürftigen Personen zu gewährleisten
- und der besonderen Bedeutung von Begegnungen über alle Teile der Bevölkerung hinweg.
Der Dienst soll für alle Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren verpflichtend sein und wahlweise in Voll- oder Teilzeit geleistet werden können. Während der Vollzeitdienst die Dauer von mindestens einem Jahr umfasst, soll sich der Teilzeitdienst über mehrere Jahre erstrecken.
Der Blick in die Zukunft
Zukünftig soll die Diskussion um den allgemeinen Gesellschaftsdienst auf Grundlage einer soliden Datenbasis geführt werden. „Derzeit verfügt keine staatliche Einrichtung in Deutschland über eine valide Abschätzung der Auswirkungen des demographischen Wandels auf die öffentliche Sicherheitsvorsorge“, sagt Vizepräsident Faul. Aus diesem Grund beabsichtige der Reservistenverband demnächst eine Studie in Auftrag zu geben, die Entwicklungstendenzen bis zum Jahr 2040 identifiziert.