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Einsatzveteranen stehen bei Ausstellung im Mittelpunkt

„Es ist beeindruckend, wie viele Menschen mitgemacht haben, ihre Maske fallengelassen und sich geöffnet haben“, sagte Pfarrerin Ulrike Veermann zum Projekt Gesichter des Lebens von Fotografin Daniela Skrzypczak. Deren Fotoausstellung macht Veteraninnen und Veteranen und das Thema körperliche sowie seelische Verwundung sichtbar. Eine emotionale Begegnung in der Bonner Lutherkirche.

Militärpfarrer Dr. Uwe Riske (v.r.n.l.) diskutiert mit Detlef Förster, Generalarzt a.D. Gesine Krüger, Claudia Schalling, Sandra Böckling, Uta Paproth und Daniela Skrypczak, die Fotografin hinter dem Projekt Gesichter des Lebens.

Foto: Benjamin Vorhölter

veteranen

Die Ausstellung Gesichter des Lebens war während der Bonner Kirchennacht in der Lutherkirche zu sehen. Dort ließen einige Protagonistinnen und Protagonisten der Ausstellung ihre Maske fallen und erzählten während eines Tischgespräches von ihren Bundeswehr-Einsätzen, den daraus entwickelten traumatischen Belastungen und dem ständigen Kampf um Sichtbarkeit, Anerkennung und Wertschätzung.

Das Gespräch führte Militärpfarrer Dr. Uwe Rieske. Es gehe um Wahrnehmung, sagte der Geistliche, der am Standort Nörvenich tätig ist. Betroffene Veteraninnen und Veteranen leiden aufgrund ihrer traumatischen Erlebnisse unter Schlafstörungen, Panikattacken und Depression. Viele schämen sich dafür, wie es ihnen gehe, weil dieses (Selbst)bild nicht der soldatischen Ehre entspreche, die diese Soldatinnen und Soldaten in sich tragen. Es gehe daher nicht nur darum, wahrgenommen zu werden – das bedeutet, die Probleme und Situationen von Einsatzveteranen anzuerkennen – sondern auch um die eigene Wahrnehmung. Das bedeute, die Maske fallenzulassen, sich selbst anzunehmen und zu akzeptieren, erläuterte Militärpfarrer Rieske.

Als ersten Gesprächspartner des Tischgesprächs bat er Stabsfeldwebel Detlef Förster nach vorne. Mit dem Berufssoldaten auf der Bühne ist dessen Hündin „Bella“. Sie habe ihm den Spiegel vorgehalten, sagte Förster. Das Vorstandsmitglied des Vereins Veteranenkultur berichtete von seinem Einsatz in Afghanistan. Danach sei er mit einer PTBS zurückgekehrt. Die Familie habe darunter gelitten, erzählte er. „Durch Bella habe ich gelernt, mich zu reflektieren. Der Hund ist ehrlich.“ Beim Projekt Gesichter des Lebens hat er sich zusammen mit seiner Frau Manuela fotografieren lassen, um auch die Angehörigen sichtbar zu machen.

Ein Leben lang eine Maske getragen

Um Wahrnehmung und Anerkennung ging es auch bei Claudia Schalling. Sie berichtet davon, dass sie ein Leben lang eine Maske getragen habe, bis sie sich geoutet hat. „Ich wollte schon immer gern ein Mädchen sein. Aber das war in meinem strengen Elternhaus nicht möglich“, schilderte Schalling. Sie ging 1985 zur Bundeswehr. Mit dem Soldatenberuf habe sie sich 100-prozentig identifiziert. Allerdings blieb keine Zeit, sich selbst zu verwirklichen. „Ich war im ständigen Konflikt, bis es nicht mehr ging“, erzählt sie. Dann sei ihre Version 2.0 entstanden, sagte sie über ihr Outing. Es sei schwer, den Weg als Frau zu gehen. „Ich habe viele Freunde und die Familie verloren“, gibt Schalling zu. Es seien dafür neue enge Weggefährtinnen und -gefährten dazugekommen. Die Berufssoldatin hat am Projekt Gesichter des Lebens teilgenommen, um auf das Thema Diversität in der Bundeswehr aufmerksam zu machen.

Aus der Perspektive einer Angehörigen berichtete Sandra Böckling. Als ihr Sohn verkündet hatte, er wolle zur Bundeswehr gehen, sei „zunächst eine Welt zusammengebrochen“, schilderte sie. „Ich wusste, wie die Kameraden aus den Einsätzen wiederkommen und bekomme viel mit durch die Veteranenarbeit meines Mannes“, sagte Sandra Böckling. Ihr Sohn habe nun zunächst eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker absolviert, ist dann im vergangenen Jahr zur Bundeswehr gegangen.

Politik muss Verantwortung wahrnehmen

„Ich danke Ihnen für das Interesse und dafür, dass Sie uns zuhören“, sagte die ehemalige Soldatin Uta Paproth. Das Publikum in der voll besetzten Lutherkirche hörte anschließend ihre emotionale Geschichte. Paproth gehört zu den ersten Frauen, die Anfang der 1990er Jahre zur Bundeswehr gegangen sind. Während ihrer Zeit als Soldatin des Sanitätsdienstes hat sie viel erlebt, auch einige schreckliche Dinge. „Ich habe in Sarajevo Massengräber gesehen. Den Geruch von Leichen wird man nie wieder los“, schilderte sie. Paproth war mit der Bundeswehr 1995 und 1998 in Bosnien, 1999 in Albanien, und in den Jahren 2002, 2003, 2004 sowie 2007 in Afghanistan. „Ich bin dankbar, dass ich es nach Hause geschafft habe und darüber, dass ich nicht allein bin. Jeder hat seine eigene Bewältigungsstrategie. Dass Sie hier zuhören, ist unglaublich viel wert“, sagte Paproth ans Publikum gewandt.

Dana Theers stimmte ihr zu. Sie ist ebenfalls eine Bundeswehrsoldatin der ersten Stunde und kam krank aus dem Einsatz zurück. „Wenn ich sage, ich bin eine Kriegsversehrte, wird oft geschmunzelt. Man denkt dann eher an einen Opa“, erzählt sie. Bei allem, was Fürsorge und Nachsorge betrifft, sei niemand auf sie zugekommen. Darum habe sie sich stets selbst kümmern müssen. „Bundeswehr und Politik haben sich ferngehalten. Es gibt immer noch eine große Masse, die nicht versorgt ist“, kritisierte Theers. Das Fotoprojekt von Daniela Skrzypczak zeigt mehr als nur die Gesichter der Soldatinnen und Soldaten. Es ermöglicht einen Blick, ganz nah, intim und gleichzeitig berührend. „Ich habe gespürt, da ist ein großer Bedarf an Empathie“, sagt die Fotografin.

Die betroffenen Kameradinnen und Kameraden verdienen für ihren Einsatz Anerkennung und Respekt. Die Gesellschaft schickt auf Grundlage politischer Beschlüsse des Bundestages Soldatinnen und Soldaten in den Einsatz. Damit geht eine große Verantwortung einher. Wenn diese Menschen anschließend krank aus dem Einsatz zurückkommen, müsse die Politik ihre Verantwortung wahrnehmen und für die bestmögliche Fürsorge sorgen, lautete das Fazit des Tischgesprächs. „Tragen Sie das Projekt Gesichter des Lebens in die Welt“, appellierte Generalstabsarzt a.D. Gesine Krüger, die auch auf dem Podium saß. Die Anzahl der Betroffenen sei deutlicher größer und es lohne sich, ihnen zuzuhören und ihnen ein Gesicht zu geben, betonte das Mitglied des Kuratoriums der Soldaten- und Veteranenstiftung, die das Projekt Gesichter des Lebens unterstützt.

Mehr zum Projekt Gesichter des Lebens finden Sie unter www.gesichter-des-lebens.de.

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