Gesucht wird der aktive Reservist
loyal: Herr Generalmajor Knappe, Sie sind jetzt seit knapp eineinhalb Jahren Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr. Welche Rolle übernimmt die Reserve?
Generalmajor Jürgen Knappe: Zunächst: Wir brauchen die Reserve. Das Aufgabenspektrum meines Kommandos wäre ohne die territoriale Reserve nicht zu leisten. Das heißt: Die Reserve spielt als struktureller Bestandteil meines Kommandos eine enorm wichtige Rolle. Das haben wir bei der Unterstützung der Bundeswehr in der Flüchtlingshilfe gesehen, aber auch ganz allgemein bei logistisch-technischer Amtshilfe, wie beispielsweise bei Hochwasser, Unterstützung der Bundeswehr beim G7 Gipfel oder in der Vorbereitung der OSZE-Tagung in Hamburg.
Allerdings ist jetzt auch der richtige Zeitpunkt, um neue Wege zu gehen. Wir sollten uns nicht nur mit denen beschäftigen, die einmal in der Bundeswehr gedient haben. Durch die Aussetzung der Wehrpflicht wird der Kreis derer, die nie gedient haben, immer größer. Ich sehe hier eine Aufgabe für die Bundeswehr, sich auch Ungedienten stärker als bisher zuzuwenden.
loyal: Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?
Knappe: Wir müssen weg von dieser strikten Trennung zwischen Beorderung und Nicht-Beorderung. Mich interessiert vor allem der aktive Reservist. Entscheidend ist für mich, dass er sich für die Reserve einbringt, dass er aktiv werden will. Was nützt mir der Beorderte, der nie übt? Was nutzt mir der Unbeorderte, der sich nie rührt? Ich möchte mich um den aktiven Reservisten kümmern, also denjenigen, der sich einbringen und engagieren will.
loyal: Wie wollen Sie das umsetzen?
Knappe: Zunächst einmal möchte ich mich um die Reservisten in den Kreis- und Bezirksverbindungskommandos kümmern. Wenn irgendwo in einem Landkreis, oder in einer Stadt der Katastrophenstab zusammentritt, dann ist in der Regel mindestens ein Reservist des zuständigen der Kreis- oder Bezirksverbindungskommandos dabei. Und seine Aufgabe ist es dann, über das Landeskommando oder, wenn es am Wochenende nach Dienst ist, sogar unmittelbar für meinen Stab und mich die Beratung vorzunehmen, ob wir Kräfte zur Hilfeleistung einsetzen oder nicht. Dieser Bereich ist für mich strukturell unabdingbar. Die Beratungsleistung der Kreis- und Bezirksverbindungskommandos kann am Ende dazu führen, dass die Bundeswehr im Rahmen der Amtshilfe aktiviert wird.
loyal: Was ist Ihnen dabei wichtig?
Knappe: Es sind die Reservisten in den Kreis- und Bezirksverbindungskommandos, die die militärische Expertise über unsere Fähigkeiten in den Krisenstäben durch ihre Beratung einbringen. Sie müssen also aussagefähig sein, über das, was die Bundeswehr kann, beziehungsweise wie man einen Antrag auf Hilfeleistung präzise sinnvoll formuliert. Hier gibt es eine große Verantwortung für mich und die Kommandeure der Landeskommandos, die Ausbildung der Reservistendienstleistenden optimal sicherzustellen.
loyal: Was für einen Schluss ziehen Sie daraus?
Knappe: Wir werden die Ausbildung für Reservisten in Kreis- und Bezirksverbindungskommandos weiter verbessern und intensivieren. Das heißt, wir werden die Inhalte der Ausbildung auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüfen. Lernen die Reservisten tatsächlich das, was sie für eine adäquate Beratungsfunktion brauchen? Auch die im März gemeinsam mit den Bundesländern durchgeführte Terrorabwehrübung hat gezeigt, dass wir die Ausbildungsinhalte anpassen müssen, um Beratungsexpertise weiter zu verbessern. Zweitens müssen wir die Funktion der Kreis- und Bezirksverbindungskommandos stärker bewerben. Wir haben dort zwar einen sehr guten Beorderungsstand, aber den müssen wir auch halten. Deshalb ist es wichtig, ausscheidende Soldaten vor ihrem Dienstzeitende gezielter anzusprechen und ebenso Ungediente, die an der Aufgabe interessiert sind, dafür zu gewinnen und auszubilden.
Das vollständige Interview lesen Sie in der Mai-Ausgabe der loyal.
Bild oben: Generalmajor Jürgen Knappe
(Foto: Susanne Lopez).