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Goldener Igel 2023: Sicherheitspolitik zurück in den deutschen Medien

Der Reservistenverband hat in diesem Jahr zum dreizehnten Mal den sicherheitspolitischen Medienpreis Goldener Igel verliehen. In den drei Kategorien Print, Internet und Rundfunk haben sich zahlreiche Journalistinnen und Journalisten mit insgesamt 43 Projekten beworben, die von einer Fachjury um Prof. Dr. Carlo Masala und FAZ-Journalist Lorenz Hemicker diskutiert und bewertet wurden. Fünf besonders herausragende Projekte wurden beim Parlamentarischem Abend des Verbandes in Berlin ausgezeichnet.

Die Preisträger zusammen mit Jurymitgliedern und Laudatoren sowie mit Verteidigungsminister Boris Pistorius und Verbandspräsident Patrick Sensburg.

Foto: Sören Peters

Goldener Igel

Der Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 stellt sicherheitspolitisch den größten Einschnitt seit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1990er Jahren dar. Die vielbeschworene Zeitenwende wird in den nächsten Jahren grundlegende Veränderungen im Hinblick auf die deutsche Sicherheitsperzeption und Verteidigungspolitik nach sich ziehen. Und schon jetzt ist spürbar: Themen über Sicherheitspolitik sind innerhalb der deutschen Medienlandschaft wieder zurück auf dem Tableau. Journalistinnen und Journalisten interessieren sich wieder vermehrt für die Bundeswehr, die Reserve, für Rüstungsfragen und für viele weitere unterschiedliche sicherheitspolitische Themen. Das spürte auch die Jury des Goldenen Igel 2023. Unter 43 journalistischen Beiträgen galt es, die besten herauszufinden. Das war mitunter schwierig, da oftmals nur Nuancen entscheiden, welcher Beitrag ausgezeichnet wird.

Der Goldene Igel wird seit 1993 meistens im Abstand von zwei bis drei Jahren verliehen und würdigt die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten, die in außerordentlichem Maße ein sicherheitspolitisches Thema behandeln. Außerordentlich bedeutet konkret, dass sowohl Sprache, Stil, Allgemeinverständlichkeit und Recherche in besonderer Art und Weise herausragend sind. Seit 1993 wurde der Goldene Igel insgesamt 13-mal verliehen, davon fiel eine Ausschreibung auf die Zeit der Pandemie, weshalb die Preisträgerinnen und Preisträger ihre Trophäen in die Hand verliehen bekamen.

Die Jury des Goldenen Igel wird bei jeder neuen Ausschreibung aus neuen Jurorinnen und Juroren zusammengesetzt, die Erfahrung im Bereich Militär und Journalismus haben. In diesem Jahr setzte sich die Jury aus dem Vizepräsidenten für Verbandskommunikation Wolfgang Wehrend, dem ehemaligen ZDF-Redakteur und Ehrenmitglied des Präsidiums Michael Sauer, dem Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München, Prof. Dr. Carlo Masala und dem FAZ-Journalisten und Goldener-Igel-Preisträger Lorenz Hemicker zusammen.

Die Gewinner-Beiträge 2023

Die Juroren einigten sich in ihrer Jurysitzung auf die Gewinner-Beiträge in den drei Kategorien Print, Internet und Rundfunk. Besonderheit in diesem Jahr war die Aufteilung des Preisgeldes in der Kategorie Print, da „beide Beiträge herausragend und auszeichnungswürdig waren und wir uns geschlossen dafür aussprachen, beide Projekte auszeichnen zu wollen“, sagte Vizepräsident Wolfgang Wehrend. Preisträger in dieser Kategorie sind einerseits Johannes Böhme mit seinem Beitrag „Die andere Seite der Medaille“ (Abo-Link), der in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Im Text über die Tapferkeitsmedaille der Bundeswehr stellt Böhme fünf Afghanistan-Veteranen vor, die das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit verliehen bekommen haben. Dabei bietet der Beitrag einen ungeschönten Einblick in die Einsatzrealität von infanteristischen Kräften in Afghanistan und verbindet diesen mit deren persönlichen Schicksal und der Verarbeitung von Traumata.

Andererseits zeichnete die Jury in der Kategorie Print den Beitrag von Roland Schulz „Waffenstillstand“ (Abolink) aus, ebenfalls erschienen in der Süddeutschen Zeitung. In diesem Beitrag stellt Schulz exemplarisch die Schwierigkeiten der Bundeswehr-Ausrüstung anhand des Waffensystems Tornado dar. „Beide Autoren liefern mit ihren Arbeiten einen untrüglichen Beweis dafür, wie tiefschürfend und brillant sicherheitspolitischer Journalismus sein kann, wenn es gelingt, von der knappsten Ressource in Redaktionen reichlich zu investieren: Zeit. Denn solche Arbeiten reifen wie ein guter Wein über Jahre, nicht in Tagen“, sagte Lorenz Hemicker.

Kategorie Rundfunk

In der Kategorie Rundfunk einigte sich die Jury sehr schnell. Ausgezeichnet wurde in dieser Kategorie die eindrucksvolle Dokumentation „Soldaten“ (ARD-Mediathek) von Willem Konrad und Christian von Brockhausen. Mit aussagekräftigen und hervorragenden Aufnahmen, Schnitten und Interviews werden drei Grundwehrdienstleistende des Panzergrenadierbataillons 401 in Hagenow vorgestellt und während ihrer Grundausbildung zu Soldaten begleitet. „Diese Dokumentation setzt auf eine emotionale Bindung zwischen Zuschauer und handelnden Personen. Außerdem zeigt sie einen wichtigen Aspekt des Grundwehrdienstes in der Bundeswehr deutlich auf: Alle Grundwehrdienstleistenden sind während dieser Zeit gleich, werden gleichbehandelt und formen sich schrittweise in der Ausbildung zu einer starken Gemeinschaft“, sagt Vizepräsident Wehrend. „Das, was die Autoren aus dem eingefangenen Material zusammenschneiden, macht neugierig auf das Schicksal der jungen Soldaten: Gibt es ein Happy End? Überstehen sie die körperlichen Strapazen, die Trennung vom Elternhaus, von den Freundinnen und Freunden? Sind sie nach zwei Jahren fit für einen Auslandseinsatz, der mit Gefahr für Leib und Leben verbunden ist?“, sagte der ehemalige ZDF-Redakteur Michael Sauer während der Preisverleihung.

„Jede Krise hat ihren Podcast“

Ausgezeichnet in der Kategorie Internet wurde der Podcast von Tim Deisinger mit Generalleutnant a.D. Erhard Bühler „Was tun, Herr General?“. In diesem MDR-Podcast ordnet General a.D. Bühler Geschehnisse und Entwicklungen des Ukraine-Krieges ein und beschäftigt sich mit Teilfragen dieses schrecklichen Kriegs. „Podcasts sind beliebter denn je und die Krisen haben jeweils ihre eigenen Podcasts herausgebracht. Im 21. Jahrhundert hat jede Krise ihre Podcasts, aber jede Krise hat auch den einen Podcast, der aus der Unmenge der Podcasts, die existieren, schillernd heraussticht. Und genau diesen einen Podcast zum russischen Angriffskrieg wollen wir heute auszeichnen“ sagte Prof. Dr. Carlo Masala.

Sonderpreis für Rapper Mazibora

Zudem einigte sich die Jury des Goldenen Igel 2023 auf eine Auszeichnung eines Beitrags in einer extra für solche Fälle vorgesehenen Sonderkategorie. Das Projekt „Krieg im Kopf“ von Stephan Kremer ist ein Rap, in welchem der Künstler seine PTBS-Erkrankung auf seine ganz eigene Art und Weise verarbeitet und einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Dieses Projekt beeindruckte die Jury derart, dass sie es würdigen wollte, wenngleich der Song nicht die geforderten journalistischen Vorgaben erfüllte. „Stephan Kremer alias Mazibora nimmt kein Blatt vor den Mund. Er haut mit der Faust auf den Tisch, wie er sagt. Er spricht aus, was er denkt und viel mehr – ganz wie Rap sein soll. Der Hip-Hop-Künstler gewährt mit seinen Songs einen schonungslosen Blick in sein Gefühlsleben“, sagte Vizepräsident Dr. Klemens Brosig während seiner Laudatio.

Die Preisträger und ihre Projekte wurden in diesem Jahr beim Parlamentarischen Abend des Reservistenverbandes ausgezeichnet. Alle erhielten eine Goldene-Igel Trophäe, die sinnbildlich für den Begriff der wehrhaften Demokratie steht. Außerdem erhielten die Preisträger ihre jeweiligen Preisgelder, die sich in diesem Jahr aus insgesamt 7.000 Euro zusammensetzten. Voraussichtlich wird der Goldene Igel in zwei Jahren erneut ausgeschrieben. Wir freuen uns dann wieder über zahlreiche und anregende Projekte.

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