Goldener Igel für besondere journalistische Leistungen
Juliane Möcklinghoff, Lorenz Hartwig und Justus Wilhelm halten jeweils einen Goldenen Igel in den Händen – ein aus transparentem Kunststoff ausgeschnittener Igel mit goldener Silhouette. Sie sind damit Preisträger des einzigen deutschen Medienpreises mit sicherheitspolitischem Fokus. So verschieden ihre Themen oder Publikationsmedien auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: sie haben sich von den knapp 50 eingereichten Beiträgen abgesetzt. Für die Jury, bestehend aus den Journalisten Marco Seliger, Vivien-Marie Bettex, Sascha Stoltenow sowie Victoria Eicker und Moderator Sascha Rahn vom Reservistenverband, bestechen ihre Beiträge durch eine besondere Themensetzung und ausgezeichnetes journalistisches Handwerk.
Zusätzlich wurden zwei Beiträge mit den Sonderpreisen "Nachwuchs" und "Recherche" ausgezeichnet. Während der Goldene Igel mit einem Preisgeld von jeweils 2.000 Euro dotiert ist, erhalten die Sonderpreisträger jeweils eine Summe von 1.000 Euro.
Sicherheitspolitische Bildung – eine Verbandsaufgabe
"In einer Zeit, die Kommunikation immer schneller werden lässt, und in der die Aufmerksamkeitsspanne von Konsumenten nur noch wenige Sekunden hält, in der Fake News und Social Bots die Wirklichkeit verzerren, sind investigative und fundierte Recherchen, sachliche und wahrhaftige Berichterstattung zu einem noch größeren Gut geworden", sagte der Präsident des Reservistenverbandes Oberst d.R. Oswin Veith, MdB, bei der Preisverleihung. Mit der Preisvergabe setzt der Reservistenverband daher auch ein Zeichen für eine vielfältige Presselandschaft und eine kritische Berichterstattung.
"Ein Beitrag, der tiefer geht"
Gewinner in der Kategorie Hörfunk ist der ARD-Radiojournalist Justus Wilhelm mit seinem Beitrag "Pulverfass Baltikum – Ein Feature über deutsche Soldaten an der Grenze zu Russland". Der Beitrag wirft die Frage auf, ob eine Abschreckung seitens der Nato gegenüber Russland gelingen kann, obwohl im Baltikum ein starkes Kräftegefälle zu Gunsten Russlands besteht. Laudator Tobias Zech, Stellvertretender Präsident des Reservistenverbandes, lobt vor allem Wilhelms Rechercheleistung. "Der Autor horcht buchstäblich in die baltische Seele hinein. Ihm gelingt es, die Entstehung und Entwicklung der Spannungen im Baltikum detailliert, facettenreich und mit einer unglaublichen Dichte an Informationen nachzuvollziehen."
"Emotional, ernst und aktuell"
In ihrer TV-Reportage "Die Unbesiegbaren – Sport als Therapie gegen den Krieg im Kopf" begleitet die NDR-Sportjournalistin Juliane Möcklinghoff einsatzversehrte ehemalige Soldatinnen und Soldaten zu den Invictus Games 2017 nach Toronto, Kanada. Der sportliche Wettbewerb richtet sich an einsatzversehrte Soldatinnen und Soldaten aus aller Welt und zieht hunderte von Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zentrales Thema ist die Überwindung der erlittenen Traumata durch sportliche Betätigung. Laudator Karl-Heinz Brunner, MdB, ebenfalls Stellvertreter des Präsidenten, zeigte sich beeindruckt, wie "sensibel und emotional dieser Beitrag gestaltet wurde, ohne auch nur eine Spur übertrieben oder wehleidig zu wirken." Dabei rücke die Reportage ein Thema in den Fokus, welches in der Gesellschaft zu selten Beachtung finde.
"Zeit nehmen, Vertrauen aufbauen"
Gewinner in der Kategorie Print ist der Journalist Lorenz Hartwig mit seiner Reportage "Bruderschaft der Vergessenen". Im Vice Magazin erschienen, zeichnet der Beitrag ein tiefgründiges Bild eines Rockerclubs, dessen Merkmal es ist, dass all seine Mitglieder als Soldaten im Auslandseinsatz waren. Hartwigs Artikel ist kein schneller Wurf. "Man kann nicht eben mal so vorbeischauen und fragen, was gerade los ist. Man muss sich Zeit nehmen und Vertrauen aufbauen", sagt Lobredner Sascha Stoltenow, PR-Berater und "Bendlerblogger". Überhaupt in den Kreis eines solchen Motorradclubs zu kommen, ist damit als große Rechercheleistung anzuerkennen. Hartwig zeigt, "was es bedeutet, Soldat zu sein, wie das Soldatsein und insbesondere die Erlebnisse im Einsatz, den Menschen verändern und welche emotionalen Bedürfnisse daraus erwachsen", erklärt Stoltenow die Entscheidung der Jury.
"Ein wertvolles Stückchen Lokaljournalismus"
Pia Miranda, Volontärin des Jeverschen Wochenblatts, gewann mit ihrer Serie "Pia marschiert" den Sonderpreis in der Kategorie "Nachwuchs". Die 28-jährige hat Soldaten eines Objektschutzregimentes der Luftwaffe über fünf Tage auf einem Manöver begleitet. "Der Ansatz kam mir zunächst dann doch ein bisschen einfach vor", sagt Laudatorin Vivien Bettex. Die Journalistin zeigte sich dann aber doch beeindruckt von der Leistung der Nachwuchsreporterin. "Pia Miranda macht einfach mal mit – und lässt sich ein. Innerlich. Körperlich. Tatsächlich", sagt Bettex. Miranda beschreibe, was sie erlebe und enthalte sich dabei jedweder Wertung. "Entstanden ist ein Bericht, der den Kern des Soldatseins auf den Punkt veranschaulicht."
"Hartnäckige Recherche"
Der Fall des rechtsextremen Offiziers Franco A., der sich als Asylbewerber ausgab und mutmaßlich Anschlagspläne verfolgte, schlug hohe Welle in der Gesellschaft. Als sich Verbindungen in die mecklenburgische Prepper-Szene abzeichneten, setzte die taz ein eigenes Rechercheteam ein, um über Wochen hinweg die Zusammenhänge aufzudecken. Vieles blieb auch danach im Unklaren, aber vieles wurde auch aufgedeckt. Laudator Marco Seliger, Chefredakteur der loyal, sprach dem taz-Team für "Die Akte Heimatschutz" seine Anerkennung aus. "Welche Redaktion betreibt heute noch diesen Aufwand […]? Es sind leider nicht mehr viele", sagte er.
Bild oben:
Alle Preisträger und Laudatoren.
(Foto: H.C Plambeck)
Zweites Bild:
Der Medienpreis des Reservistenverbandes.
(Foto: Sören Peters)
Drittes Bild:
ARD-Radiojournalist Justus Wilhelm.
(Foto: Sören Peters)
Viertes Bild:
Laudator Karl-Heinz Brunner, MdB, zeichnet
NDR-Sportjournalistin Juliane Möcklinghoff aus.
(Foto: Sören Peters)
Fünftes Bild:
Sascha Stoltenow (l.) mit dem Patenonkel des zeitlich
verhinderten Lorenz Hartwig vom Vice Magazin.
(Foto: Sören Peters)
Sechstes Bild:
Vivien Bettex (l.) überreichte Pia Miranda den
Sonderpreis in der Kategorie "Nachwuchs".
(Foto: H.C. Plambeck)
Bild unten:
loyal-Chefredakteur Marco Seliger mit
Daniel Schulz und Martin Kaul (v.l.n.r.).
(Foto: Sören Peters)