Um die Landesbeauftragten weiterzubilden und noch besser miteinander zu vernetzen haben sich Vertreter des Netzwerks der Psycho-Sozialen Kameradenhilfe (PSKH) des VdRBw in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin getroffen. Die Tagung war die erste nach der Coronapause. Das PSKH-Netzwerk hat die Zeit genutzt, um sich intern neu auszurichten, neue Beauftragte zu gewinnen und diese mittels der inzwischen erprobten und intern vorgeschriebenen Einführungsmodule auf ihre Beauftragung vorzubereiten. Die besprochenen Maßnahmen sollen vor allem die Angebote in der Fläche bekannter machen, zudem sollten die Landesbeauftragten mehr über die Hilfsangebote außerhalb des Reservistenverbandes erfahren.
Für letzteren Punkt waren Vertreter verschiedener Organisationen eingeladen, die ebenfalls im Psychosozialen Netzwerk aktiv sind. Den Anfang machte Robert Benz, PSKH-Beauftragter aus Baden-Württemberg und zugleich aktives Mitglied der Soldatensuchtselbsthilfe der Bundeswehr e.V. Er berichtete in einem spannenden Vortrag über die Entstehung des Vereins, den Umgang mit suchtkranken Soldaten und Reservisten aus historischer und aktueller Perspektive und gab einen Überblick über aktuelle Informations- und Hilfsangebote, die online zur Verfügung stehen. In der anschließenden Diskussion wurde betont, wie eng Suchtkrankheiten mit Einsatzschädigungen und Traumata verbunden sind, und wie häufig diese Problematiken erst sehr spät erkannt werden.
Nach einem regen Austausch wandte sich die Tagung einem internen Thema zu: Dem Ziel, das PSKH-Netzwerk in den verbandseigenen Untergliederungen bekannter zu machen. Die PSKH-Arbeitsgruppe Bayern hatte hier als Vorreiter einen Vortrag für RK-Abende entwickelt, der vorgestellt und anschließend positiv- kritisch diskutiert wurde. Der Prototyp soll nach finaler Fertigung auch den anderen Landesbeauftragten zur Verfügung stehen und die Arbeit in der Fläche unterstützen.
Immer wieder neue Herausforderungen
Oberstleutnant Axel von Bredow vertrat das Büro des neuen PTBS-Beauftragten, Generalarzt Dr. Jörg Ahrens. Mit einem Vortrag über die Entwicklung des Betreuungsangebotes der Bundeswehr und den aktuell gültigen Vorschriften bot er einen Einblick in die von der Bundeswehr und dem BMVg geschaffenen Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung von Soldaten und Reservisten mit Einsatzschädigungen. In der anschließenden Diskussion wurden die positiven Erfahrungen mit den zuständigen Behörden, vor allem dem Bundeswehrsozialdienst besprochen, aber auch Kritikpunkte am aktuellen System benannt. Fazit: Im Themenbereich Betreuung und Fürsorge gibt es noch immer viele Baustellen, an denen kontinuierlich aktiv weitergearbeitet wird. Der Themenbereich beinhaltet eine große Dynamik, die immer wieder neue Herausforderungen entwickelt.
Im Anschluss stellte Frank Eggen, Vorsitzender des Vereins Angriff auf die Seele, die aktuellen Tätigkeiten seines Vereins vor. Der Verband gehört zu den ersten Akteuren, die sich explizit mit dem Thema PTBS und Einsatzschäden bei Bundeswehrangehörigen zu beschäftigen begannen, als die Gesetzgebung und Vorschriftenlage noch nicht auf die neuen Herausforderungen für die Bundeswehr als Einsatzarmee vorbereitet war. Neben dem stets wachsenden Betreuungsangebot stellte Eggen besonders die neue Videokampagne zum Thema Einsatzschädigung vor. Auf der Facebookseite des Vereins können diese Videos eingesehen werden.
Dr. Jan Philipp Krüger, Generalsekretär des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, bot ebenfalls einen Einblick in die aktuellen Tätigkeiten des Vereins, der seit 2021 auch als mildtätiger Verein anerkannt ist. Von besonderem Interesse für die Teilnehmer waren neben den Fallbeispielen die Statistiken zu neuen wie andauernden Fällen. Diese stimmen mit der offiziellen Statistik der Bundeswehr überein und attestieren unter anderem, dass jährlich ca. 200 neue Fälle von an PTBS erkrankten Soldaten und Reservisten registriert werden. Was fehlt, ist die statistisch nicht zu erfassende Dunkelziffer an Betroffenen, die entweder keine Diagnose erhalten oder nur im zivilen Gesundheitssystem erfasst sind.
„Gewinnbringender Austausch“
Als Resümee der Veranstaltung fasste der Vizepräsident für Betreuung und Fürsorge, Oberst d.R. Dr. Klemens M. Brosig, zusammen, dass das Themengebiet der Psycho-Sozialen Kameradenhilfe weiterhin ein wichtiges und herausforderndes Aufgabengebiet für den Dienstherrn Bundeswehr wie auch für die ehrenamtlich tätigen Verbände bleiben wird: „Der gewinnbringende Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren bezeugt sogleich das noch nicht vollends ausgeschöpfte Potential gemeinsamer Kooperationen. Die Psycho-Soziale Kameradenhilfe setzt sich weiterhin für die bestmögliche Versorgung von traumatisierten ehemaligen Bundeswehrangehörigen ein und will ihr Angebot vor allem den Reservistenkameradschaften des Verbands näher bringen. Unsere Reservistenkameradschaften sind oft die ersten Kontaktstellen für in Not geratene Soldaten und Reservisten“.
Die Psycho-Soziale Kameradenhilfe (PSKH) des Reservistenverbands ist ein Netzwerk von ehrenamtlichen Beauftragten, die in Not geratenen, einsatzgeschädigten ehemaligen Bundeswehrangehörigen und deren Angehörigen als niedrigschwellige Ansprechstelle zur Verfügung stehen und sie bei der Kontaktaufnahme mit den zuständigen Behörden unterstützen.