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Grundbedürfnis nach Kameradschaft




Eskaladierwand, Gleiten unter Stacheldraht, steile Hänge bezwingen – was zunächst nach Grundausbildung klingt, war für rund 17.000 Freizeitsportler in Arnsberg ein Riesenspaß. Doch warum erfreuen sich derartige Hindernisläufe solch großer Beliebtheit? Die Redakteure Benjamin Vorhölter und Sören Peters stürzten sich beim Tough Mudder mit in den Schlamm.
 
Die Oberschenkel brennen, der Schweiß spült den Schlamm, der uns bereits im Gesicht klebt, in die Augen. Was haben wir uns hier nur angetan? "Boah ey, ich zieh' anne Nordsee! Ich kann keine Berge mehr sehen!", stöhnt ein Mitstreiter. Ins allgemeine Schnaufen mischt sich Gelächter. Genau das haben wir uns angetan!
 
Tough Mudder, das ist eine Mischung als Geländelauf und Hindernisbahn – und damit ein Magnetfeld für Soldaten und Reservisten, die an ihre körperlichen und mentalen Grenzen geführt werden möchten. Dabei geht es nicht auf Zeit, sondern das Miteinander soll im Mittelpunkt stehen. "Teamgeist ist wichtiger als die persönliche Streckenzeit", beten die Teilnehmer vor dem Lauf eine der Leitlinien der Veranstaltung nach. Das unterscheidet die Veranstaltung von anderen Geländerennen wie dem Crosslauf der Bundeswehr oder dem Spartan Race.
 
Kameradschaft steht im Mittelpunkt
"Ich wollte etwas schaffen, das die Kameradschaft fördert", wird Gründer Will Dean in einem Interview mit der "Welt" zitiert. Er bringt in Amerika, Australien und Europa Millionen Menschen dazu, sich einen Tag lang durch Schlamm und Eiswasser zu kämpfen. Bis zu 120 Euro kostet die Teilnahme, also umgerechnet vier Jahresbeiträge im Reservistenverband. Darin enthalten sind die Meldegebühren, Streckenverpflegung, Finisher-Shirt und -Stirnband sowie ein Einlaufbier nach der Ziellinie. Der ideelle Wert: "Unsere Teilnehmer bringen ihre Freunde mit, sie sind draußen, in der Natur, ohne ihr Smartphone", sagt Dean. Genau das stand Mitte Mai rund um das Jagdschloss Hendringen bei Arnsberg auf dem Programm: Grenzen austesten, Ängste überwinden, die Komfortzone verlassen. Kameradschaft erleben.
 
Bereits beim gemeinsamen Aufwärmen mit Burpees und Umarmungen wird der Teamgeist gestärkt. Und wer unmittelbar vor dem Start noch nicht heiß ist wie Frittenfett, wird in bester Jürgen-Klopp-Manier auf die Strecke eingeschworen. "Ich werde nicht jammern, denn Jammern ist etwas für Kinder", beten die Teilnehmer ebenfalls nach. Und: "Ich werde meinen Mudder-Kameraden helfen." Danach geht’s auf die 18 Kilometer lange Strecke mit ihren 22 Hindernissen.
 
"Genieß dat"
Nach rund eineinhalb Kilometern Gelände kommt das erste: Kiss of Mud, Gleiten unter Stacheldraht. Spätestens jetzt sind alle eingesudelt und freuen sich wie die kleinen Kinder. Wer nicht aufpasst, knutscht nach dem Hindernis gleich noch einmal den seifig-schmierigen Waldboden. Danach geht es auf Heidis Weg. Drei Mal geht es einen steilen Hang hinauf, zwei Mal wieder hinunter. Spätestens jetzt sind alle auf Betriebstemperatur. Die ersten bleiben nach dem letzten Aufstieg erst einmal stehen, blicken über das riesige Areal. "Genieß dat, die Holländer kommen hier extra hin zum Urlaub", sagt ein Kamerad im feinsten Ruhrpott-Slang.
 
Danach geht es erst einmal durch den Wald – und recht flott durch eine Wassergrube hindurch, über Eskaladierwände und Strohballen hinweg in die "Mud Mile". Gleich zu Beginn steht man knietief im Schlick. Waren die Schuhe gerade zumindest halbwegs getrocknet, saugen sie sich nun wieder voll mit schlammiger Brühe. Jeder Schritt fühlt sich an, als hätte man einem Storch Gewichte an den Beinen befestigt. Um aus dem Schlammbad wieder herauszukommen, braucht es helfende Hände.  Wie bei den "Berlin Walls", etwa 3,50 Meter hohen Wänden, die man nur im Team bewältigen kann.
 
In Rekordzeit auf den Everest
Auch gegen Ende des Rennens ist noch einmal Zusammenhalt gefragt. Mit dem Bau einer menschlichen Pyramide gilt es, eine steile, rutschige Wand zu meistern. Zu guter Letzt, wenn die Beine langsam schwer werden, bezwingen die Mudder den "Everest 2.0", eine fünf Meter hohe Quarterpipe mit einer Kante, die so fies abgerundet ist, dass es unmöglich ist, das Hindernis alleine zu bezwingen. Also: Noch einmal mit Vollgas anlaufen, die nächstbeste helfende Hand greifen und sich hochziehen lassen. Kurz danach ist das Ziel erreicht – und damit auch das Finisher-Bier.
 
Und, wie war’s so?
Tough Mudder versteht sich nicht als Wettrennen, sondern als eine Herausforderung. Der einzelne soll seine Grenzen austesten und Ängste überwinden, sei es beim Bad im Eiswasser oder beim Überklettern von Hindernissen. Gleichzeitig sollen die einzelnen Teilnehmer zu einer Kameradschaft wachsen und sich gegenseitig unterstützen. Insofern ist es ein riesiger Vorteil, dass keine offizielle Zeit genommen wird, sondern das gemeinschaftliche Erlebnis im Mittelpunkt steht.

Halbdistanz für Einsteiger
Bereits seit vier Jahren gibt es Tough Mudder in Deutschland, erstmal gibt es in diesem Jahr auch eine Halbdistanz, um Neulinge an die Veranstaltung heranzuführen, allerdings ohne Elektroschocks vor der Ziellinie und ohne Eisbad. Besonders auffällig: Auch wenn die Dichte an durchtrainierten Körpern wohl höher war als an der Copacabana, sind die Starter nicht allesamt Holzfäller oder Türsteher, sondern Freizeitsportler wie du und ich. Auffällig viele Frauen stellten sich der Herausforderung, beim Tough Mudder Half soll sogar die Hälfte aller Teilnehmer weiblich gewesen sein. Im Hinblick auf eine bevorstehende Dienstreise begnügten sich auch unsere Redakteure mit der Neun-Kilometer-Strecke, doch noch mit dem Finisher-Bier in der Hand stand fest: Nächstes Jahr wieder – dann aber über die volle Distanz!
 
Alle Hindernisse und weitere Veranstaltungen in Deutschland: www.toughmudder.de
 
Transparente Recherche
Wir bedanken uns bei Tough Mudder Deutschland und der Agentur Edelman.ergo, die uns zwei Startplätze und eine Fotoakkreditierung zur Verfügung gestellt hat, für die unkomplizierte und reibungslose Abwicklung.

(red)

Bild oben:
Es geht nur im Team: Zwei Männer beim Bezwingen
des "Everest 2.0", einer fünf Meter hohen Quarterpipe.
(Foto: Livianne Smukalla)

Zweites Bild:
Heids Weg wird kein leichter sein.
(Foto: Livianne Smukalla)

Drittes Bild:
Mit rund 1.900 Höhenmetern ist der Tough Mudder
im Sauerland der steilste in Europa.
(Foto: Livianne Smukalla)

Viertes Bild:
Einer der zahlreichen Startblöcke setzt sich in Bewegung.
(Foto: Livianne Smukalla)

Fünftes Bild:
Den Schlamm geküsst beim "Kiss of Mud".
(Foto: Livianne Smukalla)

Sechstes Bild:
Nur gemeinsam geht's nach oben beim "Pyramid Scheme".
Wie der Name schon sagt, wird hier eine menschliche Pyramide
gebaut. Taktik, Geschick und Kraft sind hier gefragt.
In der Bildmitte: Redakteur Sören Peters.
(Foto: Livianne Smukalla)

Siebtes Bild:
Redakteur Benjamin Vorhölter befreit sich beim
"Block Ness Monster" aus der kalten Schlammbrühe.
(Foto: Livianne Smukalla)

Bild unten:
Wenn das mal nicht Lust macht, sich fitzuhalten…
(Foto: Livianne Smukalla)

 

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