Der Gefechtsstand hat eine Kernfunktion: die Führungsfähigkeit zu jeder Zeit sicherstellen. Worauf es dabei ankommt, haben 25 Reservisten am vergangenen Wochenende in Düsseldorf gelernt. Unter der Leitung von Oberstabsfeldwebel d.R. Manuel Velten, Sachgebietsleiter Militärische Ausbildung im Reservistenverband, erstellten die Teilnehmer Lagebretter, Karten und vor allem Overlays für ihre jeweiligen Zellen. Denn: Die S1-Abteilung (Personal) beispielsweise benötigt andere Informationen als die S4 (Logistik). Um im Gefecht schnelle, fundierte Entscheidungen treffen zu können, braucht der Kommandeur alle relevanten Informationen auf einen Blick. Doch der militärische Führungsprozess beginnt erst einmal mit einer Art Kreativ-Workshop – mit Klebestift, Schere und Textmarkern.
Karten an den richtigen Stellen zusammenkleben, Bezugspunkte und Koordinaten markieren, markantes Gelände noch einmal ausmalen. „Das ist die hohe Kunst von Schere und Stift“, scherzte Velten. Ordnete dann aber ein: „Stellen Sie sich vor: Es ist Nacht, sie sind müde. Wenn Sie vorher alles farbig markiert haben, können Sie die Dinge schneller visuell erfassen!“ Vor allem mit dem Textmarker sollten die Lehrgangsteilnehmer nicht sparsam sein. Und die vermeintlich simple Aufgabe nicht auf den Mannschafter abwälzen. „Beim einfachen Abmalen geht das vielleicht noch, aber Sie sollen sich ja schon Gedanken machen, was Sie da markieren, zum Beispiel Gewässer, die wir mit dem Panzer nicht überwinden können und ggfs. Pionierunterstützung brauchen. Und: Der Mannschafter hat unter Umständen auch andere Dinge zu tun. Setzen Sie sich mit Ihrer Karte auseinander!“
Dabei steckt der Teufel mitunter im Detail. „Es gibt Brigaden, die skalieren Ihre Karten vor dem Ausdrucken. Das sind nur wenige Millimeter, die fehlen, aber die Overlays passen dann einfach nicht mehr“, weiß Velten aus Erfahrung. Sein Tipp: „Halten Sie ein Lineal oder einen Kartenwinkelmesser dran, dann fällt Ihnen sowas sofort auf.“
Haben ist besser als Brauchen
Womit wir bei der materiellen Ausstattung des Gefechtsstandes wären. Wie so oft im Leben gilt hier die Faustregel: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Und genug von allem. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele von diesen Dingern an einem Tag draufgehen“, sagt Velten und zeigt einen gelben Textmarker. „Haben ist besser als Brauchen. Und passen Sie auf, wer wo rangeht.“ Denn wie in vielen anderen Arbeitsbereichen verschwinden solche „U-Boot-Materialien“ mal vorübergehend und tauchen dann an anderer Stelle überraschend wieder auf. Ordnung ist das halbe Leben!
Das gilt auch für die Konzeption des Gefechtsstandes: Alles und jeder hat seinen Platz: die Anordnung der Zellen, die Karte auf dem Lagebrett, die Sprechtafel auf Augenhöhe des Funkenden. „Auch wenn es viel mehr Spaß macht, mit Tarnschminke im Gesicht über die Hindernisbahn zu gehen – ein Mal im Jahr würde ich den Aufbau, Betrieb und Rückbau eines Gefechtsstandes üben“, rät Oberstleutnant d.R. Andreas Deller vom Gebirgspanzerbataillon 8, der das Sachgebiet bei der Ausbildung unterstützte. Aus der Praxis für die Praxis berichtete er über eine Übung bei klirrender Kälte in den Bergen. „Überprüfen und hinterfragen Sie Ihre Abläufe. Wenn ich ein Zelt aufbaue: Passen dann meine Lagebretter hinein? Wie kann ich die Stromversorgung sicherstellen? Muss ich das Zelt ggfs. beheizen?“ Eine Vorschrift, was alles mitzuführen ist, gibt es nämlich nicht. Hauptsache, es funktioniert und die Führungsfähigkeit ist jederzeit gewährleistet.
Den Kaffee nicht vergessen
Unerlässlich ist dafür die Zuarbeit der einzelnen Zellen. „Jeder weiß ja am besten, was er braucht“, sagte Oberstabsfeldwebel d.R. Mattias Förster, ebenfalls aus dem Sachgebiet Militärische Ausbildung. Er rät: „Machen Sie sich den Sack nicht zu voll, Sie müssen das ja schließlich alles transportieren können“. Um den Gefechtsstand autark betreiben zu können, erinnert auch er nochmal an die vermeintlichen Kleinigkeiten: Akkus, Batterien, Kabeltrommeln, glasklare Folie für die zu malenden Overlays, keine milchige „Elefantenhaut“, auch wenn diese günstiger ist in der Anschaffung. Und – ganz wichtig für Moral und Führungsfähigkeit: Kaffee!
An dem Ausbildungswochenende in Düsseldorf-Knittkuhl nahmen 25 Reservisten vom Obergefreiten bis zum Oberstleutnant teil. Diese Breite ist bewusst so gewählt. „Es geht hier ja um Grundlagen und nicht um Taktik“, erläutert Förster. „Letzten Endes sind es dann wohl die Mannschafter, die das Material transportieren und aufbauen müssen.“
Weitere Termine auf Anfrage
Über das Jahr verteilt bieten die Kollegen aus dem Sachgebiet Militärische Ausbildung noch weitere Gefechtsstand-Grundlagenausbildungen an. Viele der Wochenenden sind bereits ausgebucht. Freie Termine können Interessierte unter MilAusb@reservistenverband.de anfragen.