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Heimatschutzregiment 2: So lief die erste Übung in Münster

In Nordrhein-Westfalen wächst derzeit das Heimatschutzregiment 2 zusammen. Bei der Herbstübung „Agiles Ross“ auf dem Standortübungsplatz in Münster-Handorf haben sich rund 100 Heimatschützer auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet.

Ausbildung von Heimatschützern in Münster. Mit einem Maschinengewehr wird der Checkpoint gesichert.

Foto: Bundeswehr/Olaf Pieper

Antreten in der Lützow-Kaserne.

Foto: Sabine Körtgen

heimatschutzNordrhein-Westfalen

Gruppengefechtsschießen, Einsatz am Feldposten, Kontrolle am Checkpoint, ABC- und Sanitätsausbildung – es war ein Potpourri militärischer Ausbildungen für die rund 100 Heimatschutzkräfte während der Übung „Agiles Ross“. Wichtige Kenntnisse wurden vertieft, damit die Soldatinnen und Soldaten im Krisenfall kritische Infrastruktur schützen. Fakt ist: Die Bedeutung der Heimatschutzkräfte für die Bundeswehr und Deutschland war selten so hoch wie in der aktuellen politischen Lage.

Zwei Wochen lang übten Ende Oktober rund 100 Heimatschutzkräfte am Standort Münster – ein Alle-Mann-Manöver, das durch das Landeskommando Nordrhein-Westfalen organisiert und geführt wurde. Bei der großen Herbstübung ging es um mehr, als nur die Fähigkeiten der Soldatinnen und Soldaten aus den Heimatschutzkompanien Rheinland, Ruhrgebiet und Westfalen zu trainieren. Für Brigadegeneral Dieter Meyerhoff, Kommandeur des Landeskommandos NRW, war es auch eine Möglichkeit, die Ausbildungsmöglichkeiten in Münster zu prüfen. In die Liegenschaft an der Manfred-von-Richthofen-Straße zog Anfang des Jahres der Aufstellungsstab des Heimatschutzregiments 2 ein. Und der Standortübungsplatz Handorf mit einer Fläche von 388 Hektar sowie die Lützow-Kaserne bieten die passende Infrastruktur für eine Übung dieser Größenordnung. Zur Premiere reisten 100 Soldatinnen und Soldaten an und wechselten für eine kurze Zeit von ihrem zivilen Job als Gärtner oder Chemiker zur Bundeswehr.

Erst die Theorie, dann die Praxis

Die Übung war zweigeteilt. So wurde in der ersten Woche das Führungspersonal in Führungsprozessen der Streitkräfte weitergebildet. Auch methodische Grundlagen und Rechtsunterricht standen auf dem Programm. Oberregierungsrat Z. aus Berlin vom Territorialen Führungskommando der Bundeswehr verdeutlichte etwa, wie der rechtliche Handlungsrahmen für die Heimatschutzkräfte aussieht. In kleineren Arbeitsgruppen wurde anschließend eine fiktive Lage beurteilt und ein Handlungskonzept – entsprechend der Befehlsgebung – erstellt. Mit diesem Wissen ging es in der zweiten Woche auf den Standortübungsplatz. Hier trafen auch die übrigen Dienstgrade und Mannschaften hinzu, um die Praxis zu üben.

Für Meyerhoff hat die Ausbildung der Heimatschutzkräfte höchste Priorität: „Es gibt für ihren Einsatz eine breite Themenpalette: Unsere Soldaten helfen im Katastrophenfall. So unterstützten sie die Blaulichtorganisationen während der Flut und zivile Behörden in den Corona-Hochzeiten. Aber jetzt steht die Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung im Mittelpunkt. Dafür werden infanteristische Fähigkeiten geübt.“ Die Bedeutung der Heimatschutzkräfte verdeutlichte der Kommandeur auch bei der Begrüßung der Teilnehmenden: „Die jüngsten Anschläge auf die Gleisanlagen der Deutschen Bahn bei Berlin und in Nordrhein-Westfalen beweisen, wie empfindlich unsere Infrastruktur ist. Und genau für diesen Schutz sind gut ausgebildete Reservistinnen und Reservisten nötig, wenn die aktive Truppe sich auf ihre Einsatzaufträge an den Grenzen des Bündnisgebietes vorbereitet.“ Das Ziel: Ein nach der Alarmierung schnell aufwuchsfähiges, einsatzbereites Heimatschutzregiment mit bis zu 1.000 engagierten Frauen und Männern.

Dabei blickte der General in hoch motivierte Gesichter. Die Soldatinnen und Soldaten wissen, wie wichtig ihr Einsatz für Deutschland ist. „Unsere aktive Truppe muss eventuell ganz andere Aufgaben übernehmen und dann auch unterstützt werden. Dieses Zeichen kann ich mit meiner Tätigkeit setzen“, sagte etwa Oberstabsgefreiter Matthias B. Auch Hauptfeldwebel Thomas K. möchte mit seinem gesellschaftlichen Engagement Deutschland „etwas zurückgeben“. Und Zahlen belegen, wie bedeutsam ihre Bereitschaft ist. Noch im Oktober 1992 gab es in Nordrhein-Westfalen 75.000 aktivierbare Reservisten. Heute sind es gerade einmal 1.500, wobei nicht jeder von ihnen aktiv im Heimatschutz ist.

Mehr als 400 Bewerbungen für den Heimatschutz

Aber das Interesse, Deutschland zu schützen, steigt. „Wir haben in den vergangenen Monaten über 400 Bewerbungen für den Heimatschutz bekommen“, sagte Brigadegeneral Meyerhoff. Wer davon geeinigt ist, wird aktuell geprüft. Um allen Soldatinnen und Soldaten gute Bedingungen für regelmäßige Übungen zu bieten, wird aktuell am Standort Münster das Heimatschutzregiment 2 aufgestellt. Es ist ein Verband für die Heimatschutzkompanien in NRW, in dessen Struktur jetzt zum ersten Mal 100 Soldatinnen und Soldaten gemeinsam übten.

Eine Woche trainierten die Heimatschutzkräfte an verschiedenen Stationen auf dem Standortübungsplatz. Es war eine körperliche und auch mentale Herausforderung. Immer wieder wurden Abläufe wiederholt, um Fehler zu eliminieren. Dazu änderte sich ständig die fiktive Lage. Wurden am Checkpoint anfangs „nur“ Kameradinnen und Kameraden kontrolliert, raste auf einmal ein Geländewagen auf den Kontrollpunkt zu. Ein weiteres Feindkommando näherte sich und drohte, den Kontrollpunkt einzunehmen, eine Gefechtssituation wurde simuliert. Auch bei der Ausbildung „Feldposten“ spitzte sich die Lage immer weiter zu. Während die Soldatinnen und Soldaten in den Stellungen lagen, näherte sich auch hier das Feindkommando.

Eine weitere Herausforderung war die Station „auf Streife“. Während die Soldatinnen und Soldaten von einer zur nächsten Ausbildungsstelle liefen, mussten sie gleichzeitig patrouillieren. Sie begegneten vermeintlich zivilen Personen und Soldaten. Und bei jedem Treffen musste die Frage geklärt werden: Ist der Gegenüber jetzt Freund oder doch der Feind? Teamwork stand zum Abschluss der Übung an der Lehr- und Trainingsanlage (LeTra) auf dem Plan. Denn nur gemeinsam lässt sich etwa ein Wasserhindernis mit einem viel zu kurzem Brett überqueren.

Das Fazit der Teilnehmenden und Organisatoren: Die Übung „Agiles Ross“ war eine mehr als gelungene Premiere! Natürlich gibt es immer Punkte, die verbessert werden müssen. Aber die Ausbildung hat gezeigt: Mit der Aufstellung des Heimatschutzregiments 2 sind die nötigen Voraussetzungen gegeben, um Reservistinnen und Reservisten für den Heimatschutz auszubilden. „Es ist ein Aufbau über bestimmte Stufen“, so Brigadegeneral Meyerhoff. Er blickt zuversichtlich auf ein einsatzfähiges Regiment bis zum Jahr 2024. Die Ausbildung für 2023 ist bereits terminiert.

Mitmachen: Als Reservist den Westen schützen

Das Landeskommando NRW sucht ehemalige Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sowie „ungediente“ Frauen und Männer. Voraussetzung ist eine regionale Bindung zum Bundesland Nordrhein-Westfalen. Geboten werden eine militärische Heimat und Ausbildung, Förder- und Beförderungsmöglichkeiten für alle Dienstgradgruppen sowie Möglichkeiten des Laufbahnwechsels und Kameradschaft in festen Strukturen.

Telefon: 0211/959 3515
E-Mail: LKdoNWS1Reservistenangelegenheiten@bundeswehr.org

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