Hybride Reunion: Best Practices in der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie stellt alle Institutionen vor ungekannte Herausforderungen. Anlässlich der 16. Reunion des Deutsch-Amerikanischen Reserveoffizieraustausches schilderten Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä, was konkret getan und erreicht wurde. Erfahrungen, Lösungswege und der Austausch zwischen Sicherheitsbehörden und Streitkräften standen im Fokus.
Covid-19 erfordert Flexibilität. Schon zeitig stand fest: Die üblicherweise für den Herbst vorgesehene, ehrenamtlich organisierte Jahreskonferenz war zum großen Bedauern nicht als Präsenzveranstaltung durchzuführen. Schnell entwickelte das Team um Mirko Appel und Thilo Krökel die Idee eines Hybridevents, gewann einen Gastgeber und zwei Top-Referenten. Maske, Abstand und Infektionsschutz wurden im Polizeipräsidium München so Rahmenbedingung und inhaltliche Klammer zugleich, denn das Thema lautete: Wie wurde Corona gemanagt? Beim Kaminabend fand mit reduzierter Delegation vor Ort und Online-Zuschaltung zahlreicher Ehemaliger des Hochwertprogramms ein reger, offener Austausch mit dem Innenminister und Polizeipräsidenten statt.
„Lösen Probleme nicht, indem wir sie negieren“
„Wir hatten noch nie eine Katastrophe seit Ende des Zweiten Weltkrieges, die das ganze Land gleichzeitig betrifft. Keiner war darauf vorbereitet, keiner hatte einen Plan in der Schublade“, sagte Joachim Herrmann, Staatsminister des Inneren in Bayern. Er arbeitete in seinem Impulsvortrag mit griffigen, persönlichen Schilderungen die Leistungen im Management der Corona-Pandemie im Freistaat heraus. Erstes Ziel, nach wie vor: Den Schutz der Bevölkerung gewährleisten, die Infektionsquote gering halten. Sein Credo: Koordiniertes Handeln zählt, das Verneinen von Problemen führt nicht zu dessen notwendiger, drängender Lösung.
Herrmann vermittelte, dass die Situation in Deutschland im weltweiten Vergleich gut gemeistert wurde. Er betonte eine handlungswillige und starke Gesamtorganisation des bayrischen Katastrophenschutzes. Der Katastrophenfall von März bis Juni sei besonders anspruchsvoll gewesen. Das stimmige Zusammenspiel aller beteiligten Organisationen – Rettungsdienst, Feuerwehr, THW, Gesundheitsämtern, freiwilligen Hilfsorganisationen sowie, nicht zuletzt, Polizei und Bundeswehr –, das soziale Gesundheitswesen und die Konsensorientierung im föderalistischen Staat hätten dazu geführt, dass es zu keinem Zeitpunkt eine Überlastung gab und die ungekannte Situation gut bewältigt wurde. Die schmerzlichen Todes- und Infektionszahlen seien dadurch vergleichsweise gering geblieben.
Der Bayerische Innenminister beschrieb die tatkräftige Unterstützung der Bundeswehr nicht ohne wahrnehmbaren Stolz. Der aktive Reservist, der vom Gefreiten bis zum Oberstleutnant jeden Dienstgrad durchlief, kennt Jägertruppe und ZMZ, ist aktuell im Landeskommando Bayern beordert. „Ich stehe zu unserer Bundeswehr – unser Dank gilt allen tatkräftigen Helferinnen und Helfern in Uniform!“ Unterschiedliche Einheiten und Truppenteile seien involviert gewesen: Der Sanitätsdienst unterstützte in Pflege- und Seniorenheimen, die Logistik koordinierte und packte beim Transport von Waren mit an. Die ABC-Abwehr produzierte Desinfektionsmittel in München.
Mit organisatorischer Flexibilität zum Ziel
Die Kooperation mit der Bundeswehr war zugleich Brücke zum zweiten Vortrag. Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä berichtete facettenreich über das Management der Pandemie im eigenen Bereich. Mit Fachdienststellen der Bundeswehr bestehe seit langem ein enger Informationsaustausch etwa in den Themenbereichen Sprengstoff und ABC, so Andrä. Dieser Austausch wurde gerade auch in der Corona-Hochphase gepflegt. Der oberste Polizist der Landeshauptstadt war wiederholt Gast vergangener Veranstaltungen und gab einen detaillierten Rundumblick über die Polizeiarbeit in Deutschlands sicherster Stadt unter Corona.
Der Virus habe die Behörde organisatorisch gefordert. Von der schnellen Besorgung von Schutzkleidung über die Umstellung von Schichtrhythmen und den Einsatz einer zweiten Einsatzzentrale vermittelte der Polizeipräsident die gewissenhafte Erreichung mehrerer Ziele: Infektionsschutz stünde im Fokus, die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Bevölkerung in die Beamten seien durch klare Kommunikation erreicht worden. Besonders instruktiv: Notwendigkeiten der weiteren digitalen Entwicklung im Dienst seinen als eine der lessons learned erkannt und definiert worden.
Digitalisierung und Kommunikation
Zwei Aufgabengebiete benannten Herrmann und Andrä mit Blick in die Zukunft: Digitalisierung als technische Erfordernis sowie auch weiterhin die bestmögliche Kommunikation, behördliche Entscheidungen den Menschen zu vermitteln.
Thilo Krökel sah im Hybridformat die Corona-bedingt beste Form, die Bande zwischen Kameradinnen und Kameraden zu halten und inhaltlichen Austausch zu sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen zu bieten. „Wir freuen uns über die fast 50 zugeschalteten Teilnehmer und den überaus positiven Zuspruch, mit dem die Veranstaltung evaluiert wurde. Gleichwohl planen wir für 2021 wieder eine Präsenzveranstaltung“, versprach der Oberst d.R., der sich Corona-gerecht herzlich bei den Diskussionspartnern und für die Gastfreundschaft bedankte.
In einem Zoom-Meeting Anfang September teilte bereits der als „Mr. DAX“ bekannte Finanzexperte und Autor Dirk Müller, Mitglied des Freundeskreises der Reunion, seine Einschätzungen der finanzpolitischen Verwerfungen und geopolitischen Machtverschiebungen durch Corona der Community mit; ein weiterer Onlinevortrag ist als Abschluss der 16. Reunion in Vorbereitung.