„Ich sehe im Heimatschutz eine große Chance“
Major Christian Rotter ist Kompaniechef der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie (RSU) Mittelfranken. Diese gehört zum Landesregiment Bayern. Im Zuge des Pilotprojekts Landesregiment sind die drei fränkischen RSU-Kompanien, die Stabs- und Versorgungskompanie und die Unterstützungskompanie in einer Regimentsstruktur zusammengefasst.
Gemeinsam mit seinen Kameraden plant Major Rotter die kompanieübergreifende Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten des Landesregiments. Dafür hat er im Dezember 2020 den Bestpreis des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, erhalten. Im Interview spricht er über sein Engagement in der Territorialen Reserve.
Warum haben Sie sich entschieden, sich unmittelbar nach ihrer Zeit als aktiver Soldat beim Landesregiment Bayern zu engagieren?
Nachdem ich 2017 aus dem aktiven Dienst ausgeschieden war, hatte ich das Kapitel Bundeswehr in meinem Leben abgeschlossen. Nach drei Jahren zivilwirtschaftlicher Tätigkeit habe ich jedoch gemerkt, dass mir die Uniform, meine Kameraden und die Tätigkeit als Soldat fehlten. Als ich dann in Roth die Indienststellung des Landesregiments Bayern besuchte, war es geschehen: Mein Interesse war geweckt, ich habe mich informiert und direkt initiativ beworben. Die Idee der Territorialen Reserve und des Heimatschutzes mit regionaler Verwurzelung in Verbindung mit der Möglichkeit, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, haben mich motiviert.
Was waren Ihre Aufgaben als aktiver Soldat?
Ich habe nach einem Diplomstudiengang in Betriebswirtschaftslehre die übliche Laufbahn eines Truppenoffiziers der Luftwaffe absolviert. Bereits recht früh durfte ich als stellvertretender Kompaniechef mehrere Einheiten führen. Das war eine fordernde, aber auch wertvolle Erfahrung. Nach Verwendungen als Disziplinarvorgesetzter und auch einer Ernennung zum Berufssoldaten bin ich an die Offizierschule der Luftwaffe als Hörsaalleiter und stellvertretender Inspektionschef versetzt worden. Dort war ich bis zum Ende meiner aktiven Dienstzeit unter anderem mit der Führung und Ausbildung des Offiziernachwuchses betraut. Aus privaten Gründen habe ich entschieden, meinen Status als Berufssoldat aufzugeben und bin 2017 ausgeschieden.
Liegt Ihnen der Heimatschutz besonders am Herzen?
Ja. Ich sehe im Heimatschutz eine große Chance, die Bundeswehr, ihre Soldatinnen und Soldaten und den Auftrag unserer Streitkräfte mit der Gesellschaft zu verflechten und den Nutzen für unser Land zu verdeutlichen. Dabei ist es mir neben den Aufgaben in Bezug auf die Landes- und Bündnisverteidigung ein besonderes Anliegen, im Rahmen von Hilfs- und Unterstützungsleistungen im Inneren einen Beitrag dazu zu leisten, dass Soldaten nicht nur als Waffenträger wahrgenommen werden. Sie leisten im Rahmen des Heimatschutzes einen gesellschaftlichen Beitrag – für jeden einzelnen Bürger und die Gesamtgesellschaft. Damit kommen wir dem Bild des Staatsbürgers in Uniform auch außerhalb der Organisation Bundeswehr ein bedeutendes Stück näher.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag beim Landesregiment aus?
Kurzum: sehr turbulent und abwechslungsreich. Wir sind im Projektstatus und daher lernen wir jeden Tag dazu, dürfen unsere Handlungsweisen häufig anpassen und verbessern und suchen stets neue flexible Lösungswege. Das macht mir große Freude. Das Projekt Landesregiment ist äußerst spannend und abwechslungsreich, deswegen stelle ich für mich immer wieder fest: Den „Alltag“ gibt es bei uns nicht.
Worin sehe Sie die größten Unterschiede in der Arbeit mit aktiver Truppe und Reserve?
Den größten Unterschied sehe ich am Grundsatz der Freiwilligkeit und in der großen Vielfalt an Erfahrungen, Fähigkeiten und Wissen, die sich in der Reserve bündeln. Jeder einzelne Reservistendienstleistende unseres Regimentes engagiert sich aus innerer Überzeugung heraus. Dabei muss jeder einzelne Soldat häufig ein hohes Maß an Flexibilität unter Beweis stellen, um den Spagat zwischen zivilberuflichen Verpflichtungen und der Reserve meistern zu können.
Was schätzen Sie an Ihrer Kompanie besonders?
Meine derzeitige Tätigkeit umfasst alle Kameraden des Landesregiments und daher hat jeder bzw. jede Einzelne meine Wertschätzung und meinen Respekt für Engagement, Selbstverständnis und die gelebte Kameradschaft verdient. Dennoch haben mich insbesondere die Kameradinnen und Kameraden meiner Kompanie, der RSU Mittelfranken, vor nicht einmal einem Jahr mit Offenheit, Entgegenkommen und Freundlichkeit empfangen und belohnen mich mit Vertrauen und Loyalität – dafür möchte ich mich bedanken.
Sie haben für Ihr Engagement den Bestpreis des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, bekommen. Ist Ihnen das ein besonderer Ansporn?
Ehrlicherweise hat mich der Bestpreis mehr als überrascht und auch etwas überfordert. Ich freue mich wirklich sehr über diese Ehrung und die damit einhergehende Wertschätzung für das bisher Erreichte und meine Person. Dennoch wird hier wie so oft der „Eine“ ausgezeichnet, aber der Grund ist Ergebnis der Arbeit von „Vielen“. Die Kameradinnen und Kameraden, die bisher mit mir den Weg gegangen sind, tragen einen wesentlichen Anteil am Erfolg. Unbenommen von der Verleihung des Bestpreises, bin ich weiterhin vom gesellschaftlichen Nutzen des Projektes Landesregemint Bayern sowie den Aufbau des Heimatschutzes überzeugt. Daher werde ich auch weiterhin mit besten Kräften meinen Beitrag zur erfolgreichen Gestaltung des Projektes leisten.
Was haben Sie persönlich sich für 2021 vorgenommen?
Alles für die Gesundheit: Mehr Bewegung, Sport, gesundes Essen, weniger Stress… „the same procedure as every year…!“ Mal sehen wie viele dieser Vorsätze ich 2021 erfülle. Auf alle Fälle werde ich mich auch 2021 im Rahmen längerer Reservedienstleistungen und darüber hinaus einer positiven Entwicklung des Landesregiments verschreiben. Wir sind noch nicht fertig! Das Ziel bleibt in Sicht!