Wenn man im Internet nach „Schattenarmee“ sucht, stößt man recht schnell auf das Hannibal-Netzwerk und aufgeflogene rechte Chatgruppen bei Bundeswehr und Polizei. Doch das Phänomen ist nicht neu. Bereits 1949 formierte sich die sogenannte Schnez-Truppe, eine Organisation von rund 2.000 ehemaligen Wehrmachtsoffizieren. Für Oberst d.R. Arne Schumacher lieferte eben jene Schnez-Truppe die Vorlage für einen Polit-Thriller.
Eigentlich ist Schumacher Diplom-Betriebswirt, gelernter Unternehmensberater und führt ein Hotel in Iffezheim in der Nähe von Baden-Baden. „Das ist ein Job, der mich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche fordert“, berichtet Schumacher, Mitglied der RK Bühl. In den vergangenen zwei Jahren schrieb er immer mal wieder an der Geschichte, wenn mal Luft war zwischendurch. In den vergangenen Monaten blieb coronabedingt mehr Zeit fürs Schreiben, seit Ende 2020 ist das Buch mit dem Titel „Die Schattenarmee“ auf dem Markt. „Ein typisches Erstlingswerk“, wie Schumacher sagt.
So ein Buch gab es noch nicht auf dem Markt
Als passionierter Leser sei er ein großer Fan von Tom Clancy, der durch seine Polit-Thriller, etwa „Jagd auf Roter Oktober“, Berühmtheit erlangte. „Ich habe mir mal ein Skizzenbuch angeschafft, in dem ich meine Gedanken sammle. Dann habe ich überlegt, wie eine Story aussehen könnte. Und auch das Tagesgeschehen spielte eine Rolle.“ Da ihn die Thematik „deep state“ interessiert, stieß er bei seinen Recherchen irgendwann auf die Schnez-Truppe. „Ferdinand Porsche hat mal gesagt, er habe sich am Markt umgeschaut aber kein spannendes Auto für sich gefunden, deshalb habe er den 911 gebaut. So ähnlich verhält es sich auch mit meinem Buch“, erzählt Schumacher.
Der Autor ist als SaZ 2 im Jägerbataillon 552 in Böblingen in die Bundeswehr eingetreten. Nach verschiedenen Verwendungen sowie Generalstabslehrgängen in Kanada und Großbritannien ist er aktuell als gespiegelter Unterabteilungsleiter Planung im Kommando Streitkräftebasis beordert. „Inzwischen übe ich aber nur noch selten, vielleicht einmal im Jahr.“ Dennoch stecken in dem Buch viele eigene Erfahrungen, etwa wenn es um die Einrichtung eines Gefechtsstandes geht.
Die Geschichte
Fritz Kurrle, der ehemalige Wirt des Brauereigasthofs Körner in Ludwigsburg, stirbt im Alter von 96 Jahren und hinterlässt seiner jungen und attraktiven Nichte, der Oberkommissarin Patrizia Merhoff, ein brisantes Erbe. Es stellt sich heraus, dass der Onkel Teil der „Schnez-Truppe“ war. Unterdessen ist Patrizia Merhoff auch in die Ermittlungen zweier Mordfälle involviert – innerhalb kurzer Zeit werden zwei vermeintlich syrische Asylbewerber hinterrücks mit einem Wehrmachts-Karabiner k98 erschossen. Daraus ergeben sich erstaunliche Erkenntnisse: Die Opfer kannten Anis Amri, den Terroristen vom Breitscheidplatz in Berlin. Beide Geschichten fügen sich bald zu einem Ganzen zusammen, als Merhoff im Keller des geerbten Gasthofs geheime Räume entdeckt und einen Waffenschrank mit hervorragend erhaltenen Karabinern k98. Im Dickicht von Netzwerken „alter Kameraden“ und deren Nachkommen kommt sie schließlich zur Erkenntnis, dass es heute wieder oder immer noch Organisationen aus der Zeit des Kalten Krieges geben muss…
„Das Thema der Schattenarmeen ist nach wie vor aktuell“, sagt Schumacher. „Der Komplex um Anis Amri ist etwa im Vierteljahrestakt in den Medien präsent, das macht das Buch ein bisschen zeitlos.“ Dennoch würde Schumacher heute einiges anders machen. „Der erste Tote kommt zu spät, die Geschichte baut sich vielleicht zu langsam in der Spannung auf. Doch wer geschichtlich interessiert ist, vor allem in Bezug auf die Sicherheitsthematik in der Frühzeit der Bundesrepublik, gepaart mit aktuellen Themen und ‚tiefer Staat‘, der findet in diesem Buch 386 Seiten spannende Lesefreude“, wirbt Schumacher. Auch eine Nachfolgegeschichte ist bereits in Arbeit. Diesmal geht es um die RAF, den Verfassungsschutz und die Frage, wer wo verstrickt ist. Weniger Krimi, mehr Thriller.
Arne Schumacher: Die Schattenarmee, Verlag Ungeheuer + Ulmer, ISBN 978-3-946061-38-0, € 14,90