Reservisten aus neun Bundesländern unterstützen im Rahmen der Amtshilfe im Landkreis Märkisch-Oderland bei der Bekämpfung der Schweinepest. Mit dabei: zwölf Kameraden aus Rheinland-Pfalz.
Es ist kalt, der Wind bläst beständig über den frostigen Acker am Ufer der Oder. In Abständen zwischen vier und acht Metern ziehen Soldaten ihre Bahnen entlang der Ackerfurchen. Plötzlich heißt es „Fund“ und die Soldaten zücken Taschenkarten, Funkgerät und Markierungsmittel. Mit einem Kreis kennzeichnen sie den Fund und geben dem Gefechtsstand in der Kreisstadt Seelow die Koordinaten durch. Veterinäre holen die Fundstücke dann später zur Begutachtung und Untersuchung ab. Anschließend geht’s weiter im Gelände. Bei den Soldaten handelt es sich um Reservisten der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie Rheinland-Pfalz (RSU-Kp RP).
Seit 2014 breitet sich die hochansteckende Afrikanische Schweinepest (ASP) in Europa aus, ein hochinfektiöses Virus, dass von Wildschweinen auch auf Hausschweine übertragen werden kann und meistens mit dem Tod des infizierten Tieres endet. Die Seuche bedroht Millionen Haus- und Wildschweine und somit auch die Nahrungs- und Futtermittelproduktion der Landwirte. Im September 2020 trat das Virus dann erstmals in Deutschland auf. Um die weitere Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern, stellte der betroffene Landkreis Märkisch-Oderland einen Antrag auf Amtshilfe an die Bundeswehr. Und die reagierte umgehend: Seit 16. November sind Kameraden der RSU aus ganz Deutschland vor Ort, inzwischen etwa 120. Alle haben sich freiwillig gemeldet.
Nach der Befehlsausgabe in der Operationszentrale verlegen die einzelnen Kontingente zu den zugeordneten Suchgebieten. Es gilt systematisch das Gelände nach Fallwild zu durchsuchen, zu identifizieren, den Fundort zu markieren und die Position zu melden. Die zwölf rheinland-pfälzischen Kameraden, eingesetzt im nördlichen Suchgebiet rund um Letschin, legen dabei pro Tag bis zu 20 Kilometer zurück. Eine mühsame Aufgabe. Neben der Witterung stellt auch der ungewohnte Untergrund im weitläufigen Oderbruch und in den schwer zugänglichen Seelower Höhen die Soldaten vor Herausforderungen. Zudem muss immer wieder die Suche unterbrochen werden. Hier fand einer der letzten großen Schlachten des zweiten Weltkrieges statt und der Boden gibt immer wieder deren Überreste preis. Noch immer stecken Kampfmittel im Boden und die gefundenen Granaten, Hülsen und Patronen müssen – genauso wie das Fallwild – markiert und zur späteren Entsorgung durch den Kampfmittelräumdienst gemeldet werden. Trotz der körperlich fordernden Tätigkeit ist die Stimmung gut, was unter anderem an der herzlichen Aufnahme der lokalen Bevölkerung liegt. Aber auch die Verbindung zur Heimat spiele eine große Rolle, so Kontingentführer Feldwebel d. R. Kai Nitz. „Ob Dienstaufsichtsbesuch oder Carepaket von Daheim, wir fühlen uns nicht vergessen!“. Geplant ist der Einsatz zunächst bis 7. Dezember 2020. Für die Reservisten aus Rheinland-Pfalz vier Wochen, weit weg von der Heimat, eine Zeit, an die sie sich sicherlich noch lange erinnern werden.
Text von Hauptmann Dr. Mohrhardt/Landeskommando Rheinland-Pfalz