Im Seebataillon ist kein Tag wie der andere
reservistenverband.de: Herr Fregattenkapitän Krüger, Sie gehen als letzter Kommandeur der Marineschutzkräfte in die Marinegeschichte ein. Was bewegt Sie bei dem Gedanken am meisten?
Arne Björn Krüger: Es ist für mich eine besondere Ehre als letzter Kommandeur der Marineschutzkräfte in die "Annalen" der Marinegeschichte einzugehen. Nein – Scherz beiseite: Selten habe ich in einem Verband einen so ausgeprägten Teamgeist erlebt wie bei den Marineschutzkräften. Zum einen bedaure ich deshalb natürlich die Auflösung eines hervorragenden und laufenden Kampfbataillons, zum anderen überwiegt aber auch natürlich die Freude auf das, was kommt. Nämlich am 1. April die Aufstellung des Seebataillons. Ich darf den neu aufgestellten spezialisierten Verband führen und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die hervorragenden Männer und Frauen meines Verbandes in das Seebataillon zu überführen und sie mit den Minentauchern und Boardingkräften der Marine zu vereinen.
reservistenverband.de: Warum wird am 1. April ein Seebataillon aufgestellt? Was sind seine Aufgaben?
Krüger: Die Marine stellt mit dem Seebataillon mit knapp 800 Soldaten den größten "grünen" Verband der Marine in Dienst. Die Aufgaben der Marine sind weltweit gewachsen, denken Sie nur an den Schutz von Seetransporten, Abwehr von Terroranschlägen oder den Kampf gegen die Piraterie. Unter dem Motto "Vom Land zum Meer – Vom Meer zum Land" decken wir mit unserem außergewöhnlichen und umfassenden Fähigkeitsspektrum die Bereiche Marineinfanterie, Aufklärung, Kampmittelbeseitigung und Boarding ab und sind an Land genauso wie an Bord von Schiffen und Booten zuhause. In allen Einsätzen der Bundeswehr sind wir präsent. Wir arbeiten meist in kleinen Teams mit sehr gut ausgebildeten Spezialisten und hochmotivierten Kameraden. Uns steht die modernste Ausrüstung und Technik zur Verfügung, die im Einsatz und in der hochwertigen Ausbildung genutzt wird.
reservistenverband.de: Was wird aus den beorderten Reservisten der Marineschutzkräfte? Werden diese nun automatisch Angehörige des Seebataillons?
Krüger: Die beorderten Reservisten der Marineschutzkräfte, die innerhalb der letzten zwei Jahre mindestens eine Reservistendienstleistung geleistet haben, werden natürlich auf Beorderungsdienstposten in der Personalreserve im Seebataillon umbeordert. Alle anderen beorderten Reservisten die keine Reservedienstleistungstätigkeit im Verband innerhalb dieses Zeitraums geleistet haben, werden ausgeplant oder auf eigenen Wunsch umbeordert. Dies betrifft auch Reservisten, die zwar häufig in anderen Verbänden dienen, aber über längere Zeit nicht bei uns verwendet wurden.
reservistenverband.de: Gibt es im Seebataillon zusätzliche Beorderungsstellen?
Krüger: Ja. Im zukünftigen Seebataillon werden derzeit – wie gesagt – nur die Dienstposten für Reservisten der Personalreserve geöffnet, die mit den Reservisten der Marineschutzkräfte besetzt werden können. Zusätzlich ist aber ein kompletter Zug in der sogenannten Küsteneinsatzkompanie (KEK) als Verstärkungsreserve gespiegelt. In der KEK dienen hauptsächlich Marineinfanteristen, die Hafenanlagen und Schiffe schützen oder die bei militärischen Evakuierungen eingesetzt werden. Hier bieten wir einem Offizier, fünf Portepeeunteroffizieren, vier Unteroffizieren und 32 Mannschaftssoldaten sehr interessante und fordernde Dienstposten.
reservistenverband.de: Wen suchen Sie?
Krüger: Wir suchen hierfür vorrangig Reservisten mit infanteristischer Ausbildung, zum Beispiel Objektschützer der Luftwaffe, Panzergrenadiere oder Jäger. Neben der fachlichen wird auch die charakterliche und körperliche Eignung vorausgesetzt. Hierzu zählt vor allem physische und psychische Belastbarkeit, Einsatzbereitschaft, geistige Beweglichkeit, Zusammenarbeit im Team und Verantwortungsbewusstsein. Nur wenn der Reservist die geforderten Eignungen nachweist – meist im Rahmen einer Probe-Reservistendienstleistung auf dem Truppenübungsplatz – kann der Reservist auch beim Seebataillon beordert werden. Reservisten unterstützen aber auch im Heimatbetrieb, um den Ausbildungs- und Dienstbetrieb bei den einsatzbedingten Abwesenheiten der originären Dienstposteninhaber aufrechtzuerhalten. Wir suchen außerdem laufend Computerspezialisten, Fernmeldetechniker, Waffenmechaniker, Kfz-Mechaniker genauso wie Kameraden für den Stabs- und Versorgungsdienst.
reservistenverband.de: Was werden die Männer und Frauen mit dem Seebataillon erleben können?
Krüger: Beim Seebataillon wird kein Tag wie der andere sein, jede Reservedienstleistung wird jeden Reservisten vor neue Herausforderungen stellen und die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit fordern. Als Reservist erleben Sie beim Seebataillon echte Kameradschaft und Familie. Beim Seebataillon gibt es keine ruhigen Tage, denn Stillstand ist für uns Rückschritt.
reservistenverband.de: An wen müssen sich interessierte Reservisten wenden?
Krüger: Reservisten können sich bei uns bewerben. Bitte schicken Sie Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen per Post oder elektronisch direkt an uns.
Die Adresse:
Seebataillon, S1-Bereich, Flensburger Straße 61-65, 24340 Eckernförde, E-Mail: seebtlresangel@bundeswehr.org
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Das Interview führte Detlef Struckhof
Archivbild oben: Angehörige der Marineschutzkräfte schützen
mit einem Maschinengewehr einen Marinehafen
(Foto: Presse- und Informationszentrum Marine, Björn Wilke).
Bild Mitte: Fregattenkapitän Arne Björn Krüger ist Minentaucher.
Er baut das neue Seebataillon auf. Dafür sucht er
auch Reservisten (Foto: Presse- und Informationszentrum
Marine, newsroom.de).
Bild unten: Eine Boarding-Einheit der Marine während
einer Übung in Eckernförde. Die Boarding-Soldaten gehören ab 1. April
zum neuen Seebataillon (Foto: Presse- und Informationszentrum
Marine, Bundeswehr, Björn Wilke, flickr).