In der Bundeswehr darf kein Niedriglohnsektor entstehen
Eine weitere Folge, die es zu vermeiden gilt, ist die Abkehr vom freiwilligen Dienst für sein Land und für das Allgemeinwohl. "Die Wehrdienstleistenden verdienen ohnehin schon kein Vermögen. Wenn dieses nun auch noch ohne jegliche finanzielle Kompensierung gemindert wird, hat dies zur Folge, dass sich junge Menschen überhaupt nicht mehr für den Wehrdienst oder einen anderen Freiwilligendienst begeistern lassen", warnt Kiesewetter.
Seit Wochen steht Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in der Kritik für seinen Plan, den durch freiwilligen Wehrdienst erwirtschafteten Sold ab 2013 zu besteuern. Zehn Millionen Euro würden so zurück in die Staatskasse fließen, teilte die Bundesregierung auf eine Anfrage von Linke-Finanzexpertin Barbara Höll mit. Die durchschnittliche Steuerlast würde monatlich bei 60 Euro liegen, unterm Strich hätten die Soldaten fünf Prozent weniger auf dem Konto.
Das bedeutet in Zahlen ausgedrückt: Ein freiwillig Wehrdienstleistender erhält zwischen 750,64 Euro zu Beginn und maximal 1044,41 Euro bei einer längeren Dienstzeit. Eine junge Frau oder ein junger Mann, die ein Jahr lang freiwillig ihrem Land dienen, würden mit 622,05 Euro belastet, errechnete Steuerrechtsexperte Frank Hechter von der TU Berlin im Auftrag von bild.de. "Diesen Betrag gilt es, durch angemessene Erhöhung des Wehrsoldes auszugleichen", fordert Kiesewetter. "Sollte dem nicht so sein, muss die aktuell geltende Steuerfreiheit auch weiterhin Bestand haben. Gerade wenn die Bundeswehr mit der freien Wirtschaft in Konkurrenz um Fachpersonal tritt, müssen junge Menschen Anreize bekommen, einen ersten Fuß in die Bundeswehr zu setzen."
Bild oben:
Alltag in der Grundausbildung: Durchschlageübung
der 5. Kompanie des Gebirgspionierbataillons 8
aus Ingolstadt. Hier: Mittagsverpflegung im Freien.
(Foto: Bundeswehr/Bienert via flickr.com)