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In sechs Tagen von Bonn nach Afghanistan




6.108 Bundeswehrsoldaten sind derzeit im Ausland eingesetzt. Sie verbringen die Feiertage fern der Heimat: In Afghanistan, im Kosovo, auf dem Mittelmeer, vor der somalischen Küste und in den Krisenregionen Afrikas. Das heißt aber auch, dass an 6.108 Festtagstischen jemand fehlt. Weihnachten ohne Papa, Mama, Bruder, Schwester, Partner. Umso wichtiger ist es, den Einsatzsoldaten zu zeigen: Wir denken an Euch! Damit die Kameraden ein Stück Heimat haben, legt sich die Feldpost mächtig ins Zeug – nicht nur in der Vorweihnachtszeit. Der Reservistenverband begleitete ein Paket von Deutschland bis nach Masar-i-Scharif. Ein Weihnachtspäckchen erzählt von seiner Reise.

Das Vollstopfen gehört zu Weihnachten wie der Tannenbaum. Aber 402 Tüten Gummibärchen – das geht doch ein bisschen zu weit. Früher war ich mal ein leichter Pappkarton, jetzt wiege ich 5,8 Kilo. Und wir haben gerade einmal Ende November! Hoffentlich werde ich das bis zum Jahresende wieder los! Doch eines muss man denen vom Reservistenverband lassen, sie haben sich etwas dabei gedacht, mich so abzufüllen. Denn 402 Reservisten sind derzeit im Ausland eingesetzt, symbolisch soll für jeden eine Tüte Gummibärchen verschickt werden. Eine kleine Geste, die sagt: "Wir denken an Euch".

Meine Reise beginnt in Bonn-Bad Godesberg. Nachdem die ganzen Gummibärchen verstaut sind, werde ich in rotes Geschenkpapier eingewickelt. Außerdem bekomme ich eine dicke gelbe Schleife um den Bauch – das symbolisiert die Solidarität mit den Soldaten im Einsatz. Dann geht es ab zur Post. Hier bekomme ich einen DHL-Aufkleber, der sagt, dass mich die Reise nach Afghanistan führt, ins Feldlager in Masar-i-Scharif, der größte Bundeswehr-Standort im Ausland. Danach werde ich in einen Lastwagen gepackt, zusammen mit ganz vielen anderen Weihnachtspäckchen.

Über Nacht erreiche ich die Major-Karl-Plagge-Kaserne in Pfungstadt bei Darmstadt. Hier befindet sich die Leitstelle der Feldpost. Von nun an ist auch nicht mehr die gelbe Post zuständig für mich, sondern die olivgrüne.

In den Wochen vor Weihnachten herrscht in Pfungstadt besonders reges Treiben. Sogar das Personal wurde aufgestockt. Das ganze Jahr über kümmern sich sieben Mannschafts- und vier Feldwebel-Dienstgrade um die täglich rund 1.000 Sendungen, Pakete und Päckchen. Jetzt sind es vier Mannschafter mehr. Kein Wunder, denn Ende November und Anfang Dezember werden hier jeden Tag rund 2.500 Sendungen umgeschlagen. Rund 2.200 werden über DHL verschickt und sind durch den Strichcode auf dem Aufkleber schnell zu erfassen. Knapp 300 kommen über "Fremdanbieter", wie beispielsweise TNT oder UPS. Diese müssen manuell registriert werden. Ein Reservist kümmert sich ausschließlich darum.

Alle Soldaten, die hier in der Feldpostleitstelle Dienst tun, sind Reservisten, die in ihrem zivilen Beruf bei der Post arbeiten. Das muss auch so sein, sagt das Postsicherstellungsgesetz. Dass die Jungs und Mädels Ahnung haben, wie man Pakete behandelt, erfahre ich bald am eigenen Leib: Nach der Ankunft werde ich auf ein Band gelegt, durchleuchtet und so auf meine Flugsicherheit geprüft. Puh, Test bestanden! Danach legt mich ein Mann mit fünf Streifen auf der Schulter zusammen mit anderen Paketen auf einen Wagen. Die sollen mit mir nach Masar-i-Scharif fliegen.

Die Logistikhalle ist ungefähr so groß wie ein halbes Fußballfeld. Ein Soldat schiebt den Postwagen quer durch das Lager zu einer von rund 30 Kisten, die auf ihre Fracht warten. Je nach Einsatzland, Zielgebiet und Einheit werden wir verladen. Anschließend geht es mit dem Lkw nach Trollenhagen bei Neubrandenburg, wo wir ein wenig Aufenthalt haben. Zwei Mal in der Woche startet hier ein Flugzeug nach Afghanistan.

Einen Tag nach Nikolaus hebt auch mein Flieger endlich ab. Rund sieben Stunden dauert der Direktflug nach Masar-i-Scharif. Auch das Wetter spielt mit: heiter und zehn Grad. Kaum zu glauben, dass sich Deutschland währenddessen unter einer dichten Schneedecke versteckt.

Nach meiner Ankunft werden wir wieder sortiert. Während ich meinen Zielort erreicht habe, werden andere Päckchen weiter verfrachtet nach Termes, Kundus oder Kabul. Aber mal ehrlich: Mir reicht’s jetzt erstmal. Sechs Tage war ich nun unterwegs. Von Bonn nach Darmstadt nach Trollenhagen nach Masar-i-Scharif. Ich bin geschafft!

Im Feldpostamt kümmern sich auch wieder die Reservisten um mich und nach einer kurzen Wartezeit kommt mich ein freundlicher Presseoffizier abholen. In den Tagen darauf habe ich mächtig Gewicht verloren, die 5,8 Kilo sind wieder runter. Ganz zur Freude der Soldaten, die sich beim Feldlager-Weihnachtsmarkt am dritten Advent über die Gummibärchen freuten. Und ihnen eine Freude zu machen, freut auch mich. Ich hoffe, ich werde recycelt: Dann möchte ich nächstes Jahr wieder mit der Feldpost verschickt werden. Bei den Reservisten fühle ich mich wohl.

Sören Peters

Bild oben:
Endlich angekommen: Oberstleutnant Christoph v. L.
nimmt das Paket in Masar-i-Scharif entgegen.
(Foto: Mick N.)

Zweites Bild:
In einer Bonner Postfiliale beginnt die Reise des Päckchens.
Die gelbe Post transportiert die Fracht bis zur Feldpostleitstelle.
(Foto: Ralf Wittern)

Drittes Bild:
Ein Stabsgefreiter d.R. verlädt ein Päckchen nach dem Durchleuchten
auf einen Wagen. Bereits nach der Prüfung auf Flugsicherheit erfolgt
eine erste Sortierung nach Zielgebiet. (Foto: Sören Peters)

Viertes Bild:
Blick in die Feldpostleitstelle: Die Halle ist in etwa so groß wie ein halbes
Fußballfeld. Je nach Zielort und Einheit werden die Pakete in einer
der rund 30 Frachtkisten verstaut. (Foto: Sören Peters)

Bild unten:
Nach nur sechs Tagen trifft das Päckchen in Afghanistan ein.
Die Gummibärchen wurden anschließend beim Feldlager-Weihnachtsmarkt
in Masar-i-Scharif verteilt. (Foto: Mick N.)

Die gesamte Redaktion des Reservistenverbandes bedankt sich bei allen, die zur Realisierung dieser Weihnachtsgeschichte beitragen haben und wünscht allen Lesern auf diesem Wege ein frohes Weihnachtsfest.

Video der Bundeswehr: Feldpost im Weihnachtsstress

Zahl der Soldaten im Einsatz: Stand 21.12.2012

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