Militärattaché-Reserve: Raus aus der Nische, rein in die Botschaft
Als „Diplomaten in der Bundeswehr” tragen die Militärattachés gegenüber ihren Kameraden und der Bevölkerung im jeweiligen Gastland zur Vertrauensbildung bei. Sie verkörpern zudem die multinationale Ausrichtung und Einbindung der Bundeswehr. Für Reservisten ist eine solche Verwendung eher eine Nische, doch die Reserve wird hier dringend gebraucht.
Das Verteidigungsministerium und der Reservistenverband haben in Berlin Interessenten über die Militärattaché-Reserve informiert. Rund 35 Reservisten kamen dafür am vergangenen Freitag in die Bundesgeschäftsstelle des Reservistenverbandes. Oberst i.G. Horst Busch skizzierte bei der Info-Veranstaltung die Aufgaben und Zielsetzungen der Militärattaché-Reserve. Die Aufgaben der Militärattachés seien vor allem die Beratung der Botschaftsleitung in Bezug auf verteidigungs-, militär- und rüstungspolitische Fragen, die Berichterstattung und die Präsenz vor Ort, um Kontakte zu knüpfen und auszubauen. „Die Militärattaché-Reserve dient dem Erhalt der Einsatzbereitschaft und der Durchhaltefähigkeit der Militärattachéstäbe weltweit. Es handelt sich in den seltensten Fällen um Urlaubsvertretung. Das Ziel ist die inhaltliche Arbeit und Unterstützung“, erklärte Oberst i.G. Busch.
Doch wie läuft nun konkret eine Einplanung ab? Zunächst wird seitens der Militärattachéstäbe an den deutschen Botschaften ein Bedarf formuliert. Das Verteidigungsministerium – konkret das Referat Militärstrategie, Einsatz und Operationen I 4 (MEO I 4) – entscheidet darüber und im Anschluss beginnt die Suche nach geeigneten Angehörigen der Militärattaché-Reserve.
Bewerbungen für die Militärattaché-Reserve können jederzeit beim Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr eingereicht werden. Einmal jährlich werden dann geeignete Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt. Die Ausbildung erfolgt dann als „training on the job“. Wichtig sei vor allem die weltweite Verfügbarkeit und die Vermeidung von Interessenkonflikten, etwa mit dem zivilen Beruf, sagte Busch.
Mehr über die Militärattaché-Reserve erfahren
Zuvor hatte der Präsident des Reservistenverbandes, Oberst d.R. Prof. Dr. Patrick Sensburg, die Teilnehmer begrüßt und ihnen die Arbeit des Reservistenverbandes vorgestellt. „Die Landes- und Bündnisverteidigung ist für viele Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbarer als Auslandsmissionen“, sagte Sensburg hinsichtlich des gestiegenen Interesses an der Ausbildung Ungedienter und der Reserve im Allgemeinen. Zudem verdeutlichte er den Begriff der Abschreckung, indem er erklärte: „Wir müssen Aggressoren verständlich machen, dass wenn ihr es drauf anlegt uns anzugreifen, wir den längeren Atem haben. Deshalb geht es ohne Reserve nicht, sie ist systemimmanent.“ Als Zusammenfassung seines Vortrages erklärte Sensburg, dass alles getan werden müsse, um Krieg zu verhindern. Dazu benötige es Abschreckung, aber letztlich auch Diplomatie, sagte Sensburg und schloss damit den logischen Kreis zur Militärattaché-Reserve.