Mit einer emotionalen Eröffnungszeremonie haben am Samstag in Düsseldorf die Invictus Games begonnen. Mehr als 500 Sportlerinnen und Sportler aus 21 Nationen treten in dieser Woche in zehn Sportarten an – nicht gegeneinander, sondern im kameradschaftlichen Wettstreit. Denn für viele ist bereits die Teilnahme ein Erfolg, ein weiterer Schritt auf einem langen Weg zurück ins Leben. „Schaut an Euch hinunter. Ihr tragt vielleicht keinen Camouflageanzug mehr, aber Ihr tragt wieder eine Flagge auf Eurer Schulter oder Brust. Ihr und Eure Familie seid wieder Teil eines Teams“, sagte der Gründer der Invictus Games, Prinz Harry, Duke of Sussex, bei der Eröffnungsfeier am Samstag.
„Ihr alle werdet so viel von diesen Spielen mitnehmen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, euer Leben anzupacken und eure Herzen zu öffnen“, sagte Prinz Harry. Gemeint waren damit Athleten und Zuschauer gleichermaßen. Der Duke of Sussex war selbst als britischer Offizier in Afghanistan im Einsatz. Die Begegnungen mit schwer verwundeten Kameraden haben ihn dazu inspiriert, die Invictus Games ins Leben zu rufen.
„Nicht durch ihren Weg gefesselt, sondern durch ihn befreit“
Harry weiter: „Die Energie ist wahrnehmbar und direkt übertragbar. Erlebt dieses Gefühl und bewahrt es. Lasst euch von diesem inspirieren, um die Grenzenlosigkeit in euch zu entdecken. Denkt daran, dass ihr nicht nur zuschaut oder am Sport teilnehmt, sondern die Magie des menschlichen Geistes erlebt – und aus erster Hand von denen lernt, die nicht durch ihren Weg gefesselt, sondern durch ihn befreit sind.“
Zuvor waren die 21 Delegationen in die Düsseldorfer Arena einmarschiert. Erstmals dabei sind Israel, Kolumbien und Nigeria. Wieder am Start sind Jordanien und Neuseeland, die die Invictus Games 2022 in Den Haag aufgrund der Pandemie verpasst hatten. Besonders kreativ zeigten sich beim Einmarsch der Nationen die Kanadier, die in Holzfällerhemden die Bühne betraten. Team Australien marschierte zu „Down Under“ von Men at Work in die Arena ein und die Kolumbianer zu Latino-Klängen. Den größten Applaus aber gab es für die Mannschaft aus der Ukraine.
„Niemals aufhören, die Ukraine zu unterstützen“
„Lassen Sie mich die Wichtigkeit der Anwesenheit unserer ukrainischen Freunde hervorheben. Das ist sehr wichtig, das bedeutet mir sehr viel. Ich bewundere wirklich den Mut und die Entschlossenheit im Kampf gegen die russische Aggression“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius. Danach wandte er sich direkt an die Ukrainer: „Es ist ein Kampf nicht nur für Ihre Freiheit, für Ihre territoriale Souveränität. Es ist ein Kampf für unsere Freiheit, für unsere Sicherheit. Wir dürfen niemals aufhören, die Ukraine in diesem Krieg zu unterstützen, solange es auch dauert.“ Zuschauer und Delegationen unterstrichen die Botschaft mit stehendem Applaus.
Pistorius weiter: „Jede einzelne Geschichte der Wettkämpferinnen und Wettkämpfer zeigt, wie hoch der Preis sein kann, Dienst für die Sicherheit und die Freiheit von uns allen zu leisten. Der Einsatz von Soldaten und Soldatinnen sollte nie als selbstverständlich betrachtet werden, denn das ist er nicht. Ich freue mich, dass die Invictus Games zum ersten Mal in Deutschland stattfinden. Ich bin sicher, sie werden ein internationales Fest des Optimismus, der Hoffnung und inneren Stärke.“
Noch emotionaler wurde es, als drei Soldaten des Wachbataillons eine Kerze in die Arena trugen, die während der Spiele in dieser Woche brennt und an all die Gefallenen Kameradinnen und Kameraden erinnern soll.
Die kleinen, besonderen Momente
Aber es sind nicht nur die großen Botschaften auf der Bühne, die die Invictus Games so einzigartig machen. Es sind die kleinen, menschlichen Anekdoten am Rande, die es nicht in den Nachrichten zu sehen gibt. Wie die der ukrainischen Reporterin, die aufgrund der großen Unterstützung für ihr Land so gerührt war, dass sie mit den Tränen kämpfte und ihre Kamera einfach mal für einen Moment abstellte. Oder zum Abschluss der Eröffnungsfeier, als sich der Spannungsbogen mit einem Auftritt von Rapper Macklemore auflöste und selbst die Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft auf der VIP-Tribüne mit den Athleten ausgelassen mitfeierten.
Denn auch das gehört dazu. Die Gemeinschaft schafft den Respekt, und genau das ist die Botschaft, die die Invictus Games von Düsseldorf aus in die Welt senden wollen. Wir sind „A Home For Respect“.