Jahrestagung Freiwillige Reservistenarbeit
Zwei Tage konzentrierter Informationsarbeit liegen hinter dem Präsidenten des Reservistenverbandes und dem Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr. In Halle an der Saale waren alle zusammengekommen, die in der Reservistenarbeit tätig sind: Die Kommandeure der Landeskommandos und ihre Stabsoffiziere für Reservistenangelegenheiten, die Dezernatsleiter und Referenten aus dem Bundesministerium der Verteidigung, Streitkräfteamt und die Vorsitzenden und Beauftragten der Landesgruppen im Reservistenverband. Ziel des jährlichen Treffens ist der Informationsaustausch, die Diskussion und die Standortbestimmung in Reservistensachen innerhalb und außerhalb der Bundeswehr.
Als Leiter der Tagung begann Generalleutnant Dora mit einem Blick auf die neuen Anforderungen und Aufgaben der heutigen Bundeswehr. "Bildlich gesprochen müssen wir beim notwendig gewordenen Umbau des Hauses Bundeswehr auch die Räume für die Reserve neu gestalten.", eine Aufgabe, so Dora, die nur gemeinsam gelöst werden könne. Im Hinblick auf die Bundesdelegiertenversammlung in Kassel betonte der General, er erwarte vom Verband eine schlagkräftige und handlungsfähige Organisation. Aus Sicht der Bundeswehr seien die 13,5 Millionen Euro Zuwendungsmittel gut angelegt, "weil wir etwas damit erreichen, was wir selbst nicht leisten können."
Auch Präsident Ernst-Reinhard Beck, MdB, betonte, dass Ziel und Richtung des gemeinsamen Weges von Zeit zu Zeit definiert werden müssen und begrüßte das zentrale Thema "Transformation in Reservistenangelegenheiten" der Tagung in Halle. Beck verhehlte nicht, dass sich der Verband den Herausforderungen des Wandels – nicht ohne Kontroversen – werde stellen müssen. Für die positive Aufnahme der Konzeption 2015 seitens der Bundeswehrführung dankte Beck Generalleutnant Dora: "Sie haben den offenen und konstruktiven Dialog aufgenommen, den wir auch fortsetzen werden.", so Beck.
Das konzentrierte Programm bot Erfolgsnachrichten: die Erleichterung bei der Uniformtrageerlaubnis, der Ausweis für Reservisten und Ehemalige ohne Altersgrenze, aber auch viele zukunftsorientierte Bewegung im Bereich der Hilfeleistung im Innern haben in gemeinsamen Anstrengungen mit Verbands- und Bundeswehrführung zu sichtbaren Ergebnissen geführt. Auch der Inspizient Freiwillige Reservistenarbeit, Oberst Anton Söllner gab positive Erfahrungen und Analysen aus seiner Inspizierungstätigkeit wieder: "Mit Fleiß und Engagement werden die Aufgaben von den Reservisten geleistet.", so Söllner und attestierte, dass in vielen Gliederungen des Reservistenverbandes der ganzheitliche Ansatz der Förderung Militärischer Fähigkeiten und der Sicherheitspolitischen Arbeit bereits in die Praxis eingezogen sei.
Mit geübtem Blick aus der Praxis gab der Kommandeur des Landeskommandos Baden-Württemberg, Oberst Franz Arnold, gute Denkanstösse. Besonders die Zuverlässigkeit der Teilnehmer bei geplanten Mittelpunktveranstaltungen sei – als soldatische Tugend -verbesserungswürdig.
Zum Thema "Amtshilfe durch die Bundeswehr" referierte der Abteilungsleiter G3 beim Streitkräfteunterstützungskommando, Oberst i.G. Wolfgang Renner. Probleme und Perspektiven konnte Renner dabei mit gesammelten Erfahrungen der Bundeswehr aus der Fußballweltmeisterschaft und dem G 8 – Gipfel einbringen.
Dringende Bewegungen im Dialog zwischen Bundeswehr und Arbeitgeber mahnte Oberst der Reserve Dr. Stefan Knoll in seinem Vortrag an. Selbst Arbeitgeber eines mittelständischen Unternehmens und engagierter Reserveoffizier, machte Knoll deutlich, dass die Qualität der Führerausbildung in der Bundeswehr einen einzigartigen Mehrwert für die Unternehmer darstellt. "Die Bundeswehr ist die einzige Einrichtung in Deutschland, wo Führung systematisch geschult wird und die über eine geschlossene und stimmige Führungsphilosophie verfügt", betonte Knoll, und die nüchterne "Beurteilung der Lage" sei in der Wirtschaft manchmal notwendig. Allerdings wisse die Wirtschaft zur Zeit noch zu wenig über die Bundeswehr und die Bundeswehr zu wenig über die Wirtschaft. "Die Bundeswehr muss sich besonders für den Mittelstand aufmachen", so Knoll.
Der Stellvertreter des Präsidenten Gerd Höfer, MdB, ging in die Verbandsinterna. Mit der Konzeption 2015 und den geplanten Satzungsänderungen durch die Bundesdelegiertenversammlung in Kassel bereitet sich der Reservistenverband auf seinen eigenen Transformationsprozess vor. Dies, so Höfer, gehe nicht ohne Kontroversen vonstatten. "Ein demokratisch organisierter Verband muss aber einen solchen Streit aushalten", sagte der Bundestagsabgeordnete. Höfer dankte dem Beauftragten für Reservistenangelegenheiten, der Bundeswehr, Generalleutnant Dora, für die erkennbare Nähe zwischen Verband und den Streitkräften. "Diese Nähe ist für uns existenziell notwendig, genau so wie die Nähe zur Professionalität in unserer Arbeit.", so Höfer. Und weiter: "Wir sind am Anfang der Umwälzung, haben aber einen guten Teil, auf dem wir aufbauen können".
Generalleutnant Johann-Georg Dora und Präsident Ernst-Reinhard Beck, MdB, bestätigten am Ende der gemeinsamen Arbeitstagung, dass viele Schritte in die Zukunft bereits gegangen worden sind. Und "Die Frage der Führungsfähigkeit ist eine Frage der Zukunft, genau wie in der Wirtschaft und der Politik.", sagte Beck.
Die Stimmen der Teilnehmer am Schluss waren sich einig: Eine gut organisierte und inhaltlich anspruchsvolle Tagung in gegenseitigem Respekt und Vertrauen.
Text: Nina Kaiser