Kameradenhilfe: „Politik der offenen Tür betreiben“
"Jeder Betroffene ist bei uns willkommen, nicht nur Mitglieder des Reservistenverbandes", sagt Vizepräsidentin Irmengard Röhle. "Unsere Kameradenhilfe gilt allen Reservisten und ihren Angehörigen." Röhle ist stolz darauf, dass sich die Landesbeauftragten ehrenamtlich engagieren. Jede Landesgruppe stellt einen Ansprechpartner, der einsatzgeschädigte Betroffene und ihre Angehörigen ortsnah an die richtigen Anlaufstellen weiterleiten kann.
"Politik der offenen Tür"
Das Problem bei Einsatzbelastung: "Die Militärkultur schreibt vor, dass Soldaten quasi von Amts wegen robust sind", sagt Professor Wolfgang Mack. Einsatzfolgeschäden treten oft erst Monate und Jahre später auf, wenn die Soldaten Reservisten geworden sind. Viele trauen sich dann nicht, sich Hilfe zu holen. "Wir wollen für die Betroffenen eine Politik der offenen Tür betreiben. Wir sind da, wir können helfen", so Mack. Er ist Leiter des Arbeitskreises für Psycho-Soziale Kameradenhilfe des Reservistenverbandes.
Sozialdienst hilft Betroffenen
Welche Organisationen können helfen? Karl Heinz Buchfink ist Sozialberater beim Sozialdienst der Bundeswehr aus Rotenburg. Der Landesbeauftragte für Bremen erklärte den Teilnehmern, wie Sozialarbeiter und Sozialberater Abhilfe schaffen können: "Sozialarbeiter leisten das, was wir insgeheim "Trauerarbeit" nennen", sagt Buchfink. "Sie fangen den Betroffenen noch in seiner Krise auf und helfen dabei, mit dem Trauma oder dem Schmerz umzugehen." Sozialberater kennen sich dagegen mit versorgungsrechtlichen Fragen aus. "Betroffene sind manchmal so von ihrem Einsatz und seinen Folgeschäden eingenommen, dass sie zum Beispiel an Versicherungen oder Bezüge gar nicht denken. Oder es fällt ihnen schwer, sich im Dschungel von Formularen zurechtzufinden." Da hilft der Sozialberater, versichert Buchfink.
Schulterschluss mit der aktiven Truppe
Auch die Bundeswehr unterstützt mit ihrem Know-how. Stabsfeldwebel Knut Kistner vom Zentrum Innere Führung in Koblenz berichtete, wie ausgebildete Lotsen in der aktiven Truppe eine erste Anlaufstelle für traumatisierte Soldaten sein können. Kistner arbeitet in Koblenz als Coach in der Führungsbegleitung in Militärischen Organisationen (FMO). Ein großes Problem sei laut Kistner oft, dass Einsatzgeschädigte die Vielzahl an Anlaufstellen gar nicht überblicken können. "Lotsen bringen Einsatzbelastete mit Hilfsmöglichkeiten zusammen, weisen Wege auf", sagt Kistner.
Plattform für Austausch: Internet
Im Dezember haben die Landesbeauftragten für Psycho-Soziale Kameradenhilfe ihre Arbeit aufgenommen. "Jetzt wollen wir unsere Ressourcen bündeln und unsere Erfahrungen zusammenführen", sagt Professor Mack. Die Teilnehmer arbeiteten gemeinsam an einer Tätigkeitsdarstellung und berieten über die Möglichkeiten des Internets als Austauschplattform. Das nächste Arbeitstreffen findet vom 10. bis 12. Oktober in Berlin statt.
Medienecho in Wolfsburg
Das zweite Seminar der Psycho-Sozialen Kameradenhilfe stieß auf großes Interesse bei der lokalen Presse in Wolfsburg. Auch der Oberbürgermeister der Stadt Klaus Mohrs empfing die Landesbeauftragten und sagte: "Für Ihr Engagement müssen wir Ihnen als Gesellschaft dankbar sein."
Andelka Krizanovic
Bild 1: Kameradenhilfe im Blickpunkt: Die Wolfsburger Presse
zeigte reges Interesse am zweiten Seminar der Psycho-Sozialen
Kameradenhilfe. Im Bild von links: Albrecht Schmidt, Landesbeauftragter
Niedersachsen, Vizepräsidentin Irmengard Röhle, Professor Wolfgang Mack
und Karl Heinz Buchfink, Landesbeauftragter Bremen. (Foto: Andelka Krizanovic)
Bild 2: Professor Wolfgang Mack ist Leiter des Arbeitskreises "Psycho-
Soziale Kameradenhilfe" des Reservistenverbandes. (Foto: Andelka Krizanovic)
Bild 3: Stabsfeldwebel Knut Kistner vom Zentrum Innere Führung in
Koblenzberichtet über Lotsen in der Bundeswehr. (Foto: Andelka Krizanovic)
Bild 4: Die Landesbeauftragten für Psycho-Soziale Kameradenhilfe
beim Empfang des Oberbürgermeisters im Rathaus in Wolfsburg.
(Foto: Andelka Krizanovic)