Katastrophenschutzübung: „Waldbrand und Absturz eines Hubschraubers auf bewohntes Gebiet“
400 Einsatzkräfte proben im Landkreis Passau den Ernstfall und die Bundeswehr ist mit dabei.
"Die anhaltende Trockenheit und vermutlich ein nicht gelöschter Gartengrill haben den Wald südlich von Vilshofen entzündet. Die Flammen bedrohen umliegende Ortschaften. Die Katastrophe perfekt macht auch noch ein Hubschrauberabsturz auf die Jugendtagungsstätte in Rammelsbach mit unzähligen Verletzten und Vermissten." So oder so ähnlich könnte die Schlagzeile in den Medien lauten, wenn sich die Katastrophe tatsächlich ereignet hätte. Gott sei Dank war es nur eine Übung der Einsatzkräfte Anfang Mai im Landkreis Passau unter Führung der Katastrophenschutzbehörde.
Nachdem die ersten Feuerwehren am Einsatzort waren, wurde durch die dramatische Ausweitung der Schadenslage schnell klar, dass nur durch die koordinierende Führung durch die Katastrophen-Einsatzleitung des Landratsamts der Gefährdung Herr zu werden war. Rasch waren die Verantwortlichen alarmiert und richteten im Sitzungssaal des Landratsamts die Einsatzzentrale des Katastrophenschutzstabes ein. Mit dabei war auch das Kreisverbindungskommando der Bundeswehr, um als Fachberater schnell und sachkundig über die Unterstützungsmöglichkeiten der Bundeswehr Rede und Antwort zu stehen und Vorschläge zu unterbreiten. Weitere sieben Soldaten des KVK richteten den Gefechtsstand/die Operationszentrale (OPZ) ein und stellten Arbeitsbereitschaft her, um im Bedarfsfall durch frühzeitige Lageinformationen dem Landeskommando Bayern adäquate Reaktionen zu ermöglichen.
Um 09:00 Uhr ging die erste Meldung über den Notruf 112 in der Alarmzentrale ein und kurz darauf heulte die Sirene der Ortsfeuerwehr. Ausgangslage war ein beginnender Waldbrand bei Kothwies in der Nähe von Vilshofen, der sich aufgrund aufgefrischten Windes und der lang andauernden Trockenheit, die das Unterholz wie Zunder entflammen ließ, rasch zu einem Großbrand ausweitete. Immer mehr freiwillige Feuerwehren mussten nachalarmiert werden und kilometerlange Schlauchleitungen aus allen vier Himmelsrichtungen zum Brandherd legen, um die umliegenden Dörfer und Gehöfte zu sichern. Schnell wurde klar, dass auch das Technische Hilfswerk und das Rote Kreuz gefordert waren, um die Versorgung mit Benzin für die Pumpen und Verpflegung für die eingesetzten Kräfte bereitzustellen. Auch die Polizei hatte gut zu tun, um die Anfahrtswege freizubekommen und mögliche Evakuierungen gefährdeter Ortsteile einzuleiten. Auf dem Höhepunkt der Brandbekämpfung stürzte dann auch noch ein Hubschrauber der Polizei aus unbekanntem Grund bei der Jugendtagungsstätte Rammelsbach ab.
Die Schadenslage war so, dass Teile des Gebäudes eingestürzt waren und brannten, wobei sich viele der Verletzten in den angrenzenden Wald geflüchtet hatten. Erschwerend kam hinzu, dass dieser Einsatzort nur schwer zugänglich war und nur über eine schmale, einseitig befahrbare Stichstraße zu erreichen war. Hier war der Abschnittsleiter gefordert, rechtzeitig entsprechende Sperrungen und Zufahrtsregelungen zu treffen, damit die Rettungskräfte zu den Verletzten vordringen konnten. Nach Lageinformation sollten etwa 20 zum Teil schwer verletzte Personen geborgen und versorgt werden. Verletztensammelplatz, Sichtung und Erstversorgung waren gefragt und zwei Notfallseelsorger kümmerten sich um traumatisierte Personen, bevor der Abtransport sichergestellt werden konnte, wobei auch der Rettungshubschrauber des ADAC zum Einsatz kam. Um 12:02 Uhr stellte Landrat Franz Meyer nach Beratung mit seinen Führungskräften den Katastrophenfall fest, unmittelbar nachdem er Kenntnis von der Schadenslage durch den Hubschrauberabsturz erlangt hatte, um unter dem Einsatz einer einheitlichen Führung weitere Hilfskontingente einsetzen zu können.
Neben 31 Feuerwehren, der Landespolizei, dem Technischen Hilfswerk, den Bauhöfen der Gemeinden, der Forstverwaltung, den Rettungsdiensten und BRK/MHD Einsatzgruppen kamen auch Rettungshundestaffeln zum Einsatz, die die Aufgabe hatten, Verletzte im unwegsamen Waldgebiet aufzufinden. Bis zum Ende der Übung waren nahezu 400 Einsatzkräfte mobilisiert worden. Nur wenige Leitungsfunktionen kannten das "Drehbuch" der Übung, so dass es darauf ankam, dass die Meldungen und Anforderungen durch die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) und den örtlichen Einsatzleiter (ÖEL) sauber und zeitgerecht umgesetzt wurden. Abteilungsleiterin Verena Schwarz und der zum ÖEL bestimmte Kreisbrandrat Josef Ascher hatten mit ihren Leuten gut zu tun, die Lage zu sondieren und die Einsatzkräfte in die richtige Richtung zu leiten, zumal auch noch das Funk- und Handyloch in Rammelsbach die Kommunikation erschwerten.
Der Leiter des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr, Major Rainer Faehrmann und sein Stellvertreter Oberstleutnant Alois Kreipl unterstützen die Übungsleitung, indem sie Soldaten ihres Kommandos zu den Abschnittsleitern an den Einsatzstellen abstellten, um einerseits an der Übungsdarstellung mitzuwirken und um andererseits die Verbindung zu halten, sollten Bundeswehreinheiten zum Einsatz kommen. Die Lage blieb aber von den zivilen Kräften beherrschbar, so dass ein Einsatz von Truppen nicht erforderlich war. Einig war man sich aber darüber, dass die Anwesenheit der Soldaten des Kreisverbindungskommandos, die zusammen mit dem Krisenstab des Landratsamtes alarmiert wurden, durchaus positiv zu bewerten war. Es ist gut zu wissen, dass bei größeren Schadenslagen noch jemand zusätzlich da ist, der von Anfang an mitdenkt und mitplant, um im Notfall auch schnell auf die Fähigkeiten der Bundeswehr zugreifen zu können, wenn die zivilen Kräfte durch die Dauer des Einsatzes oder die Schwere der Katastrophe an ihre Grenzen stoßen, so die Meinung unisono.