Keine Wehrpflicht in Polen ab 2010
Polens Ministerpräsident Donald Tusk verabschiedete ein Programm zum Umbau der Streitkräfte. Bis zum Jahr 2010 soll die Wehrpflicht abgeschafft und eine Berufsarmee aufgestellt sein. Wenige Berufssoldaten seien vergleichsweise besser ausgebildet und engagierter als zum Dienst einberufene Wehrpflichtige, äußerte sich Donald Tusk zu der Entscheidung. Polen verspricht sich von diesem Schritt eine Steigerung der Qualität der Streitkräfte und somit der Sicherheit des Landes.
Die neue Berufsarmee soll zu drei Vierteln aus Soldaten im aktiven Dienst bestehen und zu einem Viertel aus der "Nationalen Armeereserve". Ähnlich den Reservisten in Deutschland, werden Soldaten der Armeereserve unter anderem bei Naturkatastrophen eingesetzt und unterstützen die aktiven Berufssoldaten. Insgesamt werden die polnischen Streitkräfte 120.000 Soldaten, vermehrt auch Frauen, umfassen.
Noch herrscht allerdings Uneinigkeit in Polen: Die konservative Opposition kritisierte das Vorhaben und wies auf die hohen Kosten der Umstellung sowie den Mangel an Freiwilligen hin. Nichtsdestotrotz begann in den vergangenen Tagen bereits eine groß angelegte Werbekampagne für den Militärdienst. Die Regierung verfügt zwar über eine Mehrheit, das Parlament muss dem Vorhaben jedoch noch zustimmen.
Auch in Deutschland wird über die Abschaffung oder Fortentwicklung der Wehrpflicht diskutiert. Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung sagte im Rahmen der Feierlichkeiten "50 Jahre Einberufung von Wehrpflichtigen" am 26. April in Augustdorf: "Nicht nur in der Vergangenheit – während der Aufstellung der neuen deutschen Streitkräfte – sondern auch in der Gegenwart kann die Bundeswehr auf Wehrpflichtige nicht verzichten: Sie halten den Grundbetrieb der Bundeswehr am Laufen." Der Reservistenverband spricht sich in einer Broschüre mit zwölf Gründen für den Erhalt der Wehrpflicht aus.
Aufgrund gesellschafts- und sicherheitspolitischer Veränderungen steht die Wehrpflicht immer wieder auf dem Prüfstand. Der Reservistenverband, der Deutsche BundeswehrVerband und der Beirat für Fragen der Inneren Führung vertiefen das Thema beim
am 23. September 2008 im Umweltforum Berlin.
Text: Anna Beutel