Kommentar: Nach dem Rücktritt nicht nachtreten
Ein Kommentar von Detlef Struckhof.
Wer behauptet, er wäre vom Freiherr aus dem bayerischen Franken nicht beeindruckt gewesen, dürfte zu einer Minderheit in Deutschland gehören. Über Parteigrenzen hinweg war zu Guttenberg der beliebteste Politiker der vergangenen zwei Jahre. Auch im Reservistenverband war er äußerst geschätzt. Die Repräsentanten schmückten sich gerne mit ihrem prominenten Mitglied. Und das hatte einen einzigen Grund: Sein Charisma. Er überzeugte sowohl durch sein verbindliches und freundliches Auftreten als auch durch seine Visionen für eine Neuausrichtung der Bundeswehr.
Der Franke kam gerne zu den Veranstaltungen des Reservistenverbandes. Die 50-Jahr-Feier des Verbandes im Palais Schaumburg zu Bonn und beim Parlamentarischen Abend in Berlin erfuhren durch seine Anwesenheit Glanz und Gloria. Sein Abgang am heutigen Dienstag ist hingegen leider wenig glorreich, denn der Adlige setzte bei anderen hohe Maßstäbe in Sachen Pflichtbewusstsein, Anstand und Zuverlässigkeit an. Deutschland musste in seinem eigenen Fall um Plagiate in der Doktorarbeit viel zu lange auf Konsequenzen warten.
Doch nachtreten sollte jetzt niemand – vor allem nicht die Soldaten und Reservisten. Denn zu Guttenberg war auch in der Bundeswehr beliebt. Alle zwei Monate war er bei der kämpfenden Truppe in Afghanistan. Er nannte den Einsatz dort als Erster einen Krieg. Er setzte die Wehrpflicht aus und leitete umfassende Reformen bei der Truppe ein. Für die Reserve plante er neue Herausforderungen. Er ist ein Freund der Reservisten. Der Stabsunteroffizier der Reserve ist Verbandsmitglied seit 1994. Daran sollte sich nichts ändern. Seine Gesamtbilanz als Verteidigungsminister ist positiv.
Der Autor ist verantwortlicher
Online-Redakteur des Reservistenverbandes
Bild: Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg war ein
beliebter Bundesverteidigungsminister
(Foto: Bundeswehr, Wilken, flickr.com)