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Die Reserve

Münchner Reservisten schicken koschere Stollen nach Israel

Mitglieder der Reservistenkameradschaft München Ost haben als Geste der Solidarität israelischen Soldaten koschere Stollen geschickt. Durch persönliche Kontakte gelang es ihnen, einen Bäcker zu finden, der das Gebäck produziert, und einen Rabbi, der ein Koscherzertifikat ausstellt. Ferner gelang es ihnen, den Transport mit der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung zu organisieren und die Übergabe an die israelischen Soldaten sicherzustellen. Ein Erlebnisbericht.

Oberstleutnant i.G. Christian Bauer übergibt die Stollen an Major Arye Sharuz Shalicar und seine Presse-Einheit.

Foto: IDF

Bayernisraelsolidarität

Benjamin (Name geändert) und Christoph sind sehr enge Freunde. Beide sind Reservisten, Benjamin in der Golani-Brigade der israelischen Armee und Christoph ist Reservist der Bundeswehr. Als die Nachricht des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober eintrifft, erhält Benjamin seinen Einberufungsbescheid. Für ihn ist es selbstverständlich, sein Land zu verteidigen, für Christoph wäre es das ebenfalls. Wie es dem Freund wohl im Einsatz ergeht? Kriegsbilder flimmern über die Flachbildschirme. WhatsApp-Nachrichten lassen das Handy klingeln: Ein Bild von Benjamin. Er ist Vater geworden, sein Sohn wurde geboren. Er bekommt zwei Tage Fronturlaub. Das Bild zeigt ihn mit seinem Neugeborenen auf der Brust, das Sturmgewehr daneben an die Wand gelehnt. Christoph sitzt im friedlichen Bayern und will etwas tun.

Die Idee

„Ich wollte ein Zeichen der Solidarität setzen, nicht zuletzt da mein Freund als Reservist der israelischen Armee im Einsatz ist“, sagt Christoph, Stabsunteroffizier der Reserve. In Deutschland werde der Einsatz der israelischen Armee im Gazastreifen zu oft relativiert, sagt er und bekennt sich eindeutig zur Solidarität mit Israel und seinen Menschen. „Ich bin der Meinung es muss ein klares ‚Ja‘ sein. Und dieses Ja wollte ich mit einem Geschenk für die Soldaten der Einheit meines Freundes zum Ausdruck bringen.“ Was kann die Stimmung der Kameraden der israelischen Armee aufhellen? Mehrere Ideen scheiterten bereits im Ansatz. Dann hat einer die entscheidende Idee: Stimmung geht durch den Magen. „Ohne Mampf kein Kampf“, sagt man in der Bundeswehr. Die Wahl fällt auf Stollen, das klassische deutsche Wintergebäck. Drei Reservisten der Reservistenkameradschaft München Ost sind von der Idee begeistert und gut vernetzt. Das sind die Zutaten für die Aktion „Koschere Stollen für israelische Soldaten“.

Die Realisierung

In den Supermarkt gehen und einfach Stollen kaufen kommt nicht in Frage, da die Stollen ja koscher sein müssen. Aber Christoph findet einen Bäcker in Berlin, Stefan Kädtler, der koschere Backerzeugnisse herstellt. Auch er ist von der Idee sofort begeistert, gibt aber zu bedenken, dass er im Moment kein gültiges Zertifikat eines Rabbi habe.

Eine Kameradin der Luftwaffe holt die Stollen in Berlin ab. (Foto: Hildemann)

Rabbi Chaim Yitshak Ehrenberg in Berlin findet die Idee so gut, dass er unbürokratisch sofort ein neues Zertifikat ausstellt. Somit ist die Produktion der koscheren Stollen sichergestellt und die Anschubfinanzierung durch Reservisten der RK ist auch schnell unter Dach und Fach. Damit ist die erste Wegmarke der Initiative erreicht. Als nächste Aufgabe gilt es, den Transport von Berlin nach Israel zu organisieren. Glücklicherweise hat einer der Dreien sehr gute Kontakte zum Kommando Luftwaffe. Ein Anruf genügt und die Dinge kommen ins Rollen. So übernehmen Angehörige des Presse- und Informationszentrums der Luftwaffe die Abholung der Stollen, den Transport zur Maschine der Flugbereitschaft und unterstützen uns mit Fotos von vor Ort. Das nächste Etappenziel ist erreicht.

Zudem gelingt es uns, den Militärattachéstab der deutschen Botschaft in Tel Aviv mit ins Boot holen. Über eine Lesung an der Universität der Bundeswehr im vergangenen Jahr, organisiert von Münchner Reservisten, haben die drei guten Kontakt zu Major Arye Sharuz Shalicar, einem der Pressesprecher der israelischen Armee. Major Shalicar stammt aus Berlin, leistete seinen Pflicht-Wehrdienst in Deutschland ab und ist deswegen auch Reservist der Bundeswehr. Dieser ist von der Aktion ebenfalls begeistert, und übernimmt die Organisation auf israelischer Seite.

Unterstützung aus Politik und Bundeswehr

Ein Mitglied unserer Reservistenkameradschaft ist der bayrische Wissenschaftsminister Markus Blume. Als er von der Aktion erfährt, erreicht die Idee das politische Bayern. Auch der Beauftragte für Antisemitismus der Bayerischen Staatsregierung Dr. Ludwig Spaenle findet die Idee unterstützenswert. Eine Einladung in den bayerischen Landtag zur symbolischen Übergabe eines Stollens folgt. Dieses Bild sollte von nun an das Symbol der Idee sein. Es steht für die uneingeschränkte Solidarität und Kameradschaft deutscher Soldaten und Reservisten mit ihren israelischen Kameraden.

Übergabe eines symbolischen Stollens an Staatsminister Markus Blume und an den Landesbeauftragten für Antisemitismus, Dr. Ludwig Spaenle, im Bayerischen Landtag. (Foto: Kerstin Wies)

Als nächstes findet das Projekt Widerhall bei hohen Militärs in Bayern. So gewinnen wir den Kommandeur des Landeskommandos Bayern, Brigadegeneral Thomas Hambach, und den Kommandeur der Sanitätsakademie der Bundeswehr, Generalstabsarzt Dr. Hans-Ulrich Holtherm, als erste Spender. Weitere bayerische Kommandeure aus allen Bereichen der Bundeswehr schließen sich nun der Aktion an. Über Parteikreise erfährt MdB Florian Hahn, Mitglied im Verteidigungsausschuss, von der Geschichte und sagt seine Unterstützung zu. Alle Rädchen scheinen perfekt ineinander zu greifen. Dann erfolgt der erste Dämpfer.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagt seinen Flug nach Israel ab, da er zu Haushaltsberatungen in Berlin bleiben muss. Über Alternativen für den Transport wird nachgedacht. Doch dann gibt es gute Nachrichten aus der Hauptstadt. Weitere Flüge der Flugbereitschaft sind geplant. In seiner Funktion als Landesgruppenchef der CSU im Deutschen Bundestag fliegt Alexander Dobrindt mit einer Global 6500 nach Israel und sagt die Mitnahme der Stollen als kleines Zusatzgepäck zu. Am Flughafen in Tel Aviv übernimmt an seinem freien Sabbat der stellvertretende Militärattaché Oberstleutnant i.G. Christian Bauer die Lieferung in seine Obhut. Der schwierigste Teil der Umsetzung der Idee ist somit geschafft. Doch dann erfolgt der zweite Dämpfer.

Chanukka-Gabe wird Weihnachtsgeschenk

In der Nacht vor der geplanten Übergabe geraten Soldaten der Golani-Brigade in einen Hinterhalt der Hamas, zehn israelische Soldaten werden getötet. Niemandem ist zum Feiern zu Mute, die Übergabe wird verschoben. Am 21. Dezember jedoch ist es endlich so weit: Major Shalicar und Oberstleutnant i.G. Bauer übergeben die aus Bayern gespendeten und in Berlin gebackenen koscheren Stollen an Soldaten der Golani-Brigade.

Die Luftwaffe brachte die Stollen schließlich nach Israel. (Foto: Luftwaffe)

„Jetzt haben wir unser eigenes kleines Weihnachtswunder geschaffen“, freut sich Christoph über die gelungene Solidaritätsgeste von Mitgliedern der Reservistenkameradschaft München Ost. „Der Stollen verbindet. Jedes Mal, wenn wir dieses Jahr ein Stück Stollen essen, werden wir an die israelischen Soldaten denken. Und sie, wenn sie den koscheren Stollen genießen, an unsere Solidarität.“ So wurde aus einer Gabe zum jüdischen Chanukka-Fest durch die Unwägbarkeiten der Bundespolitik und des Kriegsgeschehens im Nahen Osten quasi ein Weihnachtsgeschenk.

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