„Kriegssplitter“: Die Rückkehr des Krieges nach Europa
Herfried Münkler legt mit "Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert" eine präzise Analyse der Entwicklung kriegerischer Auseinandersetzungen seit Ende des Kalten Krieges vor.
Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass angesichts des Ukrainekonfliktes und der Geschehnisse im Mittleren Osten die Angst vor neuen Kriegen nach Europa zurückgekehrt sei.
Der Professor der Politikwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin hat seit der Jahrtausendwende mehrere Bücher zur Theorie des Kriegswesens veröffentlicht; "Kriegssplitter" nimmt erneut sehr aktuelle Geschehnisse – die Auseinandersetzungen zwischen der Ukraine und Russland einerseits, andererseits den syrischen Bürgerkrieg und das Auftreten des sogenannten Islamischen Staates – zum Anlass, die Entwicklung der Formen des Krieges seit dem späten 20. Jahrhundert darzustellen.
Diese schwerwiegenden Konflikte hätten das Sicherheitsgefühl der Deutschen erschüttert und die Hoffnung auf einen Frieden als Dauerzustand stark gedämpft bzw. wie der erste Satz des Buches lakonisch feststellt: "Die Angst vor einem großen Krieg ist nach Europa zurückgekehrt".
Das Unbehagen der postheroischen Gesellschaft
Münkler führt die Illusion einer konfliktfreien Welt auf die "postheroische Gesellschaft" zurück, die in den westlichen Staaten im Nachgang der Vernichtungswut und Gräuel der beiden Weltkriege entstanden sei; ihr unbedingtes Streben nach Friedfertigkeit und Frieden lasse sie nur im äußersten Notfall zu militärischen Mitteln greifen. Doch sie universalisiere diesen Blickwinkel und mache sich so angreifbar: von zusehends erstarkenden Akteuren, die für ihre "höhere Sache" auch zu Terror und Selbstopfer bereit seien – gemeint ist der Islamismus.
Neue Kriege in fluider Form
Doch nicht nur das Ethos, auch die Form des Krieges habe sich gewandelt: Der Zweite Weltkrieg habe klar gemacht, dass selbst die größten Staaten wirtschaftlich kaum mehr in der Lage seien, Kriege nach klassischem Muster zu führen. Abgelöst würden diese durch den "hybriden Krieg", der sich dem "binären Ordnungssystem" von Krieg und Frieden entziehe, keine klare Trennung von Kombattanten und Nichtkombattanten mehr zu- und die Symmetrie der Parteien hinter sich lasse. Dies sei der Bereich, in dem Terrornetzwerke agierten, die anders als die postheroischen Gesellschaften gar nicht erst die schnelle Beendigung von Konflikten oder geringe Opferzahlen anstrebten. Die von ihnen entfachten Konflikte wirkten in der Folge stark grenzüberschreitend und erreichten damit auch den Westen, der sich nicht einfach heraushalten könne.
Empfehlung und Verlosung
Die hier angerissenen Inhalte verteilen sich auf drei Großkapitel, die auch als selbstständige Essays gelesen werden können: "Die großen Kriege des 20. Jahrhunderts", "Die postheroische Gesellschaft und das Kriegerethos" sowie zuletzt "Klassische Geopolitik, neue Raumvorstellungen und hybride Kriege". Für alle, die vor theoretischeren Ansätzen nicht zurückschrecken oder nüchterner Betrachtung zugeneigt sind, gilt eine glasklare Empfehlung.
Gewinnen
Der Reservistenverband hat vom renommierten Rowohlt-Verlag drei Exemplare zur Verlosung zur Verfügung gestellt bekommen: Bitte senden Sie bis zum 19.05.2016 eine E-Mail mit Ihrer Adresse und der Betreffzeile "Kriegssplitter" an presse.bueroberlin@reservistenverband.de, die Gewinner werden ausgelost. Enthalten sein müssen Vorname, Nachname und postalische Anschrift. Fehlen diese Angaben, wird die E-Mail bei der Verlosung nicht berücksichtigt. Eine Mitgliedschaft im Reservistenverband wird für die Teilnahme nicht vorausgesetzt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
(tsp)
Bild oben: Münklers neuestes Buch zur Theorie des
Krieges ist Teil einer hochaktuellen Debatte