IGF/KLF: Das volle Programm an einem Wochenende
Laufen, schwimmen und schießen - alles an einem Wochenende. Die Landesgruppe Hessen hat das mit einer neuen und einzigartigen Veranstaltung im Bereich IGF/KLF möglich gemacht.
Benjamin Sieg zog sich die Atemschutzmaske vom Gesicht und hielt sie mit ausgestrecktem Arm auf Höhe des Kopfes. Er atmete tief aus. Hinter ihm lagen Hose und Oberteil des Overgarment. Diesen Anzug zum Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Gefahrenstoffen müssen Soldaten innerhalb kürzester Zeit anlegen und sauber wieder ablegen können, ohne dabei mit der möglicherweise kontaminierten Außenhülle des Anzuges in Berührung zu kommen. Das gehört zu den bedrohungs- und auftragsangepassten Schutzzustände (BAS), die bei ABC-Alarm befohlen werden können. Die BAS-Stufen und innerhalb von sieben Sekunden die Atemschutzmaske anlegen, zählte zu einer von insgesamt sechs Disziplinen beim IGF/KLF-Wochenende in Stadtallendorf. In der Herrenwaldkaserne nahm die Landesgruppe Hessen den Nachweis der Individuellen Grundfertigkeiten (IGF) und Körperlichen Leistungsfähigkeit (KLF) ab. Und zwar zum ersten Mal alle Disziplinen an einem Wochenende und an einem Ort.
„Das ist ein ganz schönes Gefummel“, sagte Benjamin Sieg. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn. Der Reservist aus Reiskirchen meint die einzelnen Schritte beim Ausziehen des Over-garments. Die Betreuer der ABC-Station Stabsfeldwebel d.R. Mattias Förster und Oberleutnant d.R. Marc Oliver Gossler helfen ihm, den Schutzanzug an den richtigen Stellen umzukrempeln und über den Kopf zu ziehen. Benjamin Sieg ist seit dem vergangenen Jahr Mitglied der Reservistenkameradschaft (RK) Reiskirchen. Er hat im Unterstützungsbataillon des Kommandos Operative Führung in Ulm seinen freiwilligen Wehrdienst geleistet. Seitdem habe er sich zu sehr gehen lassen, sagte Sieg. Das IGF/KLF-Wochenende ist für ihn ein gute Gelegenheit, seine Fitness zu testen und seine Schießfertigkeit zu überprüfen.
Dem stimmte Obergefreiter d.R. David Hofmann zu. Der Kamerad ist extra fürs IGF/KLF-Wochenende aus Baden-Württemberg nach Hessen gekommen. Er nahm mit seinen Kameraden von der RK Fernwald, die den Schießstand betreuten, teil. David Hofmann hält das Pilotprojekt der Landesgruppe Hessen für sehr sinnvoll. „Es ist sehr von Vorteil für Reservisten. Denn sie können sämtliche Prüfungen ablegen, ohne sich zusätzlich frei nehmen zu müssen“, sagte er.
Viel Arbeit für das Organisationsteam
Basis-Fitness-Test, Kleiderschwimmen, ABC-Alarm, Leistungsmarsch, Schießen mit dem Gewehr G36 und das Ersthelfer Alpha Modul D – all diese Disziplinen zu ermöglichen, bedeutete viel Arbeit für das Organisationsteam um den Gesamtleitenden, Oberstleutnant d.R. Christian Keimer, stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Hessen, und Klaus Merklinger, Organisationsleiter der Kreisgruppe Oberhessen. Der Aufwand sei relativ hoch, Dienstliche- und Verbandsveranstaltungen unter einen Hut zu bekommen, erläuterte Oberstleutnant d.R. Uwe Gniffke. So musste zum Beispiel dafür gesorgt werden, dass Schießbahn, Turn- und Schwimmhalle verfügbar sind und das Gelände frei für den Leistungsmarsch ist. In dieser Hinsicht bewährte sich die enge Zusammenarbeit mit den Kameraden der Division Schnelle Kräfte, insbesondere mit dem Kasernenkommandant. Oberstleutnant Friedrich-Wilhelm Luchtenberg hat anstehende Baumaßnahmen an der Schwimmhalle für die Veranstaltung verschieben lassen.
Brigadegeneral Gert Gawellek, stellvertretender Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, attestierte den 115 teilnehmenden Reservisten und Unterstützern eine hervorragende Leistung. Die Landesgruppe Hessen will das Projekt IGF/KLF-Wochenende nach dem erfolgreichen Start ausbauen und eventuell zweimal im Jahr anbieten, um die aktiven Verbände von dieser Aufgabe zu entlasten. Dafür spricht die attraktive Lage des Standortes. Stadtallendorf liegt nahe an Kassel und Frankfurt und ist gut mit dem Fernzug zu erreichen. Die Herrenwaldkaserne bietet zudem eine wohl unschlagbare Infrastruktur. Turnhalle, Sportplatz, Schwimmbad, Schießstand und die Geschäftsstelle der Kreisgruppe Oberhessen liegen in einem Radius von einem Kilometer. Deshalb sollen nächstes Jahr auch die hessischen Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien, die Soldaten der Bezirks- und Kreisverbindungskommandos und mehr aktive Soldaten teilnehmen.
Respekt in der Truppe durch gute Leistungen
„Ziel ist es, die Veranstaltung in ganz Deutschland zu etablieren“, sagt Oberst d.R. Volker Stein, Vorsitzender der Landesgruppe Hessen. Oberst d.R. Martin Hammer, Vizepräsident für Militärische Ausbildung des Reservistenverbandes, unterstützt dieses Anliegen. Mit körperlicher Fitness und hervorragenden Leistungen im Bereich IGF/KLF verschaffen sich Reservisten seiner Ansicht nach Respekt in der aktiven Truppe. Das kommt gut an!