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Aus der Truppe

Landeskommando Hessen beginnt mit der Ausbildung von Ungedienten




Die bislang Ungedienten aus Hessen traten zur Ausbildung im unterfränkischen Hammelburg an.

Foto: Bundeswehr / Desale Asfaha

Ausbildung am G36, hier: die Funktionsüberprüfung.

Foto: Bundeswehr / Desale Asfaha

Ausbildung Ungedienter

Startschuss für das erste Modul des Projekts „Ungediente für die Reserve“ in Hessen: Organisiert und durchgeführt vom Landeskommando Hessen, haben 54 Männer und 15 Frauen zwischen 18 und 62 Jahren erfolgreich die erste Praxisausbildung in Hammelburg absolviert. „Als Ungedienter war ich sehr gespannt darauf, was mich erwartet. Zu Anfang war das erste Antreten in Zivil ungewohnt“, sagte Jäger Daniel Wodniczak, einer der Rekruten und im zivilen Leben Kommunikationsmanager aus Frankfurt. Das Antreten in Zivil gehörte jedoch schnell der Vergangenheit an. Am Nachmittag des ersten Tages waren die Rekruten eingekleidet und die Ausbildung konnte beginnen.

Auf dem Dienstplan standen dann an Tag 2 zunächst Formaldienst, Waffenausbildung am G36 und die obligatorischen Unterrichte aus den Bereichen Innere Führung und Recht. Tag 3 begann wieder mit Unterricht und Waffenausbildung, den Schwerpunkt bildete am Nachmittag der Basis-Fitness-Test (BFT), dem alle schon gespannt entgegensahen. Mit großem Engagement und voller Motivation gingen die Rekruten die sportliche Herausforderung an. Die Kameradinnen und Kameraden feuerten sich lautstark an und unterstützten sich bei Bedarf gegenseitig – so konnte auch dieser Teil der Ausbildung von allen absolviert werden. Tagesfazit von Jäger Thomas Gehbauer, Geschäftsführer aus Darmstadt: „Der Tag war abwechslungsreich und so langsam fühlt man sich durch die Ausbildung wie ein Soldat. Die Kameradschaft wächst zusammen.“

Am vierten Tag galt es, die im Rahmen der Waffenausbildung erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten erstmals in der Praxis umzusetzen: Schießen im Simulator stand auf dem Dienstplan. Die Anspannung war den Rekrutinnen und Rekruten anzumerken, wich aber nach den ersten Schießübungen dem Erstaunen darüber, wie gut die Trefferergebnisse waren. Die gute Ausbildung in den vorangegangenen Tagen zahlte sich offensichtlich aus. Ein Feldgottesdienst und ein Kameradschaftsabend beschlossen den Tag. Weitere Übungen am Schießsimulator folgten am Tag 5. Parallel dazu wurden Themen aus dem Formaldienst und der G36–Ausbildung vertieft und geübt.

Nach einem abschließenden Unterricht folgte am sechsten Tag noch ein Eingewöhnungsmarsch, fünf Kilometer in Uniform ohne Gepäck. Ausnahmslos alle Teilnehmenden erreichten das Marschziel zu Fuß. Nach dem Mittagessen begann dann schon das Stuben- und Revierreinigen. Den Abschluss der Ausbildungswoche bildete ein letztes Antreten – dieses Mal wieder in Zivil.

Bundeswehr und Reserve in die Gesellschaft tragen

Der Leiter des Projekts, Oberstleutnant Ulf Dräger sowie Projektoffizier und eingesetzter Kompaniechef Oberleutnant Benedikt Krämer, verabschiedeten die Rekrutinnen und Rekruten bis zum nächsten Treffen. Die beiden schwörten die Rekrutinnen und Rekruten nochmals auf ihre neue Rolle als Staatsbürger in Uniform ein. Auch wenn die Männer und Frauen noch nicht fertig ausgebildet sind, seien sie jetzt mit der Aufgabe betraut, die Bundeswehr und insbesondere die Reserve in die Gesellschaft zu tragen und als Mittler und Bindeglied zu agieren.

„Bis hierhin war es ein schwerer und steiniger Weg, doch umso zufriedener sind wir, wenn man jetzt sieht, dass die Früchte der eigenen Arbeit langsam reif werden“, so Oberstleutnant Dräger, als die Rekrutinnen und Rekruten den Heimweg antraten. „Die Arbeit an diesem Projekt, gerade in dieser bisher beispiellosen Größe, überstieg manchmal fast die Möglichkeit des Machbaren, doch unser Herzblut für diese Ausbildung ließ uns alle Widrigkeiten überwinden“, ergänzt Oberleutnant Krämer. Die hohe Anzahl von 69 angetretenen Rekrutinnen und Rekruten erklären beide damit, dass sie sich nicht mit einer festgelegten Zahl zufriedengeben, sondern jedem, der an dieser Ausbildung teilnehmen wollte, den Weg dafür ebnen wollten.

Das nächste Highlight ist für den 12. November 2020 geplant. An diesem Tag sollen die frisch gebackenen Soldatinnen und Soldaten in Wiesbaden ihr feierliches Gelöbnis ablegen.

Corona wirbelte sämtliche Planung durcheinander

Angelaufen war das Projekt „Ungediente für die Reserve“ in Hessen bereits im Herbst 2019. Zu den zwei Informationsveranstaltungen waren 150 Ausbildungsinteressierte gekommen. Der ursprüngliche Plan sah vor, die Ausbildung im Frühjahr 2020 zunächst modular stattfinden zu lassen: die ersten drei Module jeweils an zwei langen Wochenenden im März, Mai und Juni, wobei den Rekrutinnen und Rekruten die Wahl gelassen werden sollte, an welchem Wochenende sie teilnehmen; als krönender Abschluss dann eine gemeinsame Ausbildungswoche im September. Die ersten drei Wochenendmodule fielen jedoch der Pandemie zum Opfer. Erst Anfang Juli war klar, dass die Ausbildungswoche in diesem Monat, die eigentlich als Abschluss gedacht war, stattfinden kann.

Auch für die Projektgruppe stellte die neue Situation eine außergewöhnliche Belastung dar. Nicht nur war die Arbeit für die ursprünglich geplanten Module zunichtegemacht, sondern man arbeitete nun an dem neuen Modul immer mit der Ungewissheit, ob es überhaupt stattfinden wird. „Das Damoklesschwert Covid-19 hing monatelang über unseren Köpfen“, sagte Projektoffizier Oberleutnant Benedikt Krämer. „Eine Absage des ursprünglich geplanten letzten Moduls hätte ziemlich an unserer Seriosität genagt und vor allem hätte es uns vor unserem wichtigsten Personenkreis, den Rekrutinnen und Rekruten, in große Erklärungsnot gebracht“, ergänzt Oberstleutnant Dräger. „Eine Durchführung des Moduls war für uns angesichts der enormen Motivation unabdingbar.“

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