Entwicklung einer neuen Plattform: Marine sucht IT-Experten
Die Bundeswehr arbeitet mit vielen unterschiedlichen Anwendungen, Programmen und Apps. Teilweise haben diese IT-Tools aber ähnliche Funktionen oder überschneiden sich in der Anwendung. Das geht besser, hat sich ein Team der Einsatzflotille 1 gedacht und eine IT-Plattform mit smarten Lösungen für den Alltag entwickelt. Die Plattform heißt LYnx. Reservisten haben bei dem Projekt ihre Expertise eingebracht.
Aktuell gibt es in der Bundeswehr eine ganze Reihe von digitalen Programmen und Portalen, die den militärischen Alltag vereinfachen sollen. Dazu zählen Link&Learn, BwMessenger, BwNewsRadar, USG-App, eToken-App und viele mehr. Jede Anwendung erfüllt einen eigenen Zweck, manchmal mit Überschneidungen zu anderen Anwendungen. Aber es geht auch mit einer einzigen, wie die IT-Plattform LYnx zeigt. Vor diesem Hintergrund ist LYnx ein Testumfeld, in dem Ideen ausprobiert werden können. Der Grundgedanke: „Wenn wir alles in einen Raum bringen, müssen sich Nutzer nur einmal registrieren, und die verschiedenen Anwendungen könnten smart miteinander verknüpft sein.” LYnx ist ein Zugang, ein sicherer Raum mit Anwendungen, die interagieren können, um aus dem Silodenken herauszukommen und Informationen systemisch zu vernetzen.
Die IT-Plattform LYnx dient somit als einheitlicher Zugangspunkt für diverse digitale Dienste. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis, bei der für jede Funktion eine separate Anwendung existierte, ermöglicht LYnx den Nutzern, auf diverse Tools über eine einzige Plattform zuzugreifen. Damit soll LYnx nicht nur die zunehmende Komplexität und Fragmentierung digitaler Anwendungen innerhalb der Bundeswehr überwinden helfen, sondern auch die cross-funktionale Zusammenarbeit in einer einheitlichen und benutzerfreundlichen Umgebung ermöglichen. Damit das gelingt, verfügt LYnx über die Fähigkeit, verschiedene Anwendungen miteinander zu verbinden und Daten smart zu teilen.
LYnx erlaubt die Erstellung persönlicher Profile, die sowohl dienstliche als auch private Informationen widerspiegeln können. Dies ermöglicht den Nutzern, in unterschiedlichen Rollen und Kontexten zu agieren, während sie gleichzeitig auf die für ihre Aufgaben relevanten Anwendungen und Daten zugreifen. LYnx ist durch alle notwendigen Instanzen der Bundeswehr geprüft und zur Testung zugelassen.
Die Entwicklung von LYnx
Die Entstehung von LYnx kann aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden, die eng miteinander verknüpft sind.Die eine Perspektive betrachtet die Funktionsweise und Kennzeichen unterschiedlicher Organisationsformen, namentlich der hierarchischen und der agilen Organisation. Ansätze für agiles Arbeiten und agile Organisation sind in der Regel dort zu finden, wo Menschen mit ihren Talenten und ihrem Können, aber auch mit ihren Herausforderungen in den Mittelpunkt gestellt werden. Dies ist häufig in Communities der Fall, also Netzwerken, die sich aus der Organisation heraus gebildet haben. Solche Communities bestehen auch in der Bundeswehr. Dabei stellt sich die Frage, wie Ideen und Wissen von der einen Seite zur anderen, also von der agilen Organisation zur hierarchischen Organisation und zurück fließen können.
Genau hier setzt LYnx als Missing Link an und versucht, den Raum zwischen agiler und hierarchischer Bundeswehr mit einem IT-Portal für soziale Interaktion und Kollaboration zu öffnen.Die andere Perspektive dreht sich um die Frage, wie die Marine das Potential aus der eigenen Community heben kann. „Wenn wir ein Problem haben, dann können wir auch gemeinsam an einer Lösung arbeiten”, war 2019 der Grundgedanke in der Einsatzflottille 1 (EinsFltl 1). Crowd innovation (auf deutsch: Schwarmintelligenz) — selbst entwickeln, was man braucht, und neue Wege über „Sm@rtWork”(intelligente Arbeit)-Ansätze finden. In der EinsFltl 1 organisierte sich unter dem damaligen Kommandeur, Flottillenadmiral Bock, und seinem Chef des Stabes, Kapitän zur See Schmidt-Thomée, das i3-Team, das sich dieser Aufgabe annahm. Reservisten haben notwendiges Know-how, beispielsweise zu agilen Methoden, User-Centric Software Development, UI/UX-Design, Softwareentwicklung, Projektmanagement und Marketing, im Team ergänzt. Ziel war es nicht zuletzt, die Silos aufzulösen, in denen vermeintlich singuläre Probleme singulär angegangen wurden — und nicht in einer Gemeinschaft, die womöglich ganz ähnliche Probleme hat, in der man also gemeinsam zu einer Lösung kommen und von anderen lernen kann.
Im Rahmen einer „Innovation Challenge” im Jahr 2020 zeigte sich: Für viele Ideen aus der Truppe waren bereits Ansätze vorhanden, wie man sie in die Tat umsetzen könnte. Die grundlegenden Probleme waren oft die gleichen, beispielsweise „Bürokratismus”. Daraus sind das Projekt „Adminimum” und die Anwendung „Adminimator” als eine Art „Community-Forum” entstanden. „Adminimator” sollte auf eine Plattform gebracht werden, um zu verhindern, dass für jede Einzelanwendung ein Overhead (Marketing etc.) produziert wird. Nutzer sollten nicht zig Anwendungen auf dem Smartphone haben. Die vielen Einzelanwendung würden zudem einen Mehrwert aus potentiellen Vernetzungen und dem Informationsaustausch aus unterschiedlichen Anwendungen verhindern. An dieser Stelle wurde die Idee zu LYnx geboren.
Inzwischen ist aus dem i3-Team und einem erweiterten Auftrag ID:EA beim Inspekteur Marine geworden. Das Kürzel steht für die Zielsetzung Innovation und Digitalisierung und den Weg durch Empowerment und Agilität. Das LYnx-Team ist Teil von ID:EA und stellt die Fortentwicklung des IT-Portals LYnx sowie deren Anwendungen sicher.
Softwareentwickler gesucht
Aktuell laufen mit „Adminimator” und „Nachgehalten” zwei Anwendungen auf LYnx, die als Eigenentwicklung zusammen mit Angehörigen der Marine entstanden sind. Im dritten Quartal 2024 kommen weitere Anwendungen wie beispielsweise „Info-Pages” (Forum für statische Informationen) hinzu. Geplant sind unter anderem auch eine Anwendung der Bundeswehr-Universität in München für die Durchführung von Innovation Challenges sowie zu einem späteren Zeitpunkt ein Push-Nachrichtendienst. Des Weiteren wird LYnx künftig in der Lage sein, die Anwendungen Dritter zu integrieren. Dies erlaubt versierten Nutzern, selbst Anwendungen für LYnx zu entwickeln.
LYnx sucht Entwickler. Die Fähigkeit, schnell und gezielt (Software-)Lösungen selbst aus der Truppe für die Truppe zu entwickeln, basiert auf der flexiblen Einbeziehung von Reservisten. Hier gibt es immer wieder Engpässe, um Teilprojekte im gewünschten Zeit- und Qualitätsrahmen in die Tat umzusetzen. Aktuell sucht das LYnx-Team vor allem
• Softwareentwickler für Frontend und Backend,
• Softwareentwickler Künstliche Intelligenz,
• Administrator für Serverbetrieb (Linux-based),
• Projektmanager Softwareentwicklung,
• Projektmanager Kundenbetreuung (KeyAccount),
• Experten für Marketing/Kommunikation.
Das LYnx-Team beschreitet immer wieder neue Wege, um die Organisation Bundeswehr von innen heraus weiterzubringen. Zu den Aufgaben des Teams gehört daher auch Netzwerk- und Überzeugungsarbeit im Verteidigungsministerium und in der Truppe mit Gesprächen vom Matrosen bis zum Inspekteur. Das LYnx-Team engagiert sich in Arbeitsgruppen und gibt sein militärisch und zivil erworbenes Wissen in Communities weiter. Auch fachlich gibt es kontinuierlich Möglichkeiten, sich neues Wissen anzueignen, sei es durch den Austausch mit anderen Reservisten zu ihren Projekten in der zivilen Wirtschaft oder durch die Weiterbildungsangebote der Bundeswehr. Interesse geweckt? Dann melden Sie sich bei Oberstleutnant d.R. Tom Gärtner unter Thomas3Gaertner@bundeswehr.org oder telefonisch unter +4917664604540.