Marinesoldaten sollen auf Handelschiffen mitfahren
Damit geht der von der Europäischen Union geführte Atalanta-Einsatz möglicherweise neue Wege. Ende Mai hatte der Verband Deutscher Reeder (VDR) Soldaten auf seinen Handelsschiffen gefordert, da die Piraten vor der somalischen Küste immer wirksamere Entermethoden einsetzen – wir berichteten.
Die EU setzt zurzeit 20 Schiffe und Flugzeuge in dem gefährlichen Seegebiet ein. 1.800 Soldaten sind dazu im Einsatz. Der Erfolg hält sich in Grenzen, denn die EU-Mission konnte nicht verhindern, dass derzeit 17 Schiffe mit 400 Seeleuten in der Hand von Seeräubern sind. Immerhin: Die Anzahl der Piratenangriffe ist von 15 pro Monat im Jahr 2008 auf vier bis fünf pro Monat zurückgegangen. Die Abschreckung zeigt offensichtlich Wirkung. Doch Hudson will mit seiner Initiative den Schutz der freien Seefahrt ausbauen.
Mit dem geplanten Einsatz von Marinesoldaten auf Handelsschiffen des Welternährungsprogramms oder der Afrikanischen Union könnte Hudson seine Kampfschiffe anders nutzen. "Früher haben wir nur reagiert, mittlerweile greifen wir frühzeitig ein", so der Brite. Da die Küste Somalias rund 2.000 Kilometer lang ist – also doppelt so groß wie Deutschland in seiner Nord-Süd-Ausdehnung – können die 20 Marineeinheiten nicht überall gleichzeitig sein – es gibt große Lücken, die von den Piraten genutzt werden.
Am Montag werden die EU-Außenminister das Mandat für die Piratenjäger ihrer Marinen voraussichtlich um ein Jahr bis Ende 2011 verlängern.
Der Atalanta-Einsatz kostet allein Deutschland jährlich rund 45 Millionen Euro. Die Deutsche Marine setzt am Horn von Afrika eine Fregatte ein. Die "Schleswig-Holstein" hat gerade die Fregatte "Emden" abgelöst. Die "Emden" läuft am heutigen Freitag um elf Uhr wieder in ihren Heimathafen Wilhelmshaven ein.
Detlef Struckhof
Bild: Marinesoldaten der Deutschen Marine
trainieren das sogenannte Boarding – also das
an Bord gehen mit einem Team, um das Schiff
zu kontrollieren oder Piraten festzusetzen
(Foto: Deutsche Marine, Björn Wilke)