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Die Reserve

Mindset auf kaltstartfähig umstellen




Ausbildung von Heimatschützern in Münster. Mit einem Maschinengewehr wird der Checkpoint gesichert.

Foto: Bundeswehr/Olaf Pieper

bundeswehrreservesicherheitspolitik

Über aktuelle Entwicklungen in Sicherheitspolitik, Bundeswehr und Reserve hat Generalleutnant Markus Laubenthal am Dienstagabend informiert. Bei einer digitalen Veranstaltung der Reservistenarbeitsgemeinschaft (RAG) 4.0 sprach der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr – und in dieser Funktion auch Beauftragter für Reservistenangelegenheiten – über mittel- und langfristige Ziele der deutschen Streitkräfte und ihrer Bündnispartner.

„Wir brauchen Reservistinnen und Reservisten, weil ohne sie die Bundeswehr nicht durchhaltefähig wäre“, sagte Generalleutnant Laubenthal. Am Beispiel der Ukraine sehe man derzeit, wie wichtig eine durchhaltefähige Reserve sei, fügte er hinzu. Nachdem die die Männer und Frauen der aktiven Truppe der ersten Stunde seien, erhalte die Reserve dann die Verteidigung aufrecht und beende wahrscheinlich den Konflikt. „Deshalb hat die Reserve eine unschätzbare Bedeutung für die Verteidigung unseres Landes“, sagte Laubenthal. Die Bundeswehr müsse in der Lage sein, im Spannungs- und Verteidigungsfall weiterhin Rekruten aufnehmen zu können, um verteidigungsfähig zu bleiben. Im Fall der Fälle könne die Ausbildung an Truppenschulen und Universitäten nicht einfach abgebrochen werden. Die Reserve soll einen erheblichen Anteil solcher Ausbildungsaufgaben im Ernstfall sicherstellen, teilte Markus Laubenthal mit.

„30 Prozent in 48 Stunden“

Den Generalleutnant treibt vor allem das „Mindset Kaltstartfähigkeit“ um. Als Beispiele nannte er die jüngsten Evakuierungsmissionen aus dem Sudan und das mögliche Ausfliegen deutscher Staatsbürger aus dem Libanon aufgrund des Krieges in Israel. „Die Kontingentarmee mit langen Vorwarnzeiten gibt es nicht mehr. Das muss in die Köpfe“, betonte der Generalleutnant. Die Bundeswehr und die Reserve müssen ad hoc für Krisen dieser Welt gewappnet sein. Jetzt zähle „Readiness“, also Einsatzbereitschaft. Übertragen auf die Heimatschutzkräfte heißt das: „30 Prozent möchte ich in 48 Stunden auf der Straße haben.“ Dann können Wach- und Sicherungsaufgaben, die im Rahmen von Host Nation Support anfallen, von der Reserve erledigt werden. Das entlastet die aktive Truppe. Damit das klappen kann, liegen vor der Bundeswehr noch einige Hausaufgaben, die es zu erledigen gibt, zum Beispiel die Ausstattung der Reserve mit derselben Ausrüstung wie sie auch aktive Soldaten haben.

Generalleutnant Markus Laubenthal spricht zu den mehr als 100 Online-Gästen der RAG 4.0. (Foto: Screenshot)

Ein weiter Schlüssel zu einer durchhaltefähigen Reserve ist die verlässliche Verfügbarkeit von Reservistinnen und Reservisten, damit sie sich in Übung halten können. „14 Tage für Deutschland“ gab Laubenthal hier als Schlagwort aus. „Das ist das absolute Minimum, das ich hier ansetze.“ Mehr brauche es nicht pro Jahr, damit Reservistinnen und Reservisten – zumindest was die Grundfertigkeiten betrifft – auf den aktuellen Ausbildungsstand bleiben. Für die notwendigen Freistellungen möchte der Stellvertreter des Generalinspekteurs nun verstärkt in die Arbeitgeberkommunikation einsteigen. Dabei kann auf den Rückhalt aus der breiten Masse der Bevölkerung zählen. Bei der jüngsten Studie des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) gaben 85 Prozent der Befragten an, der Bundeswehr positiv gegenüberzustehen. Noch nie waren es so viele!

Für die Bundeswehr gilt es, diesen positiven Trend beim Aufbau der Heimatschutzregimenter zu nutzen. Mit der Ausbildung von Seiteneinsteigern zu Sicherungssoldatinnen oder -soldaten gelinge das bereits erfolgreich, schilderte Generalleutnant Laubenthal. Der Reservistenverband unterstützt diese Ausbildungen von ungedienten Frauen und Männern und arbeitet dabei mit den jeweiligen Landeskommandos zusammen.

Digitalisierung des Personalwesens

A propos Heimatschutz und Inübunghaltung: Auch die Heimatschutzregimenter werden in diesem Jahr unter dem Dach der Großübung Quadriga 2024 üben, konkret sind es Aufgaben aus dem Host Nation Support und die Sicherstellung der Bewegungsfreiheit, die auf die Reserveeinheiten zukommen werden. Die Heranziehung dafür soll erstmals komplett digital erfolgen. In diesem Zusammenhang verwies Laubenthal auch noch einmal auf die bei der Jahrestagung Ende Oktober angekündigte App der Reserve, die nicht nur das Personalwesen wie Heranziehung und Unterhaltssicherung bündeln, sondern auch eine Plattform zur Vernetzung bieten soll.

In der anschließenden Fragerunde ging es unter anderem um den deutschen Beitrag zur NATO („Wir dürfen keine Last sein für die anderen, sondern müssen unseren fairen Beitrag leisten“) und um die Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber („Einstellungsverfahren sind zu schwerfällig. Trotz Gesundheitscheck und Sicherheitsüberprüfung darf es nicht zu kompliziert sein“). Für die Reserve warb Laubenthal für modularisierte Lehrgänge statt langer Präsenzphasen, so dass sich diese besser mit dem zivilen Erwerbsleben unter einen Hut bringen lassen. Auch wenn eine Beorderung der schnellste Weg sei, gefordert, gefördert und ausgebildet zu werden, bekomme mit einer durch die Grundbeorderung täglich wachsenden Reserve auch die beorderungsunabhängige Reservistenarbeit immer wichtiger.

Neuer Vorstand

Zum Schluss stellten sich in Person von Lukas Szekely-Schieb und Moritz Wiechmann die neuen Vorsitzenden der RAG 4.0 vor, sie übernehmen die Aufgaben von Leonie Ziegler und Valentin Kolitsch. Inhaltlich aber bleibt alles beim Alten. „Wir wollen auch weiterhin eine coole Plattform bieten für junge Reservisten.“ Die RAG 4.0 ist in Baden-Württemberg verankert, aber offen für Interessierte aus dem gesamten Bundesgebiet. Hier mehr erfahren.

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