Heimatschützer sichern Fahrzeug-Verladung im Rostocker Hafen
Mit einer umfassenden Fähigkeitsdemonstration in Rostock ist am Freitag die Übung National Guardian zu Ende gegangen. Deutschlandweit waren dabei mehr als 2.000 Soldatinnen und Soldaten eingesetzt, darunter rund 1.400 Heimatschutzkräfte.
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die Themen Heimatschutz, Reserve und territoriale Verteidigung wieder in den Vordergrund gerückt. Der Schutz der Heimat ist Kernbestandteil der Landes- und Bündnisverteidigung. Zudem ist der Heimatschutz von essenzieller Bedeutung, damit die „Operationsbasis und Drehscheibe Deutschland“ funktioniert. Zu sehen war das in dieser Woche an Standorten in ganz Deutschland bei der Übung National Guardian: Mehr als 1.400 Heimatschutzkräfte waren im ganzen Bundesgebiet eingesetzt, insgesamt waren 2.000 Soldatinnen und Soldaten ins Übungsgeschehen eingebunden.
Einen Ausschnitt der Fähigkeiten bekamen etwa 300 geladene Gäste aus Politik, Bundeswehr, befreundeten Streitkräften und Medien am Freitag in Rostock zu sehen. Dort waren 267 Heimatschutzkräfte aus den Landeskommandos Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Berlin und Hamburg eingesetzt, hinzu kamen Reserve-Einsatzkräfte der Marine. Zusätzlich waren 181 weitere aktive Soldatinnen und Soldaten als Organisations- und Unterstützungspersonal vor Ort, beispielsweise aus dem Landeskommando Mecklenburg-Vorpommern, aus dem Sanitätsdienst oder Feldjäger.
Das Szenario
Im Seehafen der Hansestadt wurden mehr als 150 Gefechtsfahrzeuge der 10. Panzerdivision für den Transport nach Klaipeda in Litauen verladen. Fahrzeugtypen waren unter anderem Dingo, Fennek, Büffel, Panzerhaubitze 2000 und der Kampfpanzer Leopard 2. Die Fahrzeuge waren Anfang der Woche in Bayern auf die Bahn geladen worden – nun der Seetransport an die NATO-Ostflanke. Laut Szenario hält dort die russische Armee ein Manöver ab, mit dem Potenzial, die baltischen Staaten zu bedrohen. „Kein Krieg, aber auch kein Frieden mehr“, ordnet der Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos, Generalleutnant André Bodemann, ein. „Die Heimatschutzkräfte sind ein wichtiger Bestandteil der Landes- und Bündnisverteidigung. Sie schützen verteidigungswichtige Infrastruktur und damit Aufmarsch und strategische Verlegung an die NATO-Ostflanke – für uns und unsere Bündnispartner.“
Die Verladung ist ein neuralgischer Punkt. Der Hafenbereich, in dem die Fahrzeuge verladen wurden, war zum Militärischen Sicherheitsbereich erklärt worden. „Das bedeutet: Drinnen sind wir verantwortlich, draußen die Polizei“, erklärte der Kommandeur des Landeskommandos Mecklenburg-Vorpommern, Brigadegeneral Uwe Nerger, in einem Briefing vorab.
Am Checkpoint kontrollierten die Heimatschützer die einfahrenden Fahrzeuge. Schaulustige, die vor dem Zaun mit einem Fernglas „mal gucken wollten, was da los ist“, wurden an die Polizei gemeldet und von den Beamten mit einem Platzverweis belegt. Zudem wurde eine Drohne zur Landung gezwungen, auf etwaige Gefahrenstoffe untersucht und ebenfalls an die Polizei übergeben.
Die Kooperation mit der Polizei war auch ein zentraler Bestandteil bei der Abwehr von seeseitigen Störungsversuchen. Rund um die RoRo-Fähre (aus dem Englischen: Roll on Roll off) hatte die Bundespolizei See einen Sicherheitsbereich abgesperrt. Ein Boot, das in diesen Bereich eindrang, wurde von Sicherungskräften der Marine abgedrängt und aus dem Bereich eskortiert. Als diese Kräfte noch gebunden waren, gelang es einer unbefugten Person, in den Verladebereich einzudringen. Die Person wurde von einem Diensthund gestoppt, von herbeigeeilten Sicherungskräften festgesetzt und anschließend ebenfalls an die Polizei übergeben.
„Respekt und Hut ab!“
„Ich in schwer beeindruckt, mit welcher Professionalität Sie den Auftrag erfüllt haben“, sagte der neue Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Generalleutnant Andreas Hoppe, beim Abschlussantreten. Er habe zwischen Reservisten und Aktiven keinen Unterschied erkennen können. „Respekt und Hut ab!“
Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig sagte beim Abschlussantreten, Russlands Präsident Wladimir Putin bedrohe die Friedensordnung. „Wir müssen für den Ernstfall gerüstet sein. Wir hoffen das Beste, bereiten uns aber auf das Schlimmste vor.“
Während des Displays in Rostock unterstützte die Luftwaffe mit dem Flugabwehrraketensystem Patriot, die Marine mit einem Überflug eines SAR-Hubschraubers sowie die Wasserschutzpolizei mit einem Schnellboot.
Hintergrund
Einen ausführlichen Bericht über National Guardian – auch mit einem Blick auf die übrigen Landeskommandos – gibt es in Kürze auf reservistenverband.de sowie in der kommenden Ausgabe der loyal.