National Model United Nations, New York (NMUN ’09)
Der Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) nahm im April 2009 zum vierten Mal in Folge an der Simulation für Studenten "National Model United Nations" (NMUN) teil, welche vom 7. bis 11. April 2009 in New York City im Hauptquartier der Vereinten Nationen sowie dem Hotel Marriott Marquis am Times Square stattfand. Die Delegation des BSH führte hierzu unter der Leitung von Frederik Just, stellvertretender Bundesvorsitzender BSH, und Jan Overmans, Beauftragter NMUN, im Zeitraum vom 4. bis 15. April 2009 eine Studienreise nach New York City durch.
Eine Ereignisdokumentation "en detail":
Montag, den 6. April 2009
Um 7.45 Uhr traf sich die Delegation zum gemeinsamen Abmarsch in Richtung UN-Hauptquartier. Hier meldete sie sich mit der Delegation der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg für eine öffentliche Führung durch das UN-Hauptquartier an. Anschließend fanden sich beide Delegationen im Deutschen Haus ein. Oberst i.G. Scholz stellte im Rahmen eines Vortrages mit anschließender Diskussionsrunde das Deutsche Haus, die Arbeit des "Department for Peace Keeping Operations" und die Rolle Deutschlands aus militärischer Sicht in den Vereinten Nationen dar. Der Dialog zwischen den Delegierten beider Gruppen und mit Oberst i.G. Scholz konnte bei einem Mittagessen im Restaurant des Deutschen Hauses weitergeführt werden.
Um 16.00 Uhr fand sich die Delegation in der New Yorker Zentrale der ACLU (American Civil Liberties Union) ein. Empfangen wurde der BSH durch die stellvertretende Geschäftsführerin und den Projektkoordinator für Sicherheitsfragen. Nach einem Einführungsvortrag über die Geschichte, Ziele, Organisation und Aufgaben der ACLU und eine Vertiefung zu dem speziellen Aufgabenfeld "National Security Project" führten die Delegierten mit den ACLU-Vertretern eine fruchtbare Diskussion über das Verhältnis von Sicherheit und Freiheit, Erfolge und Defizite des Antiterrorkampfes seit dem 11. September und weiteren Streitfragen wie etwa dem US-Gefangenenlager Guantánamo Bay und den auch in den deutschen Medien zeitweise heftig diskutierten "CIA-Flügen".
Am Abend nutzte Teil der Delegation die Gelegenheit und setzte mit der Fähre über nach Staten Island. Dies ermöglichte einen atemberaubenden Blick auf Manhattan und eine Vorbeifahrt an Liberty Island und beschloss den ersten Tag der unmittelbaren NMUN-Vorbereitung vor Ort.
Dienstag, den 7. April 2009
Der Dienstag begann mit einem Ausflug zur Columbia University. Anschließend wurde die Delegation kurz durch einen Mitarbeiter von Herrn Prof. Eli Noam, Lehrstuhl für Finanzen und Wirtschaft, empfangen. Am Nachmittag erwartete die Delegation im Deutschen Haus ein Vortrag des dortigen Afrika-Experten, Jan-Hendrik van Thiel. Herr van Thiel legte Wert auf eine angeregte Diskussion mit den Teilnehmern, die alle Fragen bezüglich ihres Komiteethemas an ihn richten konnten. Direkt im Anschluss eilte die Delegation zur Sicherheitsschleuse vor dem UN-Hauptquartier, um rechtzeitig zum Einlass um 16.00 Uhr einen guten Platz im Saal der Vollversammlung der Vereinten Nationen zu ergattern.
Um 18.00 Uhr wurde die NMUN-Konferenz durch die Opening Ceremony feierlich eröffnet. Die beiden Gastredner des Abends verstanden es, die Studenten in ihrem Eifer zu bestärken, die kommenden Tage im Geiste der Charta der Vereinten Nationen über der Arbeit an zentralen Problemen der Menschheit zu verbringen und konstruktive Lösungen zu suchen. Besonders bewegend war die Veranschaulichung durch die Erläuterung der zwei Bedeutungen des Wortes "Model". Es kann zum einen das verkleinerte Abbild des Originals bezeichnen, andererseits aber auch für das in der Realität zu befolgende Vorbild stehen. Die Studenten sollten ihre Zusammenkunft daher nicht als bloßes Spiel im Kleinen betrachten, sondern den Mehrwert für sich selbst, die eigene Gesellschaft und die Menschheit sowie den Vorbildcharakter dieser Veranstaltung vor Augen haben.
Mit dieser Motivation verließen die Delegierten sichtlich bewegt und tatendurstig das UN-Hauptquartier und eilten sogleich den ersten Komiteesitzungen entgegen. Eine erste Bestandsaufnahme konnten Delegierte und Headdelegates im Rahmen des delegationsinternen Debriefings spät abends um 23.00 Uhr machen. Insofern diente das erste Debriefing auch der Ermunterung und konnte Weichenstellungen für die Delegierten in der Gruppenfindungsphase erleichtern.
Mittwoch, den 8. April 2009
Nachdem in den Komitees am Dienstagabend bereits das Agenda-Setting abgeschlossen und eine Rednerliste aufgestellt worden war, nutzten die Delegierten den Mittwochvormittag für die individuelle Vertiefung in das vom Komitee gewählte Thema und die Ausarbeitung von entsprechenden Reden vor dem Plenum. Neben der individuellen Vorbereitung fanden den offiziellen Sitzungen vorgelagerte informelle Treffen der Komitees und einzelner Arbeitsgruppen statt.
Abstimmungsphase und formelle Sitzungen
Donnerstag, den 9. April 2009
Der Donnerstag stellte insgesamt hohe Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit der Delegierten. Als zentraler Tag für die inhaltliche Arbeit lenkte er zunehmend auch den Blick auf die Abstimmungsphase am kommenden Tag, wodurch die Arbeitsgruppen einen immer stärkeren Zeit- und Erfolgsdruck verspürten. Dies beschleunigte die Abläufe in den formellen Sitzungen und führte in allen Komitees zu einer noch deutlicheren Schwerpunktverlagerung, weg von Anteilen im Rahmen förmlicher Sitzungen und hin zu großen Zeitfenstern zum Zwecke informeller Konsultationen.
Geprägt war der Tag von zahlreichen Überarbeitungen der Arbeitspapiere mit dem Ziel, dass sie von den Chairs als "Draft Resolutions" (Resolutionsentwürfe) angenommen und mithin komiteeweit veröffentlicht würden. Ein besonderes Erlebnis war für viele Delegierte die Möglichkeit, vor dem ganzen Plenum im Komitee zu sprechen.
Nachdem am Mittwoch der Fokus auf der Bildung von Arbeitsgruppen und dem Erstellen von Resolutionsentwürfen gelegen hatte, bestand die Leistung der Komitees darin, Arbeitspapiere mit gleicher Zielsetzung nach Möglichkeit zusammenzuführen. Während einerseits die Chairs bemüht waren, die Zahl der kursierenden Arbeitspapiere auf einem der Wirklichkeit entsprechenden niedrigen Niveau zu halten, galt es für die Delegierten, zugleich originelle und zielführende Positionen zu vertreten und ihren Papieren dadurch Chancen für die Annahme als Draft Resolution und ein gutes Abstimmungsergebnis zu verschaffen.
Freitag, den 10. April 2009
Den Freitag bestimmten Vorbereitungen der Komitees auf die Abstimmungen. Die Werbung für die in den unterstützten Draft Resolutions vertretenen Positionen drängte letzte Merging-Versuche zunehmend in den Hintergrund. Stolz auf die eigene Arbeit der vergangenen Tage, angespannt vor dem Abstimmungsprozess und bemüht in dem Bestreben, noch einmal alles diplomatische Geschick in die Waagschale zu werfen, um die Errungenschaften der letzten Tage nicht noch im letzten Moment in Gefahr zu bringen, zeigten sich sowohl Chairs als auch Delegierte. So verwundert es nicht, dass zwar die zur Verfügung stehende Zeit voll ausgeschöpft wurde und dennoch alle sichtlich gelöst ihren Beifall spendeten, als die formellen Sitzungen der Komitees ihr Ende gefunden hatten.
Diesem Höhepunkt der Simulation waren nervenaufreibende Voting Procedures vorausgegangen: Bei strenger Überwachung der Sitzungsdisziplin und unter Zeitdruck war in den Komitees über die Draft Resolutions bzw. Draft Reports abgestimmt worden.
Samstag, den 11. April 2009
Der Samstag begann nicht für alle Delegierten mit einem freien Vormittag. Sowohl die GA Plen als auch der Sicherheitsrat trafen noch einmal im UN-Hauptquartier zu abschließenden Beratungen zusammen. Im echten Sitzungssaal der GA Plen wurde über die am Vorabend vom Vizepräsidentenausschuss der GA Plen verabschiedete Agenda abgestimmt und die Arbeit der anderen Komitees der Generalversammlung der GA Plen zur Kenntnis gebracht. Der Sicherheitsrat brachte seine Beratungen über ein am Vortag aufgetretenes Krisenszenario zu Ende und war insoweit ebenfalls noch in Anspruch genommen.
Um 16.00 Uhr wurde im Rahmen einer feierlichen Abschlusszeremonie im großen Plenarsaal der am Dienstag gesponnene Bogen geschlossen. Im Mittelpunkt stand die bewegende Auszeichnung der besten Delegationen, mit welcher die diesjährige NMUN-Simulation (Marriott) ihren fulminanten Höhepunkt und ihr offizielles Ende fand. Gefeiert werden konnte daraufhin beim Delegates‘ Dance im größten Festsaal des Hotels, den zusammengefassten Tagungsräumen von GA Plen und GA 1st Committee, in welchen vor wenigen Stunden junge Nachwuchsdiplomaten noch fieberhaft um einzelne Formulierungen gerungen und sich für die jeweiligen Positionen ihres Landes eingesetzt hatten.
Während den restlichen Tagen bis zum Dienstag, den 14. April 2009, fand sich die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Besuch der Ostermesse in der St. Patrick’s Cathedral und einem Ausflug in den Central Park. Den Montag nutzten die Delegierten für die dringend erforderliche Zusammenfassung der Erlebnisse in ihren persönlichen Berichten, zu deren Erstellung sie bereits zu Beginn angehalten und regelmäßig ermuntert worden waren. So bereitete sich jeder auch individuell auf das abschließende delegationsinterne Debriefing und die gemeinsame Feedbackrunde vor, welche für den Dienstagmorgen vorgesehen war.
In allen Punkten, welche die Organisation und Durchführung des Projektes betreffen, bleiben die zentralen Unterstützer und treibenden Kräfte im Hintergrund allzu oft unerwähnt. So sei an dieser Stelle dem Reservistenverband, der Robert-Bosch-Stiftung und dem Förderverein Sicherheitspolitik an Hochschulen sowie der NMUN-Leitung vor Ort gedankt. Ohne die großzügige, zuverlässige und selbstlose sowie flexible Unterstützung aus Bonn und den Beistand durch die Robert-Bosch-Stiftung sowie den Sachverstand des Fördervereins wären der vierten BSH-Delegation weder diese Studienfahrt noch die damit verbundenen Erlebnisse und neuen Erkenntnisse möglich gewesen.
Text: Frederik Just und Jan Overmans