Nett sein können andere besser
Ausbilder Schmidt heizt regelmäßig allen Soldaten und Zivildienstleistenden mächtig ein. Sein zehntes Bühnenjubiläum feierte der Komiker gemeinsam mit Reservisten. Dazu kam er nach Attendorn und folgte der Einladung der dortigen Reservistenkameradschaft, die ihren 50. Gründungstag beging. In seiner ihm eigenen lautstarken Art gratulierte er all den anwesenden Luschen, wie er Untergebene und Rekruten gerne nennt. Nach seinem Auftritt in der Stadthalle von Attendorn gab Ausbilder Schmidt ein Interview.
reservistenverband.de: Ausbilder Schmidt, in Deiner Vita steht, dass Du aus Idar-Oberstein kommst, einem Gebiet, in dem es von Bundeswehr und US-amerikanischen Soldaten nur so wimmelt.
Ausbilder Schmidt: Ja, in Idar-Oberstein ist sogar Bruce Willis geboren, was ich seiner Homepage entnehme, denn sein Vater war dort als Soldat stationiert und Bruce Willis hat seine ersten drei Lebensjahre in Idar-Oberstein verbracht.
reservistenverband.de: Warst Du beim Bund?
Ausbilder Schmidt: (lacht) Ja, aber "nur" Luftwaffe.
reservistenverband.de: Wie lange warst Du dort und zu welchem Dienstgrad hast Du es gebracht?
Ausbilder Schmidt: Ich war normaler Wehrpflichtiger, damals 15 Monate, habe es bis zur Oberlusche – äh – bis zum Obergefreiten geschafft und war Vertrauensmann in meiner Einheit.
reservistenverband.de: Hattest Du beim Bund ein Schlüsselerlebnis?
Ausbilder Schmidt: Ja, die Idee zu Ausbilder Schmidt ist dort während der Grundausbildung entstanden. Ich dachte damals, so rumbrüllen kannst du auch. Und dann habe ich zum Spaß mal die Jungs in der Stube rundgemacht.
reservistenverband.de: Woher kommen Deine Ideen?
Ausbilder Schmidt: Das tägliche Leben bringt die Ideen, ich muss nur den Alltag in die Ausbilder-Schmidt-Welt drehen, dann wird es schon meist komisch.
reservistenverband.de: Ging der Schuss auch mal nach hinten los?
Ausbilder Schmidt: Ja, klar, als deutscher Comedian in Uniform trittst Du immer in Fettnäpfchen und polarisierst. Viele Leute glauben, der Ausbilder Schmidt sei wirklich so. Aber damit musst Du leben.
reservistenverband.de: Du hast das deutsche Kontingent in Afghanistan besucht und bist dort zweimal aufgetreten. Was war das für ein Gefühl, als Ausbilder vor echten Soldaten zu stehen?
Ausbilder Schmidt: Insgesamt war die Reise für mich natürlich sehr interessant und aufregend, trotz der schwierigen Lage und einer großen Portion Respekt. Ich konnte mir selber mal ein Bild von den Soldaten und ihrem Einsatz machen. Die beiden Auftritte in Masar-i-Scharif und in Kundus haben richtig gerockt und ich hatte das Gefühl, den Soldaten mal für zwei Stunden eine tolle Show und damit eine schöne Ablenkung zu bieten. Ich glaube, viele Soldaten waren dankbar – auch die, die Ausbilder Schmidt vielleicht nicht so mögen – dass ich dort extra für zwei Shows angereist bin.
reservistenverband.de: Du sprichst den Respekt an, die Du hattest. Erzähl mal näheres.
Ausbilder Schmidt: Du hast da sehr viel Respekt und Du musst natürlich mit einer gehörigen Portion Sensibilität da ran gehen. Tatsächlich wollen die Soldaten dort aber natürlich Show, Show, Show, denn sie gieren verständlicherweise nach Ablenkung und nach Lachen – an einem Ort, wo einem oft das Lachen vergeht.
reservistenverband.de: Hast Du mitbekommen, was außerhalb des Lagers los war?
Ausbilder Schmidt: Ja, klar. Ich hatte sehr viele Einzelgespräche mit Soldaten. Details werde ich hier aber natürlich nicht erläutern.
reservistenverband.de: Eine persönliche Frage: Ist der Ausbilder privat eine Lusche oder ein harter Kerl?
Ausbilder Schmidt: (überlegt kurz) Halblusche (lacht). Auf dem Flug von Masar-i-Scharif nach Kundus hatte ich kurz überlegt, alles abzusagen, denn mir war die Gesamtsituation nicht geheuer. In solchen Momenten sage ich dann zu mir selbst: Mensch Holger, was würde Dein Ausbilder Schmidt nur von Dir halten? Manchmal hilft das dann.
reservistenverband.de: Wie geht es jetzt weiter im Programm?
Ausbilder Schmidt: Erstmal ein neues Programm im Herbst 2013 mit dem Titel "Schlechten Menschen geht es immer gut!" Darin gebe ich viele Anleitungen, auch mal wieder ein kleines bisschen dreckiger zu sein. Sind wir doch mal ehrlich: Nett sein können andere besser. (Lacht).
Das Interview führte Reiner Huber.
Bild oben: Ausbilder Schmidt wie ihn die Zuschauer kennen:
Den Anschiss auf den Lippen, die Siegeszigarre im Mundwinkel
(Foto: Pressestelle www.ausbilder-schmidt.de).
Archivbild unten: Ausbilder Schmidt ist gerne unter Soldaten, wie hier
im Jahr 2004 bei den deutschen SFOR-Soldaten in Rajlovac bei Sarajevo
(Foto: Bundeswehr, PIZ SFOR, Rajlovac).