Generalleutnant Markus Laubenthal, seit 1. April Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, hat noch in seiner damaligen Funktion als Abteilungsleiter Führung Streitkräfte im Bundesministerium der Verteidigung das Landesregiment Bayern besucht. Hier hat er neue Aufgabenfelder für die Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSU) benannt. Die hier dargestellten Fragen und Antworten sind ein Auszug aus einem Interview, das in voller Länger in der kommenden loyal erscheint.
Welche Aufgaben kommen auf die Reserve zu?
Die Reserve muss der aktiven Truppe Aufgaben abnehmen, die im Inneren unseres Landes durchgeführt werden. Dazu gehört zum Beispiel die Unterstützung von Bündnispartnern, die Deutschland zum Transit, zur Integration in Nato-Formationen oder zur Ausbildung auf unseren Truppenübungsplätzen nutzen. Werden etwa aktive Unterstützungstruppen davon entlastet, können sie sich auf die zu unterstützenden Verbände und auf andere Aufgaben konzentrieren.
Was bedeutet das konkret für die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten im Landesregiment?
Für die Begleitung, Marschabsicherung verbündeter Streitkräfte und Überwachung oder Sicherung von Räumen sehe ich neben Feldjägern und Aufklärungskräften der Reserve etwa auch Reservekräfte der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien. Gleiches gilt für die Absicherung einsatzwichtiger Liegenschaften und kritischer Infrastruktur oder die Unterstützung Verbündeter auf Truppenübungsplätzen. Für den sogenannten Host Nation Support, den man dort leisten muss, kann man die Reserve heranziehen. Da sind viele sehr wichtige Aufgaben für die Bundeswehr, wo die neue Reserve gefordert wird. Das braucht eine breite Reserve mit vielen Fähigkeiten. Mit dem Landesregiment erprobt die Bundeswehr nun wieder einen stehenden Verband, um damit reaktionsschneller zu werden.
Inwieweit ist das Landesregiment auch eine Speerspitze im neuen Ausbildungsstützpunkt Wildflecken?
Wichtigste Aufgabe des Landesregiments ist, die Ausbildung der Züge und Kompanien sicherzustellen. Allgemeine Aufgaben im Einsatz wie Sicherung kann man auch über eine begrenzte Anzahl an Wochenenden auf den unteren Führungsebenen auf einer ausreichenden Ausbildungshöhe halten. Das ist an vielen Standorten aktuell nicht möglich, weil die Ausbildungseinrichtungen nicht vorhanden sind. Zudem kann die aktive Truppe kaum unterstützen, da sie selbst durch Übungen oder Einsätze gebunden ist. Deswegen braucht die Reserve eigene regionale Ausbildungseinrichtungen. Hier bietet die Kooperation in Wildflecken einen erfolgversprechenden Ansatz. Deshalb möchte ich auch mit dem Regiment diesen Ausbildungsstützpunkt möglichst schnell in einer Übung ausprobieren. Es braucht Erfahrungswerte, wie so etwas funktionieren kann. Das umfasst Gerät, Simulationsausstattung, Übungsgelände wo ich Gefechtsdienst ausbilden kann und auch Unterstützung durch aktive Truppe. Es umfasst aber auch Schießanteile auf einem Truppenübungsplatz und einer Standortschießanlage.
Denken Sie, dass der Ausbildungsstützpunkt Wildflecken modellhaft auf andere Regionen übertragbar sein wird?
Ja, davon bin ich überzeugt. Auf jeden Fall soll Wildflecken Modellcharakter für die Ausbildung von Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräften haben. Ich bin sehr dankbar für die ausgezeichnete Unterstützung, die das Landesregiment von Seiten der Verantwortlichen vor Ort erhält. Wildflecken ist eine ideale Wahl, weil es Unterbringungskapazitäten mit sehr guten Ausbildungsmöglichkeiten bis hin zum scharfen Schuss verbindet und der Standort besonders zu den fränkischen RSU-Kompanien einen regionalen Bezug hat. Zudem ist es von dort auch nicht weit bis nach Hessen oder Thüringen. Damit könnte Wildflecken auch als Ausbildungsstützpunkt für diese „Großregion“ dienen.
Was sind die entscheidenden Punkte für eine solche Regionalität?
Reservistinnen und Reservisten benötigen eine Ausbildungseinrichtung mit kurzen Anfahrtswegen, wo bis auf Kompanieebene geübt werden kann. So, dass ein Reservist am Freitagnachmittag von zu Hause aus anreist, bis Sonntagvormittag übt und am Sonntagnachmittag wieder bei der Familie ist. Das geht nicht, wenn man von Murnau nach Flensburg fahren muss. Das geht, indem die Ausbildungsstützpunkte gezielt nach einem regionalen Konzept angelegt werden. Sollte dieser Ansatz in Wildflecken erfolgreich sein, muss man das Konzept für die ganze Reserve und für ganz Deutschland denken. Zunächst aber will ich wissen, ob wir auch in der Lage sind, an solchen Ausbildungsstützpunkten die Ausbildung zu leisten, die wir leisten wollen und müssen. Wenn die Möglichkeiten überzeugen, gewinnt man auch die Reservistinnen und Reservisten.
Das ausführliche Interview lesen Sie in der kommenden Ausgabe der loyal.