Was hinter dem neuen Mitgliedergewinnungswettbewerb steckt, wollte Benjamin Vorhölter von Dr. Paul-Stefan Freiling, Vizepräsident für Mitgliedergewinnung und Service, wissen.
Mitgliedergewinnungswettbewerb: Für jedes neue Mitglied kann die RK-Kasse klingeln
Der Reservistenverband hat die Mitgliedergewinnungskampagne aus dem Jahr 2016 als Erfolg gewertet. Welche Lehren ziehen Sie aus der Aktion?
Die Mitgliedergewinnungskampagne 2016 hat für einen deutlichen Zuwachs an Mitgliedern gesorgt. Das lag wohl auch an der Attraktivität der Werbegeschenke. Mit der Uhr mit Verbandslogo, die jedes neue Mitglied erhalten hat, und einer PC-Tasche für die Werber gab es einen greifbaren Anreiz. Es konnten so einmalig viele neue Mitglieder geworben werden, allerdings mit einem immensen internen Aufwand. Die jetzige Mitgliederentwicklung zeigt aber: Das ist nicht nachhaltig genug. Es gibt viele gute Gründe, in den Reservistenverband einzutreten, nicht zuletzt die Vielfalt attraktiver Angebote von militärischer Ausbildung über gelebte Kameradschaft bis hin zu sicherheitspolitischen Veranstaltungen und vielem mehr. Das müssen wir vermitteln und deshalb müssen wir unsere Mitgliederwerbung professioneller aufstellen.
Daher das Mitgliedergewinnungs und -betreuungskonzept, können Sie mehr dazu sagen?
Wir haben eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitstreitern aus dem Verband besteht. Diese Arbeitsgruppe entwickelt ein umfassendes Mitgliedergewinnungs und -betreuungskonzept, das zunächst intern abgestimmt und während der Organisationsleitertagung dem Praxistest unterzogen werden soll. Dieses Konzept folgt einem umfassenden Ansatz und besteht aus verschiedenen Facetten. Dabei lassen wir uns von Fragestellungen leiten, wie wir sie gerade von der Basis hören, etwa: was ist eigentlich das Attraktive am Reservistenverband, welche Anreize können wir für eine Mitgliedschaft im Verband schaffen, sind wir bei der Außenwirkung auf potentielle Neumitglieder professionell genug, wie können wir unser Angebot schärfen, wie halten wir unsere Mitglieder, sind unsere Mitglieder zufrieden mit unserem Angebot und der Betreuung, kümmern wir uns genug um jüngere Mitglieder (U40) und lebensältere Kameraden (Ü 65), wie motivieren wir passive Mitgliedern?
Was ist neu am Mitgliedergewinnungswettbewerb?
Neu ist zunächst, dass jedes geworbene Mitglied im Eintrittsjahr beitragsfrei bleibt. Das kann durchaus ein Anreiz sein. Damit wird übrigens auch eine Unwucht beseitigt, die Viele in der Vergangenheit gestört hat, dass nämlich der volle Jahresbeitrag auch dann erhoben wurde, wenn das Neumitglied erst gegen Ende des laufenden Jahres eingetreten war. Außerdem erhalten die Werber einen Wertgutschein bei der Reservisten Service GmbH (RSG). Das kann zum Beispiel ein Einkaufsgutschein sein. Darüber hinaus erhalten die besten zehn Reservistenkameradschaften mit den am meisten geworbenen Neumitgliedern einen Zuschuss für die RK-Kasse. Die Mandatsträger der besten zehn Reservistenkameradschaften werden zu einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung auf Bundesebene, zum Beispiel zum Parlamentarischen Abend, eingeladen.
Welche Erwartungen sind an den Mitgliedergewinnungswettbewerb gebunden?
Wir wollen unsere derzeitige Mitgliederzahl halten und natürlich mittelfristig steigern. Wir müssen flächendenkend aufgestellt bleiben, um militärische Angebote machen zu können, die die Bundeswehr in dieser Form nicht bieten kann. Und nur als mitgliederstarker und öffentlich sprechfähiger Verband werden wir weiterhin unseren Beitrag als sicherheitspolitischer Akteur leisten können.
Vor welchen Herausforderungen steht der Reservistenverband dabei?
Wir müssen uns mehreren Megatrends stellen: einmal die sinkende Bereitschaft der Bürger, sich langfristig an Vereine und Verbandsstrukturen zu binden. Hinzu kommt das abnehmende Interesse der Gesellschaft an Militär und Bundeswehr, auch hervorgerufen durch die Aussetzung der Wehrpflicht. Dadurch schrumpft auch unsere Zielgruppe. Schließlich erleben wir die Überalterung der Gesellschaft, die sich auch im Verband bemerkbar macht. Zu diesen allgemeinen Trends kommen dann noch einige Herausforderungen, die speziell unseren Verband betreffen: wie werden wir auch zukünftig unserem öffentlichen Auftrag als Reservistenorganisation gerecht, wie steigern wir die Attraktivität unserer Angebote, wie können wir unsere internen Strukturen professionalisieren?
Was sind die nächsten Schritte beim Thema Mitgliedergewinnung?
Wir wollen das Mitgliedergewinnungs und -betreuungskonzept erarbeiten. Es soll ein Konzept werden, mit dem man langfristig arbeiten kann, das sich in seinen einzelnen Bestandteilen aber in der Zukunft als anpassungsfähig erweist; ein lebender Organismus sozusagen. Nachdem wir jetzt den Mitgliedergewinnungswettbewerb als Anreizsystem für Neumitglieder und Werber aufgesetzt haben, kommt als nächster konkreter Schritt eine Mitgliederumfrage, damit wir unser Gesamtkonzept auf eine gesicherte Bedarfsanalyse stützen können. Bis zur Bundesdelegiertenversammlung soll das Gesamtkonzept stehen.
Herr Freiling, vielen Dank für das Gespräch!