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Notfallmedizin für das Landesregiment Bayern




Herbstausbildung beim Landesregiment Bayern in Wildflecken (2020).

Foto: Bundeswehr/Twardy

Das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr erprobt mit dem Landesregiment Bayern seit Januar 2019 das Zusammenwirken von aktivem Personal, Mobilisierungs- und Ergänzungspersonal, Territorialer Reserve, beorderten Reservisten und Freiwillig Wehrdienstleistenden Heimatschutz in einer Einsatzstruktur. Der Abschluss dieses Projektes ist die noch bis zum 19. November laufende Herbstausbildung im Vereinte-Nationen-Ausbildungszentrum in Wildflecken.

An dieser Zertifizierungsübung nimmt erstmals die Sanitätsstaffel Einsatz teil. Auch sie ist ein Novum, denn sie besteht zu 99 Prozent aus Reservisten. Nur der Dienstposten des Kompanietruppführers ist mit einem aktiven Soldaten besetzt. Diesen Dienstposten hat zu Beginn dieses Jahres Stabsfeldwebel Christian Weller übernommen. Stephan Thomas Klose sprach im Vorfeld der Herbstausbildung mit dem einzigen aktiven Angehörigen der Sanitätsstaffel (SanStaffel) Einsatz über seine Aufgabe und den Auftrag der SanStaffel.

Als „Org.Bearbeiter SanDienst“ sind Sie ein Einzelkämpfer in der Sanität und im Landesregiment. Welchen Auftrag haben Sie zu erfüllen?
Ich bin das Verbindungsorgan für alle Reservedienstleistenden der Staffel zu den aktiven Truppenteilen und spreche mit dem Staffelchef, Oberfeldarzt der Reserve Dr. med. Bernhard Wagner, alle wichtigen Vorgänge und Maßnahmen ab. Außerdem bin ich der Ansprechpartner für das Landesregiment Bayern in Fragen der sanitätsdienstlichen Unterstützung und in dieser Funktion bei allen Besprechungen und Konferenzen dabei. Als einziger Aktiver der SanStaffel Einsatz ist meine Funktion als Kompanietruppführer eine bislang einmalige Konstellation, die mir aber zugleich viele Möglichkeiten zur Planung und Vorbereitung von Ausbildungen und Übung gibt.

Bei einer Alarmierung endet Ihre „Einsamkeit“ in der SanStaffel Einsatz. Wie viele Dienstposten sind in der SanStaffel Einsatz bei einer Aktivierung zu besetzen und wie ist die SanStaffel Einsatz strukturiert?
Wir haben eine Personalstärke von 50 Soldaten, die auf die Staffelführung, das Personal der Rettungsstation (NATO-Bezeichnung „Role 1“) sowie den Beweglichen Arzttrupp (BAT) und fünf Rettungstrupps (RettTrp) aufgeteilt sind. Zur Staffelführung gehören der Staffelchef, der Kompaniefeldwebel, der Kompanietruppführer, ein Versorgungstruppe sowie eine technische Gruppe mit der Fähigkeit zur Feldinstandsetzung (Battle Damage Repair BDR). Ebenfalls vorhanden ist eine Zelle Verwundetensteuerung, die aus insgesamt vier Soldaten (ein Sanitätsdienstoffizier, zwei Notfallsanitäter, ein Einsatzsanitäter) besteht und die wichtige Aufgabe des Verwundetentransports und der Verwundetenabsteuerung übernimmt.

(Foto: Bundeswehr)

Welche Austattung steht der SanStaffel Einsatz zur Verfügung?
In der SanStaffel ist eine Rettungsstation in der Variante „Modularer Sanitätseinrichtungs-Container RS“ vorhanden. Aufgaben dieser Role 1 sind die erste ärztliche, notfallmedizinische Versorgung sowie zusätzlich allgemeinmedizinische bzw. truppenärztliche Fähigkeiten und die zahnärztliche Versorgung. Das Personal besteht aus zwei Ärzten mit der Fachrichtung Rettungsmedizin, zwei Notfallsanitätern und zwei Einsatzsanitätern. Unser Beweglicher Arzttrupp (BAT) und unser Rettungstrupp sind die hochbeweglichen Anteile der SanStaffel. Hierzu gehören der Staffelchef, die beiden Ärzte der Rettungsstation sowie ein vierter Arzt mit der Fachrichtung Rettungsmedizin. Unsere fünf Rettungstrupps werden jeweils von einem erfahrenen Sanitätsfeldwebel mit der Qualifikation Notfallsanitäter geführt und übernehmen wie der Bewegliche Arzttrupp die erste qualifizierte sanitätsdienstliche Versorgung und Stabilisierung von Verwundeten sowie deren qualifizierten Verwundetentransport in eine sanitätsdienstliche Behandlungseinrichtung. Das Personal der SanStaffel besteht wohlgemerkt ausschließlich aus Reservedienstleistenden.

Welchen Auftrag hat die SanStaffel Einsatz für das Landesregiment Bayern zu erfüllen?
Die Sanitätsstaffel Einsatz untersteht truppendienstlich und fachdienstlich dem Sanitätsunterstützungszentrum München und unterstützt das Landesregiment Bayern bei der Erfüllung seiner Aufgaben insbesondere bei Hilfseinsätzen, bei schweren Unfällen, Naturkatastrophen oder Terroranschlägen sowie bei Übungsvorhaben im Rahmen der Bündnis- und Landesverteidigung. Das heißt konkret: Im Alarmfall hat sie umgehend die sanitätsdienstliche Unterstützung für das Landesregiment Bayern zu leisten, den truppendienstlichen Führer sanitätsdienstlich zu beraten und die Heimatschutzkompanien bei ihren Aufträgen zu unterstützen, um damit gleichzeitig die aktiven Sanitätsstaffeln Einsatz zu entlasten. Dazu muss sie die erste ärztliche, notfallmedizinische Versorgung sowie zusätzlich allgemeinmedizinische sowie truppenärztliche Fähigkeiten und die zahnärztliche Versorgung vorhalten.

Der personelle Aufwuchs der SanStaffel war bislang auch durch die starke coronabedingte Auslastung des medizinischen Fachpersonals eine große Herausforderung. Wie ist der aktuelle Stand?
Da die Angehörigen der Sanitätsstaffel Einsatz alle in einem festen Berufsverhältnis stehen, ist für die Ausbildung bzw. Übungsabstellung eine stringente Planung des jeweiligen Ausbildungsjahres nötig. Aktuell sind vier Dienstposten besetzt. Der personelle Aufwuchs der Staffel und die damit verbundene Heranziehung zur RDL wird daher für mich in naher Zukunft vor allem eine enge Zusammenarbeit mit dem Stab des Landesregimentes, den Karrierecentern und den Regionalstäben bedeuten. Ich bin überzeugt, dass für eine bessere und schnellere Einbindung der Reservedienstleistenden zur Unterstützung der aktiven Truppe bei Hilfs- und Katastropheneinsätzen eine grundsätzliche Reform des Reservistenwesens angestrebt werden muss.

Was meinen Sie, wenn Sie von „grundsätzlicher Reform des Reservistenwesens“ sprechen?
Das bisherige gültige Einberufungsverfahren für Reservisten der Bundeswehr muss für die Aufstellung der weiteren SanStaffeln Einsatz der Landesregimenter, die in weiteren Bundesländern geplant ist, überdacht und der Zeit angepasst werden. Diese neu geschaffenen Einheiten müssen auf die Alarmierung der Landesregimenter schneller reagieren können, um damit ihre Einsatzbereitschaft so schnell wie möglich herzustellen. Die Soldaten der SanStaffel Einsatz müssen beispielsweise ihre komplette Ausrüstung in der jeweiligen Liegenschaft einsatzbereit hinterlegt haben, um bei Einsatz oder Katastrophenfällen reagieren zu können. Ebenso sollten alle Soldaten einen dauerhaften oder unbürokratischen Zugang auf das System der BWI haben, um ohne große Zeitverzögerung arbeiten zu können. Denkbar wäre hier eine Personalanlage in SAP, die bei Alarmierung z.B. durch das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr „freigeschaltet“ werden kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

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