Präsidium und Erweitertes Präsidium tagten in Schleswig-Holstein
Durchwachsen in Groß-Wittensee
Durchwachsen war das Wetter an dem Wochenende, an dem sich nicht nur die Segler bei den Kieler Wochen den Sommerbeginn erhofft hatten. Das erleichterte den Mandatsträgern die konzentrierte Arbeit im Konferenzraum und dem Präsidenten das Abarbeiten einer umfangreichen Tagesordnung mit Themen aus dem Alltag der Reservisenarbeit.
Die Vorsitzenden der Landesgruppen nutzten die Möglichkeit, ausführliche Lageberichte vorzutragen, in denen transparent gemacht wurde, wie unterschiedlich die Situation in den Bundesländern ist, was Finanzen, Arbeitsschwerpunkte oder Mitgliederbewegung angeht. Dabei konnten die Landesgruppen voneinander lernen. Helge Stahn konnte für Mecklenburg-Vorpommern über einen deutlichen Mitgliederzuwachs berichten: 183 Neuzugänge waren es in 2008 und weitere 50 im laufenden Jahr – bei derzeit insgesamt 822 Mitgliedern in der Landesgruppe. Da andere Landesgruppen über Mitgliederrückgang klagten, freute sich die Runde schon darüber, wenn eine Landesgruppe nur "Stagnation" meldete: In Brandenburg gab es im laufenden Jahr zwar 100 Neuaufnahmen, aber ebenso viele Austritte, so Manfred Hildenbrand. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen Probleme bei der Datenverarbeitung mit negativen Auswirkungen auf den Beitragseinzug und die Überweisung der dem Bund zustehenden Mittel. Nun blicken die Landesgruppen gespannt auf die bevorstehende Einführung neuer Systeme, mit denen dann alles besser werden soll.
Bundesgeschäftsführer Fell verdeutlichte die neue Philosophie der Werbe- und Streumittel: Flyer in weitaus höherer Auflage, damit wirklich alle 126.000 Mitglieder diese Werbemittel in der Bevölkerung streuen können. Selbst das kleinste Bundesland bekommt dann noch über 20.000 Exemplare.
Mit Sorge betrachtet wird vom Verband die Auffassung der Abt. Recht im BMVg, nach der Wehrübungen von Reservisten in der Internationalen Arbeit (z.B. bei CIOR-Veranstaltungen) als unzulässig angesehen werden.
Wichtig für alle Gliederungen ist die Feststellung, dass vor der Ausgabe von Mitteln Angebote eingeholt werden müssen, und dass bei Projekten Zuwendungsmittel und Eigenmittel nicht vermischt werden dürfen. Für die Kontrolle und die Überprüfung der Wirtschaftlichkeit sind die Mandatsträger in Zusammenarbeit mit den Titelverwaltern und Hauptamtlichen verantwortlich. Die Revisoren sind Prüfinstanz. Wichtig: Sind Referenten Mandatsträger im VdRBw, darf kein Honorar gezahlt werden.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt waren Aktivitäten zum bevorstehenden 50jährigen Jubiläum im nächsten Jahr. Die Hauptveranstaltung ist im Oktober. In einer kleineren Veranstaltung soll aber auch des eigentlichen Gründungsdatums Ende Januar gedacht werden. Ein Buch mit Beiträgen aus den Landesgruppen wird die 50 Jahre Revue passieren lassen. Ein Aufruf an alle: Versorgen Sie die Bundesgeschäftsstelle mit Dokumenten, Bildern, Geschichten.
Zustimmung fand ein Antrag der Landesgruppe Niedersachsen auf Änderung der Organisationsordnung: Künftig ist es möglich, dass auch unterhalb der Landesebene Gliederungen Beauftragte (z.B. für das Internet oder den Schießsport) einsetzen können.
Intensiv diskutiert wurden die Auswirkungen der aktuellen Änderung des Waffenrechts. Präsident Ernst-Reinhard Beck MdB erinnerte daran, dass schon nach Erfurt das Waffenrecht verschärft wurde, ohne das dadurch Winnenden verhindert wurde. Wichtig für den Verband ist, dass er zunächst einmal das vorgeschriebene Meldewesen in den Griff bekommt – insgesamt ein großes Aufgabengebiet für den Bundesbeauftragten Schießsport, der in der nächsten Sitzung des erweiterten Präsidiums anwesend sein wird.
Im Zusammenhang mit laufenden Ausschlussverfahren gegen Extremisten wird übereinstimmend festgestellt, dass diese Verfahren sogar in den Fällen sinnvoll sind, in denen anschließend ein Gericht zu einer anderen Entscheidung kommt, weil gegenüber der Öffentlichkeit die Grundeinstellung des Verbandes zum Extremismus verdeutlicht wird.
Die Deutschen Reservistenmeisterschaften im September in Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern) sind der Veranstaltungshöhepunkt in diesem Jahr. Alle sind aufgerufen, den Erfolg zu gewährleisten.
Die nächste Sitzung des Erweiterten Präsidiums soll im Oktober im Rahmen der Jahrestagung Freiwillige Reservistenarbeit des Streitkräfteamtes in Halle stattfinden.
Feldempfang der Landesgruppe Schleswig-Holstein
Schließlich verlegte die Erweiterte Präsidiumssitzung vom Wittensee an die Kieler Förde. Als Auftakt zur Kieler Woche 2009 hatte die Landesgruppe Schleswig-Holstein schon traditionell zu einem Feldempfang geladen. Auf dem Marinefliegerhorst Holtenau begrüßte bei strömendem Regen der Landesvorsitzende Oberst a.D. Unruh die große Gästeschar aus Politik, Wirtschaft, Medien und Bundeswehr und natürlich die Angehörigen der Reserve.
In Grußworten des Schirmherren Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und des frischgewählten Oberbürgermeisters, Torsten Albig, wurde nicht nur das Hohelied über Schleswig-Holstein und Kiel gesungen, sondern auch das uneigennützige Engagement der Reserve gewürdigt und gelobt. "Die Männer und Frauen setzen sich auf vielfältige Weise im In- und Ausland für unsere Sicherheit und die Menschenrechte vor Ort ein. Dafür gebührt ihnen Respekt, Dank und Anerkennung," so der einhellige Tenor. Kurz und knackig begrüßte der Hausherr und Kommodore des MFG 5, Fregattenkapitän Christoph Heck, die Gäste. Der Präsident des Reservistenverbandes, Ernst-Reinhard Beck MdB, schloss den Reigen der Redner.
Mit flotten Märschen sorgte das Wehrbereichsmusikkorps 1 aus Neubrandenburg gekonnt für Auflockerung. Und beim abschließenden Eintopfessen verwöhnte die Sonne viele zufriedene Gäste.
Text: Servatius Maeßen