Netzwerk für Psycho-Soziale Kameradenhilfe tagte in Berlin
Die Ausgestaltung des Veteranentages und das BESSER-Konzept zum Umgang mit psychisch belasteten Kameraden standen im Fokus bei der jüngsten Tagung des Netzwerks der Psycho-Sozialen Kameradenhilfe in den Räumlichkeiten des Veteranenbüros in Berlin.
Als besonderer Gast schilderte der Bundestagsabgeordnete Johannes Arlt die Planungen im Parlament zur Gestaltung des Veteranentages. Die Überlegungen gehen aktuell in die Richtung, öffentliche Feiern mit dem Charakter von Familienfesten in der Fläche ins Leben zu rufen, wobei die kommunalen Einrichtungen die Schwerpunkte haben sollten. Mit der Zuordnung zu den Kommunen soll zum Ausdruck gebracht werden, dass alle Veteranen ein Teil der Gesellschaft sind. Gemäß der geltenden Definition leben neun Millionen Veteranen in Deutschland, der erste Veteranentag wird am 15. Juni 2025 gefeiert.
Viele Ideen über die Ausgestaltung wurden im parlamentarischen Raum diskutiert, darüber hinaus auch Punkte zur aktuellen Gesetzgebung und Problematiken im Themenbereich psychische Erkrankungen, vor allem hinsichtlich einsatzgeschädigter Veteranen. Alle Beteiligten sind sich einig, dass es von großer Bedeutung ist, hier kontinuierlich auf eine offene Gesprächskultur im öffentlichen wie privaten Diskurs hinzuarbeiten.
Im Anschluss berichtete der PTBS-Beauftragte im BMVg und Referatsleiter EBU III 4, Oberstarzt Prof. Dr. Peter Zimmermann, über seine Arbeit. Das Aufgabenspektrum ist groß: Es reicht von Studien zur Wirksamkeit von Therapien mit Tieren über den Ausbau von Präventionsmaßnahmen für Psychische Fitness bis hin zu dem im letzten Jahr im Rahmen der Invictus Games eingeführten Legacy-Konzept. Ebenso steht im Fokus die Reintegration von einsatzgeschädigten Veteranen in die Gesellschaft, unter den Schlagworten „Raus aus der sozialen Isolation“ und „Mit Würde zurück ins Leben“.
Parallelstrukturen zusammenführen
Darauf basierend entwickelte sich eine intensive Diskussion im Plenum. Von allen Beteiligten wurde dabei wiederholt der Wunsch geäußert, dass die Bundeswehr eine einheitliche Gesamtstrategie einführt, die alle Hilfsangebote kanalisert. Unter dem Oberbegriff Betreuung und Fürsorge sollten die zahlreichen Parallelstrukturen, die besonders auch Hilfesuchende mit ihrer Unübersichtlichkeit abschrecken, zu einer einheitlichen Psycho-Sozialen Gesamtstrategie der Bundeswehr zusammengefasst und in einem zentralen Referat mit eigenem Unterbau etabliert werden. So sollen Veteranen und Behörden einen einzigen kompetenten Ansprechpartner haben.
Ein weiteres Thema war die „Moral Injury“, die für viele Betroffene besonders schwer zu überwinden ist, da sie ganz besonders mit Tabuthemen belastet ist. Betroffene Veteranen, die sich „wertlos“ und „moralisch zerstört“ fühlen, sind besonders stark suizidgefährdet. Die Runde äußerte hier den Wunsch nach einem Papier mit Ratschlägen für den Umgang mit Betroffenen.
Nach diesem intensiven Austausch ging es weiter mit Vorträgen aus dem PSKH-Netzwerk. Dazu gehörten Erfahrungsberichte von der Lotsentagung 2024 und des Veteranenbüros aus seinem ersten Arbeitsjahr, ebenso die aktuellen Entwicklungen im Leistungsrecht der gesetzlichen Unfallversicherungen. PTBS kann in Deutschland inzwischen sowohl als Arbeitsunfall als auch als Berufskrankheit anerkannt werden. Diese Entwicklung geht zurück auf die weitere Akzeptanz von psychischen Krankheiten in der Gesellschaft in den vergangenen Jahren.
Das BESSER-Konzept
Besonders intensiv war die Diskussion über das BESSER-Konzept, das beim Heer neu eingeführt wird. Dieses innovative Konzept dient als Handreichung beim Umgang mit psychisch belasteten Kameraden im Einsatz. BESSER steht für steht für Binden – Einstehen (den betroffenen Soldaten nicht alleine lassen) – Sprechen – Stabilisieren – Engagieren – Rückführen. Viele der Handlungsempfehlungen im BESSER-Konzept sind auch außerhalb des Einsatzes von Nutzen, so Tenor der Diskussion. So könnte das Besser-Konzept als Hilfestellung dienen, wie man auf psychisch geschädigte/leidende Kameraden zugehen kann, um sie zu unterstützen (z.B. im Umgang beim Flashback etc.). Während der Diskussion kam die Idee auf, dieses Konzept für Verwendung im zivilen Bereich anzupassen, etwa für den Reservistenverband. Der Vorschlag soll in künftigen Zusammenkünften des Netzwerks weiter ausgearbeitet werden, um dieses Konzept dann flächendeckend für alle PSKH-Beauftragten einzuführen.
Der fachliche Austausch fand unter der Leitung des Vizepräsidenten für Betreuung und Fürsorge, Oberst d.R. Dr. Klemens M. Brosig, statt. Die nächste Sitzung des PSKH-Netzwerks ist für das Frühjahr 2025 geplant.