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„Die Einschränkungen waren sehr groß”




Stabsfeldwebel Jens W. betreibt im zivilberuflichen Leben ein Fitness-Studio. Im telefonischen Interview schildert er seine Aufgaben während seines Reservistendienstes als Fitnesstrainer bei der Bundeswehr in Litauen.

Foto: Bundeswehr/Rosmoity

Oberstleutnant Stephan Wessel sagt: „Wir sind in der Corona-Krise weiterhin einsatzbereit.” Der Pressestabsoffizier der enhanced Forward Presence (eFP, verstärkte Vornepräsenz) Battle Group in Litauen macht trotz eines kurzzeitigen und mittlerweile beendeten Ausbruchs des Coronavirus im Verband keinen Hehl daraus, dass die Bundeswehr in Litauen ihre Aufgaben wahrnimmt. Das Signal auf der strategischen Ebene sei klar und eindeutig, fügt Wessel hinzu: „Wir bleiben hier und sind einsatzbereit, Covid-19 hin oder her. Mittlerweile trainieren die Soldatinnen und Soldaten wieder auf dem Übungsplatz, allerdings bleiben die Einheiten dabei noch unter sich. Sport ist ebenfalls wieder möglich.

Stabsfeldwebel Jens W. ist Fitnesstrainer und steht kurz vor dem Ende seines dreieinhalbmonatigen Reservistendienstes in Litauen. Im Interview spricht er über seine Aufgaben während seines Reservistendienstes und wie er die Coronavirus-Krise im Einsatz erlebt hat.

Ist das Ihr erster Einsatz als Reservist im Ausland?

Ja, das ist das erste Mal.

Welche Aufgabe haben Sie als Reservist innerhalb der eFP Battle Group in Litauen?

Ich übe auf dem Dienstposten eines Trainers Körperliche Leistungsfähigkeit (KLF) und bin für den Dienstsport mit allem, was dazu gehört, verantwortlich. Dazu gehört, dass ich Kurse anbiete, das Deutsche Sportabzeichen oder Leistungen der sogenannten „individuellen Grundfertigkeiten“ abnehme und Hilfestellung gebe, wenn die Kompanien Fragen haben. Wir haben ein Volleyballturnier zusammen mit den multinationalen Partnern geplant. Es sollten verschiedene Mannschaften gestellt werden. Die Bundeswehr ist nicht die einzige Nation hier in der eFP Battle Group. Es sind z.B. auch noch kroatische, niederländische, norwegische und tschechische Soldaten hier. So ein Sportevent dient auch dazu, sich untereinander enger zusammenzuschweißen. Aber das war dann nicht mehr machbar aufgrund der Coronavirus-Krise.

Welche Einschränkungen gab es noch?

Aufgrund der Corona-Krise war es uns nicht möglich, in den Fitness-Bereich zu gehen, wo die Geräte stehen. Die Soldaten konnten nur draußen innerhalb des Kasernengeländes Laufen gehen. Das hat meine Arbeit stark eingeschränkt. Wir haben aufgrund dieser Tatsache Sportkurse mit dem eigenen Körpergewicht, also ohne Fitnessgeräte, durchgeführt. Die Kurse haben wir in Absprache mit dem zuständigen Arzt angeboten. Wir wollten das Coronavirus so schnell wie möglich aus dem Kontingent haben. Aus diesem Grund gab es die Einschränkung, nicht mehr in die Fitness-Container zu gehen und die Geräte zu benutzen.

Wie haben Sie die Einschränkungen erlebt?

Die Einschränkungen waren sehr groß. Anfangs waren wir alle betroffen. Das heißt, wir waren 14 Tage in Quarantäne und durften unsere Stube nicht verlassen. Begonnen hat es damit, dass wir die Kaserne nicht mehr verlassen durften. Wir mussten uns auf unseren Stuben aufhalten. Das zerrt schon an den Nerven. Es war eine starke Umgewöhnung, weil wir das Essen teilweise auf die Stube gebracht bekommen haben. Wenn man freiheitsliebend ist, schränkt einen das doch stark ein.

Wie hält man so eine strenge Quarantäne aus, mit Sport auf der Stube?

Natürlich, hat das der eine oder andere mit Sport kompensiert. Das Gute ist aber, dass man die sozialen Kontakte, also die Kameraden um sich hat. Kameradschaft macht viel aus. Als die Quarantäne vorbei war, durften wir wieder Sport treiben. Der eine oder andere hat sich auch danach gesehnt, sich wieder zu betätigen. Zunächst durften wir aber nur zu Spaziergängen raus. Danach war Sport wieder möglich, aber eingeschränkt.

Konnten Sie auch wieder Ihrer Tätigkeit nachgehen?

So richtig hundertprozentig kann ich meiner Tätigkeit nicht wieder nachgehen. Ja, ich gebe den Leuten Tipps und sage ihnen, ob sie ihre Übung richtig ausführe und erstelle einen Trainingsplan. Wir haben eigentlich mehr im Angebot. Vor dem Coronavirus haben wir viele Kurse in der Halle angeboten. Das ist noch nicht möglich, weil wir in geschlossenen Räumen noch kein Sport treiben dürfen. In den Fitness-Zelten ist es hingegen wieder möglich, weil man diese öffnen und somit für eine gute Belüftung sorgen kann. Diese Fitness-Zelte werden auch wieder unter den Vorgaben des Arztes benutzt. Das heißt, es darf nur eine bestimmte Anzahl an Leuten im Zelt sein und die Geräte müssen vor und nach jedem Gebrauch desinfiziert werden.

Welche Erfahrungen bringen Sie als Reservist für den Dienst als KLF-Trainer mit?

In meiner aktiven Zeit war ich mehrmals an der Bundeswehr-Sportschule in Warendorf und habe dort unter anderem die Lehrgänge Fachsportleiter Kondition und Fitness, Gesundheitssport, Fußball, Volleyball und die Ausbildung Military Fitness absolviert. Privat bin ich Besitzer eines Fitness-Studios und gebe als Fitnesstrainer Kurse zur Gesundheitsprävention. Mir war es wichtig, als ich hergekommen bin, so etwas Ähnliches – also Kurse mit Dehn- und Stretch-Übungen – für die Kameradinnen und Kameraden im Stab anzubieten, sodass wir ein breites Sportangebot für die Soldatinnen und Soldaten hier haben. Zunächst haben wir allerdings die Leute gefragt, welche Sportkurse sie besuchen möchten und haben dementsprechend unser Programm aufgebaut.

Wo haben Sie während Ihrer aktiven Zeit als Soldat gedient?

Ich war zwölf Jahre Soldat auf Zeit, Panzergrenadierfeldwebel, zunächst beim Panzergrenadierbataillon 52 in Rotenburg an der Fulda in Hessen. Nach der Auflösung dieses Verbandes bin ich 2004 nach Marienberg in Sachsen zum dortigen Panzergrenadierbataillon 371 versetzt worden. Hier bin ich bis zu meinem Dienstzeitende 2010 geblieben und habe anschließend Fitnessökonomie studiert. Als ich die Truppe verlassen habe, bin ich der Bundeswehr in Form von Reservisten Dienstleistungen beim nicht-aktiven Panzergrenadierbataillon 909, das ebenfalls in Marienberg ansässig ist, treu geblieben.

Worauf achten Sie bei Ihren Trainingskursen für Soldaten?

Das Training muss so sein, dass sich jeder abgeholt fühlt. Das heißt, beim Sport für Soldatinnen und Soldaten in der Kampfkompanie reden wir nicht vom normalen Fitness-Training, sondern vom militärischen Training. Darunter sind Bewegungsabläufe, die die Soldaten in ihrem Alltag täglich brauchen. Das ist ganz individuell. Aufgrund der Einschränkung, dass wir keine Indoor-Kurse anbieten können, haben wir die Möglichkeit geschaffen über Cyberkurse Sportangebote zu schaffen. Wir sind nun dabei, in dieser Hinsicht ein Konzept zu entwickeln.

Ihr Reservistendienst neigt sich im Mai dem Ende zu. Wie geht es für Sie weiter?

Ja, ich fliege diesen Monat nach Hause.Dann muss ich noch einmal 14 Tage in Quarantäne, die ich zu Hause verbringe. Ich hoffe sehr, dass ich mein Fitness-Studio wieder öffnen kann. Und ich werde natürlich mit den Kameraden in Kontakt bleiben.

Welche Eindrücke nehmen Sie mit nach Hause?

Ich finde es gut, dass die Bundeswehr in den Auslandseinsätzen sehr viel Wert auf Sport und militärisches Training legt und den Soldaten dementsprechendes Equipment zur Verfügung stellt. Ich habe viele gute Erfahrungen mitgenommen, die ich nicht missen möchte.

Vielen Dank für das Gespräch!

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