Wo steht Deutschland in Sachen Heimatschutz? Dieser Frage näherten sich die knapp 30 Teilnehmenden der Reservistenarbeitsgemeinschaft (RAG) Bundestag, die der Einladung des Vorsitzenden Dr. Kristian Klinck MdB ins Paul-Löbe-Haus gefolgt waren. „Wir haben die Reserve in den vergangenen Jahrzehnten häufig vor allem in der Amts- und Katastrophenhilfe eingesetzt. Das wird sich jetzt ändern: Wir werden sie künftig einsetzen für die Verteidigung kritischer Infrastruktur“, sagte einleitend Kapitän zur See Frank Fähnrich, Abteilungsleiter Planung im Territorialen Führungskommando der Bundeswehr.
Sechs Heimatschutzregimenter, die Hälfte wird bis Ende des Jahres aufgestellt sein, stellen die Basis des Heimatschutzes dar. Ihnen werden insgesamt 42 Heimatschutzkompanien angehören. „6.000 Reservisten, das ist die Größe, mit der wir hier arbeiten werden“, so Fähnrich. Bis 2025 soll die Aufstellung abgeschlossen sein. Mit Blick auf die Planung, wird jeder einzelne davon gebraucht, so Fähnrich. „Die Aufgaben, die vor uns liegen, fordern nicht nur die Bundeswehr, da sind der zivile Sektor wie auch die Reservisten gefragt.“
Dem kurzen Grundlagenvortrag folgte eine breite Diskussion über die Herausforderungen, aber auch über mögliche Stolpersteine auf dem Weg zum einsatzfähigen Heimatschutz. Die zahlreichen Fragen der Abgeordneten und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter drehten sich um Themen wie das Freiwilligkeitsprinzip, Freistellung durch Arbeitgeber, Ausrüstung, Bürokratieabbau und Personalgewinnung. Sie zeugten von Interesse und Problembewusstsein. Ihre Expertise brachte auch Cordula Hedenkamp, neue Vizepräsidentin für Verbandsorganisation, ein. Sie betonte: „Durch die Aussetzung der Wehrpflicht scheiden heute weniger Soldatinnen und Soldaten aus, der Pool wird immer kleiner. Vor diesem Hintergrund sollten wir offen über das Thema Pflichtjahr diskutieren“, sagte die 26-Jährige und appellierte aus eigener Erfahrung in ihrer Beorderung, die Flexibilität in der Ausbildung von Reservisten durch mehr modulare Angebote weiter auszubauen, um mehr junge Menschen zu gewinnen.
Personalgewinnung wird für die Zukunft wohl eine der größten Herausforderungen, ist sich auch Verbandspräsident Prof. Dr. Patrick Sensburg sicher: „Mit 6.000 Reservistinnen und Reservisten im Heimatschutz ist es nicht getan, die Anforderungen an die Reserve müssen in der Gesamtkonzeption gesehen werden. Zusätzlich geht es um Spiegeldienstposten, Langzeitdienende und letzten Endes müssen wir ehrlich sein und auch über Feldersatz reden.“
Die Sitzung der RAG Bundestag machte deutlich: Der Wille ist da. Sowohl der militärischen Seite als auch den Angehörigen des Parlaments ist klar, dass es ohne eine gut aufgestellte Reserve nicht mehr geht. „Das war eine tolle Sitzung, in der wir durch die vielen Fragen und Wortbeiträge nicht nur Probleme an das Parlament adressiert haben, sondern wirklich in einen konstruktiven Austausch gekommen sind. Das wollen wir fortsetzen, um die leistungsfähige Struktur, die wir in der Fläche bereits haben, weiter zu stärken. Dafür gehen wir heute alle mit neuen, wichtigen Aspekten nach Hause“, schloss der Vorsitzende Klinck die Sitzung.
Die RAG Bundestag kommt quartalsweise zusammen, um sich aktuellen Themen rund um die Reserve der Bundeswehr zu widmen. Ihre Mitglieder sind Abgeordnete des Deutschen Bundestages und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die selbst Reservisten sind, zudem stehen ihre Sitzungen allen Interessierten aus dem parlamentarischen Raum offen. Ziel ist es, den direkten Austausch zwischen Politik, Bundeswehr und Reserve zu fördern und die Leistungsfähigkeit der Reserve nachhaltig zu stärken.